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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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führte.
    An dieser Stelle war das klare Wasser nicht tief, es strömte
über Steine, die es im Laufe der Jahre glattgeschliffen hatte.
Das gegenüberliegende Ufer war nur etwa ein Dutzend Fuß
entfernt und stieg steiler an als das Ufer auf dieser Seite. Da die
Bäume nicht bis an die Ufer wuchsen, erreichte die Sonne hier
den Boden, sprenkelte das Gras und ließ das Wasser wie Silber
glänzen. Nahe am Wasser ragten ein paar knorrige Wurzeln aus der
Erde.
    Für die beiden Stadtmenschen wurde eins der Standardklischees
der Geschichtenerzähler wahr: Sie befanden sich auf einer
idyllischen Waldlichtung am Ufer eines gluckernden und
plätschernden Baches, der durch einen tiefen Wald floß.
Selbst hier im Sonnenschein kühlte er die Luft.
    Hanse war noch nicht ganz vom Pferd gestiegen, als er bereits
Fische, so groß wie seine Hand, sah, die über ihren
eigenen Schatten im Wasser dahinhuschten. Sofort kam ihm ein
wunderbarer Gedanke. Er schloß die Hand fester um den
Zügel und zerrte das alte Eisenmaul vom Wasser zurück,
obwohl es heftig mit dem Kopf auf und ab nickte. Er sah
stromaufwärts, wo er einen tieferen Teich im Bachlauf erblickte.
Seine Lippen verzogen sich zu der Andeutung eines Lächelns, und
das war mehr, als die meisten Leute bei ihm, den man Nachtschatten
nannte, gesehen hatten, bevor er zusammen mit Mignureal fortgegangen
war.
    »Wie entzückend!« klang ihre Stimme auf, und er
wandte sich nach ihr um.
    Sie lächelte strahlend mit einem mädchenhaft erstaunten
Gesichtsausdruck. Hanse fand, daß sie einfach wunderschön
aussah. Er ließ die Zügel des Grauen los und ging zu ihr,
um ihr seine Hände entgegenzustrecken. Diese Geste und die
Schönheit der Umgebung beendeten ihre Feindseligkeit.
Glücklich gestattete Mignureal ihm, ihr vom Pferd zu helfen, und
preßte sich mit schwingenden und rauschenden Röcken an
ihn.
    »Ich habe Fische gesehen«, sagte Hanse.
»Wahrscheinlich lauern auch noch ein paar saftige
Flußkrebse zwischen den Felsen im Wasser. Mit etwas Glück
können wir vielleicht zur Abwechslung eine richtige
Fischmahlzeit haben.«
    »Oh!« Sie schaute entzückt ins Wasser. Dann wurde
sie wieder ein wenig ernster. »Hanse? Weißt du denn, wie
man Fische und Flußkrebse fängt?«
    Hanse zuckte die Achseln. »Ich schätze, ich bin schnell
genug, um Flußkrebse zu fangen. Und was die Fische betrifft,
wenn ich mich hinkauere und ganz ruhig warte, müßte ich
einen mit dem Messer aufspießen können, wenn er an mir
vorbei schwimmt.«
    »Warte mal, ich habe gehört, daß man dazu eher
einen Speer benutzt. Vielleicht einen spitzen Stock?«
    »Hmm. Vielleicht einen Stock mit einem Messer an der Spitze,
das gut festgebunden wird. Gute Idee.«
    Sie ließen die Pferde und den Onager saufen, sahen zu, wie
die Katzen wieder erschienen und in der Gegend herumschnüffelten
und hielten die Pferde von dem stromaufwärts gelegenen Teich
fern. Hanse fand genau den langen, geraden, etwa zwei Finger dicken
Ast, den er für den Speer brauchte, und hackte ihn ab.
Während er sich damit abmühte, eins der flachen Wurfmesser
an einem Ende zu befestigen, gab Mignureal, die barfuß und mit
gerafften Röcken im Wasser herumwatete, Laute des
Entzückens von sich. Die Katzen warfen ihr von Zeit zu Zeit
einen verständnislosen Blick zu, als wollten sie sagen,
Mignureal müßte völlig den Verstand verloren
haben.
    Daran dachte Hanse überhaupt nicht. Die Blicke, die er ihr
zuwarf, galten ihren nackten Beinen.
    Und dann erwischte Mignureal den Flußkrebs.
    Es war ganz einfach. Der Flußkrebs erwischte sie. Die
Miniaturausgabe eines Hummers hatte ihre bloße Zehe gesehen,
sie wahrscheinlich für eine Bedrohung oder eine Schlange
gehalten und mit einer überdimensionalen Schere zugezwickt.
Mignureal quietschte und schleuderte den Fuß so heftig aus dem
Wasser, daß es spritzte, und der Krebs ließ im falschen
Augenblick los. Er flog Hanse gegen das Bein und fiel triefend und
mit einem klatschenden Geräusch auf den Boden. Hanse fing ihn
schnell ein.
    »Das ist wunderbar, Mignue!« rief er. »Fang gleich
noch ein paar!«
    Nach einem kurzen bösen Blick begann sie zu lachen. Die
gereizte Stimmung, die zwischen ihnen geherrscht hatte, löste
sich endgültig und war verschwunden.
     
    Zwei Stunden später hatte Mignureal drei winzige
wildwachsende Zwiebeln und einen schönen Vorrat an Brennholz
zusammengesammelt. Sie legte das Holz an einer Stelle ab, an der
offensichtlich schon andere vor ihnen Feuer gemacht hatten.
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