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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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dreinschauen konnten, und ihre Lippen zuckten. Plötzlich
konnte sie sich nicht mehr beherrschen, sie brach in lautes
Gelächter aus, und Hanse stimmte mit ein. Das war etwas, worin
er noch nicht viel Übung hatte, aber es gelang ihm trotzdem
recht gut.
     
    Die Pferde und der Onager schleppten sich schwitzend dahin. Ihre
Reiter hingen schlaff in den Sätteln und schwitzten. Die Sonne
war ein Dämon, der direkt aus der Heißen Hölle
entsprungen war. Gestern war es genauso gewesen, und wahrscheinlich
würde es auch morgen wieder so sein. So waren dieses
Gelände und diese Reise: immer dasselbe. Wüste und Sonne,
Himmel und Sonne. Sie hatten nicht einmal gewußt, daß sie
hier diese Einöde vorfinden würden! Als sie Freistatt in
nordwestlicher Richtung verlassen hatten, waren sie über eine
Grassteppe geritten. Das Gras war immer struppiger und dann immer
spärlicher geworden. Und dann kam die Wüste. Dieser
gleichförmige, sich scheinbar endlos weit erstreckende Sand.
    Die Kartenzeichner sind eben auch nicht allwissend, hatte
Hanse gedacht, aber das machte es auch nicht besser.
    Abgesehen von einer weiteren dieser zickzackförmigen Spuren,
die, wie sie mittlerweile wußten, von einer Schlange stammte,
die sich auf eine ganz charakteristische Weise bewegte, sahen sie
keine weiteren Anzeichen von Leben. Nur wenn sie genau hinsahen,
erkannten sie andere sehr kleine Spuren. Es waren lediglich
dünne Striche auf dem gelblichen Untergrund, die vielleicht von
einer Insektenart stammten, die hier im Sand lebte. Keine
Fußspuren, weder von Mensch noch von Tier, waren zu sehen.
    Einmal sprang Wunder von Blödarschs oder Schätzchens
Rücken herunter, gab ein Geräusch von sich, das wie
»brrbllr« klang, als er auf dem Boden landete, eilte
wichtigtuerisch zu einem etwa daumengroßen Loch im
Wüstensand und untersuchte es. Nachdem die Pferde ungefähr
vierzig Schritte weitergelaufen waren, hatte er sie wieder eingeholt
und trottete neben ihnen her. Er sah zu Hanse auf.
    »Mrar?«
    »Nein, nicht hier! Du solltest nicht einmal daran denken,
hier hochzuspringen«, sagte Hanse, und Wunder tat es. Er kam mit
einem leise gurgelnden Geräusch auf. Mit Leichtigkeit und
unfehlbarer Sicherheit war er auf dem feuchten Tuch neben Hanses
Sattel gelandet. »Verdammt«, murmelte Hanse, aber Schwarzer
zuckte nur einmal kurz zusammen, sah sich mit einer Bewegung, die das
Zaumzeug klingeln ließ, halb um und trottete weiter.
    »Wenn er das bei mir und Inja versucht, schreie ich!«
verkündete Mignureal.
    »Das wird er nicht«, versicherte Hanse ihr. »Mach
dir keine Sorgen. Er ist ein Kater, der nur auf einen einzigen
Menschen fixiert ist.«
    »Es ist trotzdem sonderbar«, sagte sie und betrachtete
Wunder abschätzend. »Er ist ein bißchen
wankelmütig, meinst du nicht auch? Er war ausschließlich
auf Ahdio fixiert und bedeutete ihm sehr viel, denke ich mir. Dann
freundete er sich mit dir an, und gleich darauf marschiert er mehr
als zwei Tage und Nächte lang durch die Wüste, um bei dir
zu sein! Das ist nun überhaupt nicht typisch für
eine Katze, Hanse. Und jetzt heißt sein einziger Herr Hanse,
was?«
    Hanse zuckte die Achseln. Ohne hinzusehen griff er nach hinten und
streichelte den Rücken der großen roten Katze. »Hast
du es bequem, Wunder?«
    Bei der Berührung begann Wunder sofort zu schnurren.
    »Wußtest du, daß ich Katzen früher nicht
leiden konnte?« fragte Hanse. »Überhaupt
nicht.«
    »Ja, Hanse, ich weiß.«
    »Jedes Tier, das einen Menschen in Grund und Boden starren
kann, müßte verboten werden, habe ich immer
gesagt.«
    »Ich erinnere mich.«
    Hanse seufzte und warf seinen Kopf mit einer kurzen, ruckhaften
Bewegung herum. »Wunder ist anders.«
    Er überlegte sich, daß der Kater offensichtlich
über genug Verstand oder Rücksichtnahme verfügte, um
sein natürliches, katzenhaftes Verhalten zu unterdrücken,
mit ausgefahrenen Krallen aufzuspringen, denn sonst würde der
Schwarze wahrscheinlich immer noch galoppieren. Nun trottete der
Rappe unbekümmert dahin, obwohl er eine Katze auf dem
Rücken trug, die ihm schneller ihre langen, messerscharfen
Krallen in das Fell schlagen konnte, als er auch nur hätte
blinzeln oder mit den Ohren zucken können.
    Wunder schnurrte.
    Sie trotteten an einer Stelle vorbei, an der ein paar stachlig und
kümmerlich aussehende gelbliche Pflanzen wuchsen, und einen
kurzen Augenblick später zerrte der Onager an seinem Seil.
»Halt mal einen Moment lang an«, sagte Hanse.
»Blödarsch hat

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