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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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Schwertkampf besiegt habe, als er angriff.
Wir möchten nur, daß beide begraben werden, und
dann…«
    »Wir werden das erledigen, wir werden das erledigen«,
sagte der Mann und nickte dabei ununterbrochen. Er wirkte geradezu
ungehörig fröhlich angesichts des Todes eines Mannes, der
der Onkel einer hübschen jungen Frau gewesen war.
    »Wie weit ist es noch bis Firaqa?« fragte Hanse mit
einem weiteren Blick auf Mignureal, die sich immer noch bemühte,
den leidenden Gesichtsausdruck zu zeigen, der einem Trauerfall
angemessen war.
    »Ungefähr einen halben Tagesritt. Aber ihr wollt doch
sicher nicht nach Einbruch der Dunkelheit dort ankommen, nicht wahr,
das wollt ihr doch sicher nicht? Und das würdet ihr, es sei
denn, ihr würdet die ganze Strecke im Galopp reiten und in
diesem Augenblick aufbrechen, genau in diesem Augenblick.«
    Während Hanse darüber nachdachte und noch zögerte,
sagte Mignureal ergeben:
    »Laß uns hier verweilen und an dem Begräbnis
unseres ehrenhaften und ihrem unwürdigen Toten teilnehmen.«
Ihre Stimme stockte ein wenig, als sie von dem Toten sprach.
»Und dann laß uns mit ihnen feiern. Du weißt,
daß Onkel Kadakithis es so gewollt hätte.«
    »Onkel… Kadakithis«, brachte Hanse hervor und zog
ein Gesicht, als hätte er eine Stecknadel verschluckt.
    »Du weißt, wie gerne er Feste gefeiert hat«, sagte
Mignureal, »und wie stolz er auf dich gewesen ist,
Liebling.«
    Und so blieben sie, und sie wurden gut bewirtet, gelobt und
gefeiert, während die anderen die Arbeit übernahmen,
Sinajhal und den namenlosen Wegelagerer zu begraben, der Sinajhals
Komplize gewesen war, doch den die Leute hier nur als Onkel
Kadakithis kannten, als einen Fremden. Und am nächsten Morgen
ritten sie nach einem endlosen Abschied und mit Geschenken –
Essen und Milch und Wein aus eigenem Anbau und sogar dunklem
Starkbier – beladen weiter und staunten darüber, daß
sie zu geliebten Helden geworden waren, weil sie getötet hatten.
Sie hatten die Armbrüste mitgenommen, und Hanse trug das Schwert
des verstorbenen Sinajhal, den niemand beklagte, und saß in
dessen Sattel. Und sie waren froh und glücklich.
    Doch nur so lange, bis Mignureal die Satteltasche
überprüfte und feststellte, daß sie nicht elf,
sondern nur zehn Münzen enthielt. Danach wurden sie still, und
als sie weiter Firaqa entgegenritten, hatte sich der Schatten der
Zauberei wie ein grauer Mantel über sie gelegt.

 
Die Stadt
     
    Sie mußten ihre Pferde, die sie keinen Moment lang aus den
Augen lassen durften, durch eine lärmende Mischung aus einem
Lager und einem Markt zwängen, wie man sie vor den Haupttoren
der meisten Städte finden konnte. Der Platz wimmelte von Zelten
und Menschen, es war ein vielfarbiges Durcheinander, und die Luft war
von den unterschiedlichsten Gerüchen und Düften
geschwängert. Die Katzen hatten sich schon bald zu ihren Herren
auf die Pferde gesellt, um der lauten und oftmals stinkenden Menge zu
entgehen. Wunder hatte sich in Hanses und Regenbogen in Mignureals
Schoß verkrochen, und beide hatten beruhigend eine Hand auf die
Körper der Tiere gelegt.
    Zahllose Menschen wollten ihnen alles mögliche verkaufen,
während eine Menge anderer nichts anzubieten hatte aber
ebenfalls Geld von ihnen wollte. Hanse hätte nicht übel
Lust gehabt, einem von ihnen eine Münze aus der Satteltasche
zuzuwerfen, nur um zu sehen, was dann geschah. Aber kaum hatte er den
Gedanken gefaßt, da wurde ihm auch schon klar, daß der
Lärm und das Gedränge um ihre Pferde zunehmen und
unerträglich werden würde, wenn er hier eine
Silbermünze weggab, sei es als Almosen oder als Bezahlung
für eine dieser dicken gestreiften Melonen, die er nur zu gerne
gekauft hätte. In diesem Fall hätten Mignureal und er noch
Stunden gebraucht, um die große gelbliche Steinmauer zu
erreichen. Vielleicht wären sie dann auch überhaupt nicht
mehr dort angekommen. Es war jetzt schon schlimm genug, daß sie
ununterbrochen auf der Hut sein mußten, damit nicht irgend
jemand versuchte, den Strick des letzten Pferdes durchzuschneiden und
sich mit dem Tier aus dem Staube zu machen. Außerdem bestand
die Gefahr, daß Wunder, der sehr unruhig war, irgend jemanden
anspringen könnte.
    Also tat Hanse weiterhin so, als würde er den Hausierern und
Bettlern, die ihn gleichermaßen belästigten,
überhaupt keine Beachtung schenken.
    Hatte dieser Junge mit dem schmierigen Gesicht tatsächlich
gerade das gesagt, was Hanse glaubte – hatte er seine

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