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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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tat. Er wußte nicht mehr, daß er gewählt hatte. Er erinnerte sich nicht mehr an seine
Herkunft, an seine Dienste für die Götter oder an sein
Verlangen und seine Wünsche.Er hatte keine
Ahnung, daß er außergewöhnlich tüchtig mit
Waffen sein würde, das würde er selbst herausfinden
müssen, wenn er sie einsetzte. *
    Er war nur noch Hanse – oder immer noch –, ein
uneheliches Waisenkind und ein begnadeter Dieb.
    Und immer noch voller Bedürfnisse und Selbstzweifel, die er
mit aller Macht zu verbergen suchte.
    Und doch hatte er sich verändert, und er veränderte sich
immer noch. Auch wenn er sich vielleicht noch dagegen wehrte und
bestimmt noch nicht auf dem richtigen Weg war, wurde aus dem
streitsüchtigen Jüngling ein Mann.
     
    »Ah, ho!« rief der Bauer, nachdem er Hanse und
Mignureal, die ihre Unsicherheit zu verbergen suchten, zum ersten Mal
angesprochen hatte. »Und wen haben wir denn hier? Das ist doch
Sinajhal, nicht wahr?«
    »So nannte er sich«, antwortete Hanse, der beschlossen
hatte, nicht einfach zu behaupten, daß sie Sinajhal schon tot
vorgefunden hätten.
    »Ah, ho! Dann hat er endlich das Ende gefunden, das er
verdient hat, endlich! Und du hast es getan, Bursche?«
    Hanses Gesicht entspannte sich ein wenig, und er schluckte
erleichtert. Trotzdem setzte er eine grimmige Miene auf und benutzte
seine beste Nachtschattenstimme, als er sagte: »Aye. Diesmal hat
er die falschen Leute überfallen. Und es macht mich nicht gerade
glücklich, wenn man mich Bursche nennt.«
    Der unglaublich dürre Mann machte eine entschuldigende und
respektvolle Geste. »Ah, ah! Glaub mir, diese Bezeichnung war
nicht abfällig gemeint. Aber es freut uns alle, daß dieser
Vampir nicht von einem alten erfahrenen Mann der Waffen, sondern von
einem wirklich jungen Mann zur Strecke gebracht worden ist. Und von
einem Fremden, deinem Akzent nach, genau die Art von Leuten, die er
am liebsten ausgeplündert hat, das hat er.«
    »Was er diesmal nicht getan hat!« sagte Hanse in
freudiger Erregung. Und ich hatte befürchtet, man würde
uns des Mordes bezichtigen!
    »Vampir?« wiederholte Mignureal beunruhigt, und der
lächelnde Bauer versicherte ihr, daß das nur eine
Redewendung gewesen sei, nur eine Redewendung.
    »Und wer könnte dieser andere Mann sein?« Der Bauer
aus dem Umland von Firaqa trat näher an die andere Leiche heran,
die schlaff vom Pferd herabhing, und bückte sich, um ihr ins
Gesicht zu sehen. »Uh! Armer Teufel, hat Sinajhals Bolzen in der
Stirn, armer Mann! Ah, bei der Flamme – nicht dein Vater, hoffe
ich, junger Herr?«
    »M-m-m… mein Onkel«, stammelte Mignureal.
    Sie wischte sich gerade eine Träne von den Wangen, als Hanse
sich mit großen Augen zu ihr umdrehte. Ah, dachte er und
verspürte erneut freudige Erregung, was für erstaunliche
Qualitäten mein liebes Mädel doch besitzt!
    »O meine Liebe, meine arme Liebe, es tut mir so leid, so leid
tut es mir! Und ich bin so froh, wirklich so froh, daß dein
starker Beschützer Sina… du warst es doch, der ihm den Tod
gebracht hast, junger Herr aus der Fremde?«
    Mit hoch erhobenem Kopf sagte Hanse: »Ich
war’s.«
    Diesmal ließ er seinen Blick kurz zu Wunder
hinüberschweifen, der auf Enas’ Rücken saß.
Irgendwie mußte er Regenbogen überredet haben, ihm dort
Gesellschaft zu leisten. Der Kater malte mit seinem buschigen, roten
Schwanz Zeichen in die Luft, während er nach Katzenart
blinzelte. Hanse winkte ihm zu.
    »Ha ha und ho ho!« Der Bauer schlug mit beiden
Händen auf den Saum seiner Tunika, unter der er keine Hose und
keinerlei Schuhzeug trug, daß der Schmutz von guter, ehrlicher
Arbeit aufstaubte. »Heute abend werden einige Leute feiern, das
werden sie, denn welch schlechten Ruf hat dieser Schurke über
uns alle gebracht, als er unschuldige Reisende beraubte!«
    Er drehte sich halb herum und hob den Finger. »Dort
drüben steht mein Haus, seht ihr den Rauch des
Küchenfeuers? Und dort wohnt mein Nachbar Gleenis, er besitzt
seinen eigenen Bauernhof, das tut Gleenis, und dort drüben ist
der Hof meiner Schwester und ihres Mannes. Jeder und alle wären
glücklich, euch heute nacht Essen und Unterkunft zu geben,
Sinajhal-Töter, glücklich wären sie. Aye, und auch
euren Tieren. Was sagst du? Werdet ihr bleiben? Was sagst
du?«
    »Meine Frau«, sagte Hanse mit, wie er hoffte, trauriger
Stimme, »ist aus verständlichen Gründen nicht in der
Stimmung zu feiern, nachdem ihr Onkel diesem Schurken zum Opfer
gefallen ist, den ich im

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