Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
Vom Netzwerk:
wurde. Bist du
dafür verantwortlich?«
    »Was ist ein Steh-Mann?«
    »Ein Kerl, der dir ein Schwert oder ein Messer in den
Rücken drückt oder mit einem Pfeil auf dich zielt und sagt:
›Steh auf und bleib stehen.‹ Das bedeutet, steig vom Pferd
und gib mir alles, was du hast. Wir hatten einen gesucht. Er konnte
sich uns entziehen, und wir glauben, daß er vor ein paar Tagen
aus der Stadt verschwunden ist. Rimizin glaubt, daß du das
Pferd dieses Burschen reitest.«
    »Er hieß Sinajhal«, sagte Hanse, »zumindest
erzählte er mir das. Farbfroh gekleidet und vor Charme
übersprühend. Traf uns auf der Straße und
erzählte uns eine kleine Lüge, damit wir eine
›Abkürzung‹ durch die Wälder nahmen. Ein paar
Bauern, denen wir später begegneten, waren begeistert. Sie haben
uns wie Helden behandelt und ihn letzte Nacht beerdigt, ein paar
Stundenritte von hier entfernt.«
    »Das ist dein erster Dienst, den du Firaqa und seinen
Bürgern geleistet hast«, sagte Gaise. »War er
allein?«
    »Nein. Die Bauern haben seinen Partner nicht erkannt. Deshalb
sagten wir, nur für alle Fälle, es sei Mignureals Onkel. Er
ist jetzt auch unter der Erde. Hatte einen von Sinajhals
Armbrustbolzen in der Stirn.«
    »In der Stirn!«
    »Sein Partner stand vor und Sinajhal hinter mir. Ich habe
mich geduckt.«
    Gaise und Khulna lachten lauthals. Als sie sich wieder beruhigt
hatten, bat Hanse sie mit Nachdruck, niemandem etwas von der Sache
mit Sinajhal und auch nichts von der Silbermünze zu
erzählen. »Ich möchte nicht, daß irgend jemand
weiß, daß wir Geld haben, oder daß ich
gefährlich bin.«
    Die beiden Männer, die jetzt wieder ernsthaft geworden waren
und ihn nachdenklich betrachteten, versprachen es ihm.
    Dann fragte Gaise: »Kannst du auch gut mit Wurfmessern
umgehen, Hanse?«
    »Ja.«
    »Hmm… Muß ich mir Sorgen machen, weil du in meiner
Stadt bist, Hanse aus Freistatt?«
    »Ich bin hinter niemandem her, und ich suche keinen
Ärger. Mignue und ich haben ja offensichtlich das nötige
Geld. Wenn sich hier jemand Sorgen machen muß, dann bin ich es.
Ich werde vorsichtig sein, damit ich in deiner Stadt niemandem zum
Opfer falle, Gaise.«
    »Ich werde arbeiten«, sagte Mignureal. »Ich bin
Hellseherin.«
    »Was?« Das war von Gaise gekommen, aber alle drei
Männer waren bei ihren Worten zusammengezuckt, denn sie war sehr
lange still gewesen.
    »Gibt es keine S’danzo in Firaqa? Das Hellsehen ist der
Beruf von vielen von uns S’danzofrauen.«
    Khulna schlug auf den Tresen, und Hanse erschrak. Und dann
erschrak Khulna, als er sich einem halb geduckten Mann
gegenübersah, der plötzlich einen sehr gefährlichen
Eindruck machte. »Entschuldige! Aber ich habe mich gerade
erinnert. S’danzo, ja! Ich kenne zwei und aye, für eine
Münze sagen sie dir die Zukunft voraus.«
    »Ich hatte nicht vorgesehen, daß du arbeitest,
Mignue«, sagte Hanse.
    »Ich werde arbeiten. Eine Frau aus dem Volk der S’danzo
kann nicht nicht arbeiten.«
    Sie starrten einander an.
    »Ich werde mir einen Krug einschenken«, sagte Khulna in
die plötzlich entstandene Spannung hinein.
»Gaise?«
    »Zapf zwei«, sagte Gaise und betrachtete das junge
Pärchen unbehaglich.
    »Äh, Hanse? Ist das richtig,
›Hanse‹?«
    »Aye«, gab Hanse zurück, ohne den Blick von
Mignureal abzuwenden. »Nein, ich möchte ni… Doch,
bitte, zapf drei. Wunder, halt dich bereit.«
    »Du hast mir nie gesagt, daß du vorhattest, wie deine
Mutter zu arbeiten«, sagte Hanse etwas später
anklagend.
    Die Pferde und der Onager waren untergebracht, und ihre Besitzer
richteten sich in einem einigermaßen gemütlichen Zimmer
ein, das im ersten Stock auf der Rückseite der Grünen Gans
gelegen war. Wunder hatte sofort hinaus gewollt und damit gezeigt,
daß er stubenrein war. Er und Hanse hatten auch gleich
festgestellt, daß das kleine Dach direkt neben dem Fenster wie
geschaffen für die Bedürfnisse des großen roten
Katers war. Er war auch gleich draußen geblieben und hatte sich
auf dem grünen Dach über dem Lagerraum der Grünen Gans
zusammengerollt. Gaise und Khulna hatten begeistert zugesehen, wie er
sich auf das Bier gestürzt hatte, und jetzt brauchte er ein
kleines Nickerchen.
    Regenbogen hatte alles untersucht, und Hanse und Mignureal hofften
inbrünstig, daß die gescheckte Katze ebenfalls stubenrein
war oder zumindest schnell lernte.
    »Doch, ich habe es dir erzählt«, erwiderte
Mignureal gerade leichthin, während sie damit beschäftigt
war, das Gepäck auszupacken

Weitere Kostenlose Bücher