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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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Hanse war sicher, daß er
gerade nachgesehen hatte, wo ein Wächter stand, und die Hand auf
eine Waffe gelegt hatte. Hanse hob eine Hand, spreizte die Finger und
lächelte.
    »Langsam«, sagte er. »Und auch mit der linken Hand,
siehst du?«
    Mignureal drehte den Kopf zur Seite, um ihr Lächeln zu
verbergen. Als sie sich wieder umwandte, zog der erleichterte
Wechsler gerade behutsam den Dolch aus der Scheide, die Hanse ihm
reichte. Beide sahen zu, wie Hanse die Scheide umdrehte und damit auf
seine Handfläche klopfte. Er hielt dem Wechsler die beiden
Kaisermünzen entgegen.
    »Ich würde dafür hundertdreiundzwanzig
nehmen«, sagte er.
    Der Wechsler musterte die Silberstücke, musterte Hanse.
»Darf ich?« Er untersuchte die eine Münze, dann die
andere. Und wieder musterte er Hanse. »Mein Gefühl sagt
mir, daß wir uns handelseinig geworden sind. Deshalb werde ich
dir jetzt hundertzweiundzwanzig firaqanische Kupfermünzen in die
Hand zählen.« Bei seinen Worten holte er eine
Metallkassette hervor und lächelte. Er knallte die Kassette mit
einem ziemlich heftigen Schwung auf den Ladentisch. »Tut mir
leid, daß ich keine mrsevadanischen Münzen habe.«
    Hanse war klar, daß der Mann den Handel als abgeschlossen
betrachtete. Er war ebenfalls damit einverstanden. Er blickte kurz
nach rechts und nach links und lächelte.
    »Ein gutes Signal. Als du die Geldkassette hervorgeholt hast,
hast du sie auf den Tisch geknallt, und der Schwertträger dort
drüben wurde sofort so wachsam wie eine Katze, die in einem
Mäuseloch ein Geräusch gehört hat.«
    »Du bist ein Mann mit scharfen Augen und einem scharfen
Verstand«, erwiderte der Wechsler anerkennend. »Mein Name
ist Tethras. Achtet jetzt darauf, wie ich zähle, so bleibe ich
ehrlich.«
    Hanse und Mignureal befolgten seinen Rat und nahmen ihre Augen
nicht einen Moment lang von den dicken und haarlosen Händen des
Wechslers und den viereckigen gelochten Münzen, die
ungefähr die gleiche Farbe wie die Finger hatten, die sie mit
leise klickenden Geräuschen aufstapelten. Aus sechs
Zehnerstapeln wurden drei zu zwanzig. Dann das Ganze noch einmal. Und
eine Münze legte er noch dazu.
    »Hier.«
    »Und eine, mein Freund Tethras, und eine. Ich heiße
Hansis, und das ist Min.«
    »Min-ju-r…«, begann Mignureal und brach mitten im
Wort ab. Oh, Vorsicht. Dann waren sie diesmal also Hansis und Min.
Sie hoffte, daß er sich nicht noch mehr Namen und noch mehr
Orte einfallen ließ, aus denen sie angeblich kamen. Sonst
würde sie sich eine Liste anfertigen müssen.
    Gerade fragte Hanse: »Arbeitest du für irgend jemanden,
der woanders ein Geschäft hat, Wechsler, oder bist du
selbständig?«
    »Du scharfäugiger Teufel«, sagte Tethras mit einem
leisen Lachen und einem weiteren anerkennenden Aufblitzen seiner
merkwürdig hellbraunen Augen und legte den
hundertzweiundzwanzigsten Funken zu den anderen. »Ich habe
Geschäftspartner, aber ich arbeite nicht für eine richtige
Bank. Mein Haus liegt in Bitterwald.«
    »Ist das im Ortsteil Stadthügel?«
    Tethras lachte laut. »Nicht direkt! Nordtore. Das ist gleich
nordöstlich vom Haupttempel. Du hast dich über unsere Stadt
erkundigt.«
    »Ich gebe mir Mühe«, sagte Hanse. »Und wir
haben wirklich ein paar Pferde.«
    »Ich und einer meiner Geschäftspartner würden sie
uns sehr gerne einmal ansehen, Hansis. Und dürfte ich
vorschlagen, daß ihr euch irgendwoher ein Stück Draht
besorgt… oh, hier. Nehmt dieses. Meine Liebe, warum hängst
du dir nicht ein paar von den Funken um den Hals, und du auch,
Hansis, damit ihr nicht eure ganze Milch in einem Eimer habt, wie man
so sagt. In einem Geldbeutel sind die Münzen nicht so sicher wie
an einem Draht um den Hals.«
    »Solange nicht jemand in einer dunklen Nacht von hinten kommt
und zupackt«, murmelte Hanse. »Aber das ist ja
Kupferdraht!«
    »Aye. Ich fürchte, diese beiden Stücke kosten euch
die Extramünze, aber andererseits möchte ich gerne diese
Pferde sehen. Und was die Gefahr in einer dunklen Nacht
betrifft… das könnte schon stimmen, Hansis aus Mrsevada.
Aber ich denke mir, wenn ein Mann ein sehr gutes Wurfmesser unter
seiner Tunika verborgen trägt, wird er es in dunklen
Nächten griffbereit haben und wissen, wie man damit
umgeht.« Er richtete seinen Blick wohlgefällig auf
Mignureal. »Du, Min, du solltest wirklich vorsichtig in einer
dunklen Nacht sein und aufpassen, wohin du gehst!«
    »Sie trägt drei Wurfsterne über ihrem Busen«,
versicherte Hanse, fädelte Münzen

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