Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
Vom Netzwerk:
wohl auch kaum geschafft.«
    Sie nickte, aber sie lächelte nicht dabei. »Ich hoffe,
daß ich mir das nie ansehen muß!«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wieso es dazu kommen
sollte«, erwiderte Hanse. »Nicht mit all den schönen
rankanischen Münzen, die wir mit uns herumschleppen. Wie auch
immer, sobald ich in den königlichen Gemächern war,
ließ ich Wunder aus dem Beutel heraus. Das nächste, woran
ich mich erinnere, war, daß ich mich Auge in Auge mit einer
Beynit befand, und ich wußte, daß ich so gut wie tot war.
Dann schreckte Wunder die Schlange auf und jagte sie in den Beutel
hinein, in dem er zuvor gesteckt hatte, und ich sage dir, ich habe
ihn so fest ich konnte zusammengeschnürt, einen Kopfkissenbezug
darum gewickelt und auch den wieder festgeschnürt. Dann
schnappte ich mir die Krone und ließ den Stab zurück, den
mir diese häßliche Göre gegeben hatte. Nur war diese
Göre in Wirklichkeit Eshi gewesen, und sie hatte etwas wirklich
Seltsames gesagt. Dann also…«
    »Ich kann ganz unmöglich daran glauben, daß dir
die Göttin Eshi erschienen ist, Hanse. Ich meine überhaupt,
Götter und Göttinnen! Wir S’danzo glauben nicht
einmal daran!«
    »Nun, wir Ilsiger und ich schon. Streite dich also am besten
gar nicht erst mit mir über das Thema, und mache vor allen
Dingen keine Witze darüber. Ich weiß es, Mignureal.
Ich habe gesehen, wie dieses häßliche, warzige, dürre
Mädchen plötzlich zu leuchten begann und unglaublich
schön wurde, und das weiß ich! Es war Eshi, die
personifizierte Schönheit und Schutzpatronin der Liebe. Und sie
sagte, uh…« Er versuchte es mit einer kleinen Lüge:
»Ich kann mich jetzt nicht mehr erinnern, was sie
sagte.«
    »Ich weiß, was sie sagte«, gab Mignureal mit
spröder Miene zurück. »Du möchtest es mir nur
nicht noch einmal erzählen. ›Geliebter‹, hmp!
Du hast mir erzählt, daß sie sagte: ›Nimm den Stab!
Hast du schon so schnell vergessen, Göttersohn…
Ge-Geliebter?‹«
    »In Wirklichkeit hat sie nicht gestottert«, sagte Hanse.
Wegen der blendenden Helligkeit hatte er die Augen zusammengekniffen
und starrte geradeaus.
    »Oh, halt den Mund!« fauchte Mignureal.
    »Um«, machte Hanse.
    Ungefähr vierzig Sekunden später sagte Mignureal:
»Und dann verschwand sie. Und als du den Stab auf das Bett der
Beysa geworfen hattest, verwandelte er sich in eine Schlange und
kroch unter die Laken.«
    Trotz der Hitze spürte Hanse, wie ihm eine Gänsehaut
über den Rücken lief. »Genau so ist es gewesen. Ich
hoffe, die Schlange hat sie gebissen. Vielleicht ist die Beysa jetzt
schon tot.«
    »Hmpf! Wenn die Schlange sie gebissen hat, ist sie
wahrscheinlich selbst am Gift der Beysa gestorben«,
vermutete Mignureal. »Wie geht es dir da drüben,
Wunder?«
    Wunder bewegte den Schwanz, als er seinen Namen vernahm, aber er
bequemte sich nicht dazu herüberzusehen. Er hatte sich bequem
auf dem Gepäck des Onagers zusammengerollt, so daß er
sicheren Halt hatte, und schien geradeaus zu starren. Allerdings
benahm er sich wie jede Katze, die in der Sonne liegt: er hatte die
Augen geschlossen, und sein Fell leuchtete wie eine Flamme.
    »Hübscher Bursche! Brav, Wunder«, sagte Mignureal
in dem unnatürlich hohen Tonfall, den die Menschen annehmen,
wenn sie mit Tieren und kleinen Kindern sprechen. »Was für
ein süßes, äh, riesiges Kätzchen.«
    »Sicher. Mignue?«
    »Was denn?«
    »Hör zu, ich hatte diese dürre Göre noch nie
zuvor gesehen, und ich bin ganz sicher nicht ihr Geliebter gewesen.
Und es ist auch nicht gerade wahrscheinlich, daß ich Eshis
Göttersohn bin! Sie muß damit irgend etwas anderes gemeint
haben. Eine Parabel oder so was, verstehst du? Wir wissen alle,
daß sich die Götter gerne geheimnisvoll geben. Und warum
auch nicht? Warum sollten sich die Götter so klar und deutlich
wie wir Menschen ausdrücken?«
    »Götter«, murmelte Mignureal ohne ihn
anzusehen.
    »Paß auf, ich habe dir gesagt, du sollst dich nicht
über die Götter lustig machen, oder über einen Mann,
der einen Gott gesehen hat. Wie würde es dir gefallen, wenn ich
dich von deinem Pferd herunterziehe und dir das Hinterteil
versohle?«
    Ihr Kopf unter der weißen Kapuze flog herum, und sie
musterte ihn aus großen, dunkelbraunen Augen. »Ich
würde es auf einen Versuch ankommen lassen!«
    »So, so! Hmm… Es ist jetzt ziemlich heiß.
Könntest du vielleicht noch bis zum Sonnenuntergang
warten?«
    Mignureal blickte fest in seine nachtschwarzen Augen, die so
finster

Weitere Kostenlose Bücher