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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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hatte sie mehrere Kleidungsstücke gewaschen und
sie überall herum zum Trocknen aufgehängt. Die Pferde
standen mittlerweile schläfrig beisammen, Wunder döste vor
sich hin, und die gescheckte Katze lag da und musterte Wunder. Hanse
war schon zweimal von Krebsen gezwickt worden, einmal seitlich an der
Hand und einmal in den Finger, und er hatte sich einen Zeh blutig
gestoßen. Es gelang ihm, einen weiteren Flußkrebs mit
einer schaufelnden Bewegung auf das Gras zu schleudern.
Außerdem prellte er sich noch den großen Zeh und
verletzte sich leicht mit einer Hand an den stachligen Flossen der
Fische. Drei Fische hatte er mit seinem Speer verfehlt.
    Mignureal war das wirklich egal, sie genoß es zuzusehen, wie
er mit nackten Beinen und nur mit seinem Lendenschurz bekleidet durch
das Wasser watete. In seiner Kleidung wirkte er dünn und hager,
doch ohne sie war er erstaunlich muskulös. Sein Bizeps und seine
Wadenmuskeln waren gut entwickelt, sie hatten diese Kompaktheit, die
sich alle Männer wünschen.
    Und dann spießte er einen Fisch auf. Nachdem er die
Erfahrung gemacht hatte, wie schwer es war, war er unglaublich stolz.
Unglücklicherweise erschien Mignureal dieser
weißbäuchige Vertreter seiner Art mit dem rotbraunen
Rücken nur so lang wie eine Hand.
    Hanses stolzer Gesichtsausdruck war langsam einer Miene der
Ernüchterung gewichen, als sich ein weißlicher Schemen
direkt über seinen Füßen wand. Er stieß einen
aufgeregten Schrei aus. Mit einer Bewegung, die so schnell war,
daß Mignureal sie kaum mitverfolgen konnte, bückte er
sich, riß den Fisch inmitten einer spritzenden Fontäne aus
dem Wasser und schleuderte ihn an Land. Alles mit einer einzigen
Bewegung.
    Mignureal blinzelte immer noch fassungslos über die
unglaubliche Schnelligkeit ihres Geliebten.
    Da der Fisch groß genug war, um der Großvater des
anderen zu sein, wie Mignureal sich ausdrückte, war Hanse noch
stolzer als zuvor.
    »Vielleicht sollte ich einfach hier stehen bleiben und darauf
warten, daß noch einer vorbeiflitzt«, sagte er und
versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken. So wie Mignureal jetzt
aussah, gefiel sie ihm wesentlich besser; mit weniger Kleidern wirkte
sie beinahe zierlich.
    Mignureal sprach nicht laut aus, was sie sich dachte: Du
könntest da auch stehen bleiben und warten, bis du verhungert
bist. Laut sagte sie: »Nachtschatten! Schneller als der
schnellste Fisch!«
    »Das bin ich!«
    Sie lachten beide laut auf und waren wirklich froh, hier zu sein
und einander zu haben.
    »Uh – weißt du, wie man Fische ausnimmt und
schuppt, Mignue?«
    »Ganz zufällig weiß ich das wirklich. Geh sofort
von dem Fisch weg, gefleckte Katze!«
    »Aye«, sagte Hanse, der immer noch frohlockte, und
watete zum Ufer. »Fang dir dein eigenes Mittagessen,
Katze.«
    Wunder öffnete träge ein Auge, um Hanse anzusehen, als
verstünde er die Bedeutung des Wortes
›Mittagessen‹.
    »Ich weiß aber nicht, was man mit lebendigen Fischen
anfängt«, sagte Mignureal.
    »Oh, ganz einfach. Ab mit ihren Köpfen. Komm her,
Fisch… au!«
    »Oh«, machte Mignureal, rümpfte die Nase und verzog
den Mund. »Iiihhh! Uuuhhh!«
    Einen kurzen Augenblick später hatten die Fische keine
Köpfe mehr. Die Katzen bekamen ihr Mittagessen, zumindest einen
schönen Imbiß. Hanse, der glorreiche Fischer, reichte
seiner Frau die kopflosen Leiber mit einer blutenden Hand, weil er da
wieder von den spitzen Flossen gestochen worden war. Dann trat er
auch noch auf einen der Flußkrebse, der sofort mit der Schere
zupackte. Trotz aller Mühe, ernst zu bleiben, mußte
Mignureal einfach lachen, als Hanse in einem grotesken Tanz
herumsprang. Der Krebs wollte einfach nicht loslassen. Plötzlich
setzte sich Hanse auf das Hinterteil und versuchte, das Ding
wegzuziehen.
    »Au-au-au-au-au!« Er hielt kurz inne, um nachzudenken,
und piekste das kleine Krustentier dann mit dem Messer. Es ließ
seinen Zeh los. Hanse unterdrückte den Impuls, auf dem Tier
herumzutrampeln und eilte statt dessen ans Bachufer, um den Fuß
ins Wasser zu stecken und ihn eifrig darin hin- und herzubewegen.
Dabei warf er Mignureal einen finsteren Blick zu. Es gelang ihr, ihr
Lachen zu unterdrücken und angemessen besorgt auszusehen.
    »Es tut mir leid, Liebling. Aber wie du herumgetanzt bist,
das war ein Anblick… Blutet es?«
    Hanse sah nach. Nein, es blutete nicht einmal, und das war
peinlich, also bespritzte er sie mit Wasser. Mignureal quietschte und
hob einen der Steine auf, die sie zum Trocknen in die

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