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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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verdächtigen
Geräusche vernehmen. Um sie herum waren nur Bäume,
Büsche und Schatten, alles schwarz und grau. Es widersprach zwar
Hanses Wesen, aber schließlich konnte er nicht mehr umhin zu
sagen:
    »Mignue… ich kann nicht mehr weiterreiten. Ich habe
gehört, daß man im Sattel schlafen kann, und das hört
sich gut an. Aber ich werde immer wieder ruckartig wach, kurz bevor
ich vom Pferd falle! Wir sollten lieber Rast machen und eine kleine
Pause einlegen. Wir können dafür sorgen, daß uns die
Pferde aufwecken – wenn die Notwendigkeit bestehen sollte,
daß wir aufwachen müssen.«
    »Wir sind gerade an einer Lichtung rechts von uns
vorbeigeritten«, sagte sie, weil sie glaubte, er hätte
gedöst und die Lichtung deshalb nichtgesehen. »Nur ein paar
Schritte hinter uns. Laß uns dort für den Rest der Nacht
unser Lager aufschlagen.« Und für den Tag, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Das taten sie auch. Irgendwie schleppte sich Hanse über die
halbkreisförmige Lichtung und hielt sich lange genug wach, um zu
erledigen, was getan werden mußte. Sie luden ihr Gepäck
vom Packpferd und banden es und die anderen Tiere so an, daß
sie noch genügend Bewegungsfreiheit hatten. Als das erledigt
war, erkundigte sich Mignureal, ob Hanse noch etwas essen wollte. Als
sie keine Antwort bekam, drehte sie sich um, um nachzusehen, was los
sei. Sie mußte nicht zweimal hinsehen, um festzustellen,
daß er bereits eingeschlafen war.
    Lächelnd betrachtete sie Nachtschatten, der, immer noch in
seiner Arbeitskleidung, mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem
Boden lag. Sie wollte irgend etwas für ihn tun, doch sie
wußte, daß er nicht einmal mehr eine Decke brauchte.
Schließlich legte sie sich in voller Kleidung neben ihm ins
Gras.
    Eine Hand auf seinen Körper gelegt, lag sie neben ihm und
schaute in den Himmel, der immer heller wurde. So schlief sie endlich
ein.
     
    Mignureal wachte noch vor Hanse auf. Eine Zeitlang lag sie so da
und freute sich über die Muster, die die Sonne in das Laubwerk
zauberte, und über die Zweige, die hübsche Formen und
Figuren gegen den Himmel bildeten. Da sie der Meinung war, daß
ihr heldenhafter Nachtschatten nach den Unternehmungen der letzten
Nacht seinen Schlaf brauchte, setzte sie sich vorsichtig auf, um
keinen Lärm zu machen. Sie war gerade rechtzeitig aufgewacht, um
Wunder aus dem Wald zurückkommen zu sehen. Er blieb stehen, um
die kleine gefleckte Katze zu beobachten. Sie schnüffelte herum
und erforschte nur die unmittelbare Umgebung, während Wunder den
Wald durchstreift haben mußte. Wahrscheinlich hatte er sich an
Vögel herangepirscht, und anscheinend hatte er damit keinen
Erfolg gehabt.
    Plötzlich verharrte die kleine Katze mitten in der Bewegung,
eine Pfote immer noch erhoben, und drehte den Kopf, um den Blick des
größeren Katers zu erwidern.
    Da sie Ärger und Lärm befürchtete, der Hanse
aufwecken könnte, erhob sich Mignureal so leise wie möglich
und ging zu den Katzen. Dabei bemerkte sie, daß die Pferde
schon seit geraumer Zeit frühstückten. Das Gras um sie
herum war ziemlich abgefressen, und etlichen Zweigen fehlten mehrere
Blätter. Inja wieherte. Im Vorbeigehen tätschelte Mignureal
die weichen Nüstern des Pferdes und hob die farbenfrohe Katze
auf. Sie streichelte das kleine Tier und ging so weit in den Wald
hinein, bis sie einen großen Baum zwischen sich und das
behelfsmäßige Lager gebracht hatte. Dort verrichtete sie
ein wichtiges natürliches Bedürfnis. Sie ließ die
gescheckte Katze zurück, die immer noch eifrig und voller
Begeisterung auf dem weichen Moosboden herumscharrte.
    Als Mignureal ins Lager zurückkehrte, setzte sich Hanse
gerade auf und gähnte. Sie eilte zu ihm und kniete sich neben
ihm hin, um ihn zu umarmen.
    »Einer von uns ist gerade am verhungern«, sagte er und
gähnte wieder.
    »Zwei von uns«, sagte sie lachend und fügte hinzu,
»und wahrscheinlich noch einige mehr. Wir haben eine ganze
Tierherde, vergiß das nicht.«
    »Einen Zoo«, grunzte er. Er blickte sich um. »Wo
ist das S’danzo-Kätzchen?«
    Das ließ sie wieder kichern. »Im Wald. Es scharrt
herum, nachdem es ein wichtiges Morgengeschäft erledigt
hat.«
    »Gute Idee«, sagte Hanse und erhob sich. Er streckte
sich geschmeidig und verschwand aus den gleichen Gründen wie
Mignureal zwischen den Bäumen.
    Als er zurückkehrte, erwartete ihn nicht gerade ein Festmahl.
Es gab wieder Brot, Datteln und kalten Trockenfisch, der beim
Trocknen viel zu salzig geworden war. Nun,

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