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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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sah
beinahe so aus, als wollte er lächeln. Er nickte. Spontan
streckte er seinen Arm nach ihr aus und drückte ihre Hand. Ein
paar Münzen fielen klimpernd zu Boden.
    »Gut! Laß uns die Münzen jetzt überall in
unseren Kleidern verstecken und überlegen, wo wir sie sonst noch
verbergen können. Das Wichtigste ist, sie so zu verpacken,
daß sie nicht hörbar gegeneinander schlagen. Wir
können natürlich einige einzeln einpacken, aber wir
können auch ein paar andere in einem Taschentuch oder einem
Stück Stoff so fest einwickeln, daß sie keine
Geräusche mehr verursachen.«
    Sie blickte sich um. »Hanse? Machst du dir… über
irgend etwas Sorgen?«
    »Nein, aber hier draußen sind wir alleine und werden
bald, so hoffe ich wenigstens, eine Stadt erreichen. Da erscheint es
mir vernünftig, das Geld zu verstecken, das ist alles. Glaubst
du, daß du ohne deine Schürze auskommst und zehn
Münzen ganz fest in einem Ende verschnüren
kannst?«
    Während sie das tat, fragte sie: »Warum gerade Silber,
Hanse? Wenn du die gleiche Summe in Gold bekommen oder eingewechselt
hättest, hätten wir bestimmt weniger zu
schleppen.«
    »Und es wäre auch um einiges auffälliger, schwerer
zu wechseln und würde mich sehr schnell zu einer prächtigen
Zielscheibe machen«, entgegnete Hanse. »Stell dir mich in
Freistatt vor, Mignue. Was hatte Hanse, die Wanze, denn mit Gold zu
schaffen? Es hätte nur überall die Aufmerksamkeit aller
Leute erregt.«
    Der Blick, den sie ihm zuwarf, zeigte ihm, daß sie ihn
für seine Überlegungen bewunderte. Dann schlang sie einen
festen Knoten in ihre Schürze.
    »Fertig. Sieh her, ich kann es auch gleich hier reinschieben,
und niemand wird darauf kommen, wo es steckt.« Sie schob die
Hand mit dem Münzpäckchen tief zwischen ihre
Brüste.
    »Schluck«, sagte Hanse und sprach das Wort ganz deutlich
aus. Dann fügte er hinzu: »Warum hast du mir nicht gesagt,
daß du es dort haben wolltest? Ich wäre dir gerne
behilflich gewesen.«
    Mignureal sah ihn eine Weile an, und ihr Gesicht war todernst,
während sie sich seinen halb scherzhaft gemeinten Vorschlag
ausgiebig überlegte. Dann beugte sie sich zu ihm hinüber.
»Hier. Bedien dich.«
    Er schluckte. Er küßte sie auf die Nase und sagte:
»Wenn ich meine Hand da reinstecke, werden wir hier
überhaupt nicht mehr wegkommen.« Und großspurig und
mit verstellter Stimme versprach er: »Später,
Mädel.«
    Er erhob sich und schob ein paar Münzen in die Rolle hinter
seinem Sattel. »Ruhig, Schwarzer. Was ist los? Riechst du da
vorne Gras oder Wasser, mein Junge? Ist es das?«
    In dem kümmerlichen Schatten, den ihre Pferde ihnen
spendeten, hatten sie ihre vergnügliche Tätigkeit gerade
zur Hälfte hinter sich gebracht, als das Geräusch
donnernder Hufe sie äußerst unsanft aus ihrem Geplauder
riß. Im selben Moment war Hanse auch schon auf den Beinen und
stopfte den Strumpf, in dem er gerade acht Münzen
verschnürt hatte, in den Brustausschnitt seiner Tunika. In
seiner anderen Hand blitzte bereits eine silberne Klinge auf. Dann
erblickte er drei Pferde, die einen genau bemessenen Abstand
voneinander hielten und vier Männer in schmutzigweißen
oder blassen, verblichenen grünen Gewändern trugen. In
einem Hagel aus Staub und Sand brachten sie ihre Pferde aus vollem
Galopp zum Stehen.
    Hanse blickte direkt auf drei gespannte und erhobene
Armbrüste.
    »Ah, dasch schient aber nach ’ner Menge Ärger
un’ Arbeit für euch schwei Kleinen ausch«, sagte
einer, der einen perfekten Spitzbart trug, in einem Akzent, den Hanse
nie zuvor gehört hatte. »Lascht euch helfen mit diesch
schönem Schilber.«
    »Gansch ruhig, Junge«, warnte der Mann drei Fuß
links vom ersten. »Lasch einfach fallen Wurfmescher und schieh
mit deiner anderen Hand ausch Tunika, wasch du gerade hascht
hineingeschteckt. Wenn schie wieder herauschkommt mit anderem alsch
Päckchen ausch grünem Schtoff, wirscht du Schtahlpfeil in
deinem Knie haben. Oder vielleicht im Bauch.«
    »Bruscht«, korrigierte einer seiner Kameraden.
    Hanses erster Gedanke war typisch für Nachtschatten, er war
wütend auf sich selbst. Nur weil er sich mit Mignureal
vergnügt und mit dem Geld gespielt hatte, hatte er für
einen Augenblick in seiner gewohnten Wachsamkeit nachgelassen. Sein
nächster Gedanke war schlimmer und jagte ihm noch mehr Angst
ein. Mignureal!
    »O Hanse!«
    »Keine Angscht, schüschesch Ding«, sagte der erste
Mann und glitt von seinem Pferd, wobei sein langes Gewand aus fast
weißer

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