Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
Vom Netzwerk:
und hier und da bunte Sachen
hinzulegen. »Damals im Wald. Du erinnerst dich bestimmt.
Möchtest du…?«
    »Nein«, widersprach Hanse. »Daran kann ich mich
überhaupt nicht erinnern.«
    Sie hielt inne, um ihn anzusehen. »Du hattest gesagt,
daß wir mit dem Geld und den Pferden genug hätten, um
lange Zeit davon leben zu können. Und ich habe dir gesagt,
daß ich nicht einfach nichts tun könnte, um mehr Geld
dazuzuverdienen. Du hast damals nicht darauf geantwortet.«
    Hanses Mund formte sich zu einem stummen ›oh‹. Er
erinnerte sich wieder. Es stimmte, er hatte ihr nicht widersprochen.
Zum einen, weil er viel zu beschäftigt damit gewesen war, den
Sinn ihres merkwürdig formulierten Satzes zu begreifen.
    »Möchtest du deine schwarzen Sachen irgendwo verstecken,
oder willst du sie eingepackt lassen?« fragte sie.
    Hanse blinzelte, weil er immer noch über dieses ›nicht
einfach nichts tun können‹ nachdachte und Schwierigkeiten
hatte, ihren Worten zu folgen. Sie hatte abrupt das Thema gewechselt,
das sie offensichtlich für erledigt zu halten schien.
    »Äh, ich werde sie unter die Matratze legen.
Aber…«
    »Das mach’ ich schon. Hmm, das ist übrigens eine
gute Matratze, Liebling. Sie ist mit Lieschen prall vollgestopft, so
daß sie fest aber gleichzeitig weich ist.«
    Über das Bett gebeugt und beide Hände auf die Matratze
gestützt, sah sie zu ihm auf, und Hanse schluckte. Das lag nicht
nur daran, daß sie den unschuldigen Gesichtsausdruck aufgesetzt
hatte, den sie von ihm abgeguckt haben mußte. Er blickte direkt
in den Ausschnitt ihrer Tunika und unter ihre Bluse, und was er dort
sah, waren keine Münzen.
    »All das Gerede und die Träumereien über ein
richtiges Bett«, murmelte er. »Und was tun wir jetzt, da
wir eins haben? Ich meckere schon wieder mit dir.«
    »O Hanse, du meckerst doch gar nicht. Du hast einfach
nur ver…«
    »Halt den Mund, Frau«, knurrte er mit absichtlich
verstellter Stimme, »und zieh die Klamotten aus. Dieses Bett
muß getestet werden.«
    »Jawohl, mein Gebieter.«
    Die Matratze erwies sich als genau richtig.
     
    Khulnas Frau Chondey stieß ihren Mann heimlich an, als das
neu angekommene Pärchen die Treppe hinunterstieg, um im
Schankraum der Grünen Gans zu essen. Die beiden glühten
geradezu. Den Kopf auf die Seite gelegt, beobachtete die ziemlich
übergewichtige Frau ihre neuen Gäste aus sanften Augen. Man
hätte sich darüber streiten können, ob sie strahlte,
einfältig lächelte oder versonnen und sehnsüchtig
dreinschaute.
    Hanse und Mignureal bekamen Khulnas Frau und seine mollige Tochter
Chiri, die bediente, zum ersten Mal zu Gesicht. Sieben der anderen
Gäste, die aßen oder tranken, waren Männer. Die
einzigen beiden Frauen waren noch molliger als Chiri. Die meisten
Männer schäkerten mit ihr, faßten sie aber nicht an.
Schließlich war ihr Vater da, und der war nicht gerade ein
Zwerg.
    Hanse fiel auf, daß die Leute hier nicht so laut wie die
Gäste in den Kneipen waren, die er von Zuhause her kannte. Das
erwähnte er Mignureal gegenüber allerdings nicht, denn
seine bisherigen Erfahrungen hatte er fast ausschließlich mit
heruntergekommenen Kaschemmen gemacht.
    Obwohl ihnen immer noch heiß gewesen war, als sie wieder
aufgestanden waren, hatte Hanse darauf bestanden, daß sie die
›guten‹ Münzen wieder unter ihrer Kleidung verbergen
sollten, bevor sie in den Schankraum hinuntergingen. Die Satteltasche
und die Katzen würden in ihrem Zimmer sicher sein, hatte er
gesagt. Sollte doch nur irgendwer versuchen, sich hier
reinzuschleichen, solange Wunder auf dem Posten war!
    Dann mußte er warten, während Mignureal ihr Haar
hochsteckte. Sie betrachtete sich dabei in einem Metallspiegel, der
an der Wand hing. Zuerst war Hanse ungeduldig gewesen, doch schon
bald hatte er sich darüber gefreut, denn ihm gefielen ihre Ohren
und die hübschen Ohrringe, die von ihnen herabbaumelten. Er
fand, daß sie sehr schön aussah, als sie ihm jetzt
gegenüber an dem kleinen Tischchen saß.
    Mignureal hätte lieber auf seinem Platz auf der Bank vor der
Wand als in ihrem Stuhl gesessen. Sie konnte nicht wissen, daß
es Nachtschatten praktisch unmöglich war, mit dem Rücken
zum offenen Raum zu sitzen. Auf ihrem Stuhl hätte er sich
unbehaglich und unzufrieden gefühlt.
    Chondeys Essen war vielleicht nicht großartig, aber es kam
ihnen wenigstens so vor. Ihr Brot, das eine schöne dunkle Farbe
hatte und winzige Nuß- und Dattelstückchen enthielt, war
ohne Zweifel wunderbar.

Weitere Kostenlose Bücher