Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held
Kaisermünzen
insgesamt sechsundachtzig firaqanische Silberflammen zahlen
würden. Das wären mehr als elf Kupfermünzen
Differenzzahlung oder ›Prämie‹ für jede
rankanische Silbermünze. Tethras machte klar, daß Hanse
darüber hinaus von Perias etwas, das ›Zinsen‹
hieß, in Höhe von zwei Prozent erhalten würde.
Corstic, Tethras und Partner würden ihm zweieinviertel zahlen.
Das ergab auf die sechsundvierzig Flammen umgerechnet, die Hanse
erwähnt hatte, sechs Kupferstücke pro Jahr
zusätzlich.
»Für diesen Hut, den du so bewunderst, habe ich
fünf gezahlt«, sagte Tethras, um sein Angebot in eine
anschaulichere Form zu bringen.
Hanse hielt das Kinn gesenkt, damit Tethras nicht sehen konnte,
wie er schluckte. Was für glückliche Zeiten waren das doch
vor mehreren Jahren gewesen, als er das Zepter des Statthalters
gestohlen und gegen Lösegeld zurückgegeben hatte! Wie
herrlich war es doch, wie ein wohlhabender Mann behandelt zu werden,
mit dem man sich bemühte, ins Geschäft zu kommen!
Tethras war noch nicht fertig. Wenn Hanse sich
bereiterklärte, mindestens die Hälfte des Geldes, das er
für die Kaisermünzen bekam, für ein ganzes Jahr in
Tethras’ Unternehmen festzulegen, änderten sich alle
Berechnungen. Das ließ Hanse den Kopf heben.
»Wir würden die Kaisermünzen, die mehr Silber als
unsere enthalten, gerne haben«, erklärte Tethras.
»Wenn wir dir nicht sofort den vollen Betrag dafür geben
müßten, würden wir dich für das Entgegenkommen
bezahlen. Es würde uns nicht so gut gefallen, wenn wir dir die
Kaisermünzen abkaufen und du uns dann verläßt, um das
Geld bei Perias und Partnern anzulegen! Aber schließlich
brauchst du irgendeine Bank. Deshalb würden wir dir eine ganze
Flamme und zwölf Funken für jede deiner Münzen bieten
und dir einen Zins von zweieinhalb Prozent pro Jahr zahlen. Nenne mir
eine Gesamtsumme, und ich zeige dir, was du dabei in einem Jahr
verdienen wirst.«
Hanse nannte eine Zahl und dann eine andere, und der Gewinn war
einfach wunderbar.
Er, der begriffen hatte, daß er reich war, traf ein Abkommen
mit Tethras. Der Bankier hatte nichts gegen Hanses Bedingung
einzuwenden, den Öffentlichen Notar Blomis aufzusuchen. Tethras
ergriff seinen dunkelblauen Hut, dessen Krempe hinten und an einer
Seite hochgebogen war, und sie machten sich auf den Weg. Blomis war
wirklich sehr beeindruckt. Tethras war danach auch bereit, Hanse zu
Perias’ Geschäft zu begleiten, aber natürlich wollte
er ein paar Türen entfernt warten.
Perias war verständlicherweise abweisend und dann beleidigt,
zumindest verhielt er sich so. Hanse beharrte auf seiner Forderung
und verließ ihn mit seinem firaqanischen Silbergeld. Tethras
wartete tatsächlich noch auf ihn. Er stand bequem auf seinen
Beinen mit diesen riesigen Waden an eine Wand gelehnt, und Hanse
fand, daß er unter seinem prächtigen Hut beinahe malerisch
wirkte.
»Tethras«, sagte er nachdenklich, »du wirst mir
zweieinhalb Prozent Zinsen zahlen. Wie sähe es aus, wenn ich mir
von dir Geld leihen würde?«
»Die Zinsrate würde fünfzehn Prozent im Jahr
betragen«, sagte Tethras nüchtern.
»Ah«, machte Hanse. Er ließ nicht erkennen,
daß er zum erstenmal in seinem Leben begriffen hatte, wie
Bankleute Geld verdienten. Er fand, daß sie ruhig etwas mehr
hätten zahlen können…
»Und wie steht es jetzt mit den Kaisermünzen?«
fragte Tethras. Er lachte leise. »Je früher sie sich in
meinem Besitz befinden, mein Freund, desto früher wirst du an
den Zinsen verdienen!«
»Hmmm. Laß uns nachsehen, ob Mignureal auf dem Basar
ist. Wo könnte ich so einen Hut kaufen?«
Mignureal war zusammen mit Türkis im Inneren der Marktbude,
wo die ältere Frau eine Sitzung mit einem Kunden hatte. Hanse
wartete ungeduldig, während eine zappelige Zrena seinen neuen
Hut bewunderte. Auch Yashuar aus dem Nachbarstand bewunderte ihn.
Dasselbe taten Mignureal und Türkis, als sie aus dem
abgegrenzten Raum kamen, der für Türkis’ Arbeit
reserviert war. Hanse nahm Mignureal beiseite und fragte sie, ob sie
noch ihren Anteil ihres gemeinsamen Vermögens bei sich trug.
Sie machte einen merkwürdigen Eindruck, fand Hanse, aber sie
nickte. »Natürlich! Warum fragst du?«
»Gestern habe ich mit einem Wechsler ein Geschäft
gemacht«, erklärte Hanse, »aber nachdem ich heute mit
einem anderen gesprochen habe, habe ich meine Entscheidung
geändert. Wir tauschen unsere Kaisermünzen mit einem
hübschen Verdienst in Flammen um, Mignue,
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