Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
Vom Netzwerk:
hinab. Sie blickten unverwandt geradeaus und sprachen mit
niemandem. Das Paar wurde von drei Männern der Stadtwache
eskortiert. Die Bürger begegneten ihnen mit offensichtlicher
Ehrerbietung, sie neigten sogar die Köpfe, wenn sie an den
beiden hochmütigen Frauen in den flammenfarbenen Roben und ihrer
Eskorte vorbeigingen. Die drei Stadtwachen verhielten sich steif, sie
trugen Uniformen, und ihre Gesichter wirkten wie versteinert.
    Hanse nahm an, daß diese Frauen bedeutend waren, aber er
beschloß, sich nicht danach zu erkundigen. Er hoffte, daß
sie die Ursache für all diese respektvolle Aufmerksamkeit waren;
es hätte ihm überhaupt nicht gefallen, wenn seine Reise ihn
in eine Stadt geführt hätte, in der man jedesmal den Kopf
neigen mußte, wenn ein Greifer in Helm und Rüstung
vorbeikam.
    Die ärmeren Bürger und die unteren sozialen Schichten
trugen die Kleidung, die sie überall trugen: was immer sie
finden und sich leisten konnten.
    Während einige Männer Waffen trugen, wie er bemerkte,
gingen relativ viele unbewaffnet. Es war erstaunlich, so viele zu
sehen, die nicht einmal so etwas wie ein Brotmesser zur Abschreckung
bei sich hatten. Stöcke und Stäbe mit sich zu führen,
schien in Firaqa in Mode zu sein. Nachtschatten war sich wohl
bewußt, daß sie gute Waffen abgaben, solange einem
niemand zu schnell zu nahe kam. Natürlich hatte er sich
entschieden, einen Dolch offen sichtbar und einen verborgen zu
tragen. Nun, eigentlich zwei, aber einer gehörte
schließlich ohnehin zur Dekoration eines seiner Halbstiefel. Er
hatte davon abgesehen, Sinajhals Schwert zu tragen, bis er
wußte, wie die Dinge hier in Firaqa liefen.
    Mehrmals hörte er das Wort Flamme, wenn er hier und da einen
Gesprächsfetzen aufschnappte. Mehrere Männer der Wache
waren unübersehbar präsent, alle so uniformiert wie die am
Tor. Während sie keine Kutschen bemerkten, kamen einige beladene
Karren vorbei, die sich langsam in der Mitte der Straße
bewegten. Alle waren mit klingelnden Glöckchen versehen, die die
Leute sehr wirkungsvoll warnten, den Weg freizumachen. Ein paar
Passanten waren zu Pferd unterwegs. Alle hielten ihre Pferde in einem
gemäßigten Schrittempo, nur einer ließ sein Pferd
traben. Aber es war bemerkenswert, daß auch er sein Pferd
peinlich genau in der Mitte der Straße hielt.
    »Ich würde sagen, es gibt hier ein Gesetz gegen Kutschen
innerhalb der Stadt«, sagte Hanse, »und eins, das
festschreibt, wie schnell ein Pferd laufen darf, selbst auf dieser
breiten Straße. Das gefällt mir.«
    »Stadtherrscher, die sich um die Sicherheit der Bürger
sorgen? Wie wunderbar!«
    Und wie merkwürdig, überlegte Hanse.
    Zweimal konnten sie beobachten, wie verschleierte Sänften
vorbeigetragen wurden, die auf den Schultern von Trägern mit
knotigen Wadenmuskeln schwankten. Diener oder Sklaven, die ihre
reichen oder adligen Herren oder Herrinnen zu irgendeinem wichtigen
Ziel brachten. Beide Male waren die Träger in die gleichen
Tuniken gekleidet - »Wie ein Gespann gleicher Pferde«,
murmelte Hanse –, und die zweite Sänfte wurde von einem
Bewaffneten begleitet, der dicht neben dem vor seinem Auftraggeber
herabgelassenen Vorhang einherschritt.
    Auch Hanse und Mignureal wurden beobachtet.
    Sie seufzte. »Wir sind unverkennbar Fremde, nicht
wahr?«
    »Mhm. Was hältst du davon, mehr Titten zu
zeigen?«
    »Es würde mich nervös machen.« Ein paar
Schritte später fügte sie hinzu. »Was hältst du
davon, einen von diesen merkwürdigen Hüten zu
tragen?«
    »Oh, ich weiß nicht«, antwortete Hanse mit einem
kleinen Lächeln. »Vielleicht würde es mir
gefallen.«
    »Ich wette, die S’danzo hier stellen ihre
Brüste nicht in der Öffentlichkeit zur Schau«, sagte
Mignureal geziert und benutzte das schicklichere Wort für
›Titten‹.
    »Mhm«, machte Hanse.
    Sie sahen keine S’danzo. Schon lange bevor sie ihn erreicht
hatten, wußten sie, daß sie sich dem Tempel der Flamme
näherten. Er ragte hoch empor und erstreckte sich weit nach
allen Seiten.
    Der Tempel hatte die Ausmaße mehrerer großer
Wohnhäuser, und die golden leuchtende zwiebelförmige Kuppel
überragte alle anderen Gebäude. Dieser Haupttempel der
Flamme war aus Granulith erbaut und sehr gut gepflegt. Zwei
neunstufige Podeste hoben ihn deutlich über die
Straßenebene hinaus, so daß jedermann zur Front der
Säulenhalle aufsehen mußte. Die Säulen waren goldgelb
oder orangegelb, oder wie immer man den Farbton bezeichnen mochte,
sie waren so gemeißelt,

Weitere Kostenlose Bücher