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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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Sattel hin und her, schlug dem Pferd die
Fersen in die Flanken, schnalzte mit der Zunge und pfiff. Der Graue
zeigte nicht die geringste Bereitschaft, sich auf die Lücke
zuzubewegen, die Hanse im Pferch geschaffen hatte. Dann fiel Hanse
wieder das letzte Wort ein, das er draußen in der Wüste
von Quesh gehört hatte.
    »Haiya!« rief er laut.
    Nur der hohe Sattel verhinderte, daß er rückwärts
vom Pferd stürzte, als das sehnige Tier in den Hinterbeinen
einknickte, um wie der Blitz loszupreschen. Wie vom Katapult
geschleudert, oder als wäre es von einem Dutzend Hornissen
gleichzeitig ins Hinterteil gestochen worden, schnellte es auf die
Öffnung in der Umzäunung zu. Hanse klammerte sich fest.
    Das Pferd raste aus dem Pferch und folgte einem Pfad. Er
schlängelte sich in vielen Windungen durch den Wald, doch Hanse
war viel zu sehr damit beschäftigt, sich festzuhalten, als
daß er einen Gedanken an die klugen Vorkehrungen der Tejana
verschwendet hätte. Durch die vielen Windungen zwischen den
Bäumen ließ der Pfad vom anderen Ende keinen
Rückschluß darauf zu, wohin er führen würde.
Hanse war sicher, hinter sich das Trommeln von Hufen zu hören,
aber er wagte es nicht, sich umzudrehen. Er war vollauf damit
beschäftigt, sich im Sattel zu halten. Er hoffte
inbrünstig, daß Wunder nicht auf dem Pfad herumlief oder
sich zumindest nicht in der unmittelbaren Nähe der
vierundzwanzig hämmernden Hufe befand.
    Aus vollem Lauf brach der Graue zwischen den Bäumen hervor
und galoppierte auf die Grasebene hinaus, die sich zwischen der
Wüste und dem Streifen mit dem verkümmerten Gras
erstreckte. Als Nachtschatten heftig an den Zügeln zerrte,
wandte sich das Tier nach links und rannte nach Osten.
    »Du kannst jetzt langsamer werden, Pferd, verdammt noch
mal!«
    Diese Worte kannte der Graue nicht, und anscheinend verfügte
er über ein Eisenmaul und einen eisernen Willen. Er rannte
einfach weiter, als wollte er es mit dem Wind aufnehmen. Nachdem er
sich versichert hatte, daß er die Zügel fest in der Hand
hielt und einen guten Halt am Sattelknopf hatte, drehte sich Hanse
halb herum. Er lächelte. Die anderen Pferde folgten. Gesattelt
und gezäumt, mit im Wind fliegenden Mähnen und Schweifen
rasten sie dahin, als befänden sie sich auf einer Jagd.
    Er konnte den Mann vor der Baumreihe zu seiner Linken nicht
erkennen, aber er hörte nur zu deutlich, wie er etwas in der
Sprache der Tejana rief. Es mußte ein anderer Befehl gewesen
sein, denn im gleichen Moment änderte der Graue schlagartig die
Richtung und trug Hanse mit voller Geschwindigkeit auf den neben den
Bäumen knienden Mann zu. Twel hob seine Armbrust und visierte am
Pfeil entlang, als hätte er alle Zeit der Welt. Anscheinend
hatte der Schreck über den entsetzlichen Lärm den vierten
Tejanit nicht nur aufgeweckt, sondern ihn auch schlagartig wieder
nüchtern werden lassen.
    Hanse zerrte an den Zügeln und versuchte, sich auf dem
Rücken des Pferdes, das ihn geradewegs der Katastrophe
entgegentrug, so klein wie möglich zu machen. »Nach rechts,
verdammt, lauf nach rechts! Mach schon, Pferd! Er kann mich gar nicht
verfehlen!«
    Das war eine Tatsache. Twel konnte ihn nicht verfehlen. Hanse war
schon tot. Doch dann erkannte er den wahren Grund, warum Enas
für den Erfolg dieses Unternehmens und für Hanses
Überleben notwendig gewesen war. Der Onager brach im blinden
Galopp aus den Bäumen und Büschen hervor und rannte Twel
direkt über den Haufen. Enas schien es gar nicht zu bemerken,
und er blökte dabei ohne Unterlaß. Twels Schrei ging in
diesem Lärm unter.
    Die Armbrust entlud sich. Hanse hörte das helle Zischen des
Bolzens und biß die Zähne zusammen. Doch weder sah noch
fühlte er das Geschoß, es schoß ungezielt davon, als
Twel zu Boden gerissen wurde. Im gleichen Moment entschied sich das
graue Pferd unter Hanse auch wieder, dem Zug an seinem rechten
Zügel Beachtung zu schenken. Es wandte sich wieder vom Wald ab
und eilte genau nach Osten.
    »Enas! Guter, alter Enas! Braver Junge, Blödarsch! Hier
entlang!« Hanse warf einen kurzen Blick zurück.
»Paß auf, daß du nicht von meiner Pferdeherde
überrannt wirst!«
    Mit zurückgelegten Ohren und fliegendem Schweif reihte sich
Enas in die wilde Jagd ein. Wie die sechs anderen Pferde. Und wie
Wunder. Die Geschwindigkeit des Katers war unglaublich. Links von
Hanse raste er dicht neben Enas in langen Sätzen dahin und
wirkte dabei wie eine Wildkatze auf Beutejagd. Und dann sprang er
auch aus vollem

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