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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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wußte, daß es
Wunder war, ein anderer Schatten, der sich geräuschlos durch den
Wald bewegte. In der Finsternis war er überhaupt nicht mehr
rot.
    Nachdem Hanse Enas locker an einen jungen Schößling
gebunden hatte, damit der dämliche Esel glaubte, er könne
nun nicht mehr fort, waren Mann und Katze beinahe halb um die
Lichtung herum gekrochen, die das Lager der Tejana beherbergte. Ein
einzelnes kurzes und verhaltenes Wiehern hatte ihm verraten, wo sich
die Pferde befanden, und er wußte, daß er jetzt ganz nahe
bei ihnen war. Natürlich trugen diese nomadisierenden Diebe, die
ihre Frauen verlassen hatten, das Silber mit sich. Er hatte es
klimpern hören, während sie sich darüber unterhielten
und lachten – und er hatte sie belauscht und dabei vor Wut
gekocht. Er hatte es auch aufblitzen sehen, als Shink die Münzen
genüßlich und beinahe geifernd zählte. Die
Satteltasche war nirgendwo zu sehen. Vielleicht hatten sie sie
weggeworfen. Durch die Jahre im Brunnen und die anschließende
Trockenheit der Wüste war sie ziemlich rissig geworden.
    Während der langen Zeit, die er durch den Wald gegeistert
war, hatte er Muße gehabt, ausgiebig nachzudenken und sich sein
weiteres Vorgehen vernünftig zu überlegen. Seine Erfahrung,
alleine und gleichzeitig gegen vier Männer zu kämpfen, war
gleich Null. Er schätzte seine Chancen, bei einem solchen
Unternehmen zu entkommen, alles andere als hoch ein. Deshalb war er
zu folgender Entscheidung gelangt: Da sich ihm die nicht eingeplante
und günstige Gelegenheit bot, wollte er die Pferde stehlen und
die Schweine das Geld behalten lassen. Wie Mignue gesagt hatte,
hatten sie und er immer noch eine ganze Menge. Und außerdem
waren Pferde genauso gut wie bares Geld.
    Er wollte die Pferde. Er wollte die gesattelten Pferde. Die
anderen würde er fortjagen. Sollten die Tejana zu Fuß
gehen. Zumindest steckten sie nicht mitten im von der Sonne
ausgedörrten Sand fest!
    Mit zusammengekniffenen Augen verharrte der geräuschlose
Schatten in vollkommener Bewegungslosigkeit, während seine
nachtschwarzen Augen das Lager nach den anderen Männern
absuchten. Ah, ja. Twel schien zu schlafen, sehr gut. Da hinten waren
Aksar und Quesh, da drüben in der Dunkelheit, weit vom Feuer
entfernt, und sie saßen wirklich sehr dicht beieinander und
tuschelten.
    So ist das also, dachte er, aber er unterdrückte schon
im Ansatz den Impuls, den Kopf zu schütteln.
    Nachtschatten hatte gelernt, solche automatischen Reflexe zu
unterdrücken, wenn er sich auf der Jagd oder auf einer
Diebestour befand. Er kontrollierte die Reflexe, anstatt sich von
ihnen kontrollieren zu lassen. Klauer hatte ihm das beigebracht, er
hatte sie Gegen-Flexe genannt. Es hatte seinen Schüler eine
Menge blauer Flecke gekostet – selbst als der Schüler schon
besser als der Meister gewesen war.
    So ist das also! Deshalb können die Tejana so lange Zeit
von ihren Frauen getrennt verbringen und das anscheinend auch
noch genießen – sie genießen es tatsächlich.
Denn sie lieben einander.
    Nun, das sollte die beiden noch eine Zeitlang beschäftigen.
Sehr gut!
    Das Problem war, daß er Shink nicht länger sehen
konnte. Er hatte gehört, wie Quesh Shink befohlen hatte, nach
den Pferden zu sehen, nachdem eins von ihnen einen leisen Laut von
sich gegeben hatte. Er hatte Shinks Einwände und den
anschließenden Streit gehört. Wahrscheinlich hat eins
der Pferde Enas gewittert, hatte Nachtschatten gedacht und war
etwas schneller um den äußeren Rand des Lagers herum
gehuscht, während sich die beiden Männer lautstark
gestritten hatten.
    War Shink also jetzt bei den Pferden?
    Queshs und Aksars Ersatzbefriedigung ist der jeweils andere,
Twels Ersatzbefriedigung steckte in seinem Becher. Und Shink?
Vielleicht waren es bei ihm die Pferde!
    Er unterdrückte den Impuls zu lächeln und dachte: Arme
Pferde!
    Lautlos wie ein Schatten inmitten der Finsternis und anderen
Schatten näherte sich Nachtschatten den Pferden.
    Als er auf den glatten Stamm eines jungen Baumes stieß, der
in halber Höhe eine waagerechte Absperrung bildete, wurde ihm
klar, daß die Tejana dieses Lager öfters wenn nicht gar
ständig benutzten. Sie hatten sich die Mühe gemacht, einen
richtigen Pferch für ihre Pferde zu bauen. Dann hörte er,
wie sich eins bewegte und erkannte die Silhouette des Pferdes auf der
anderen Seite des Balkens. Nachtschatten bewegte sich am Balken
entlang, bis er, wie er vermutet hatte, auf einen senkrechten Pfosten
stieß. Er nickte

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