Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
Vom Netzwerk:
auf und zwang sich, nicht
in Mignureals und Tethras’ Lachen einzustimmen.
    »Du kannst jederzeit kommen, Hansis«, sagte Tethras ein
paar Minuten später. »Du weißt, wo du mich finden
kannst, und ich werde mit dir verhandeln.«
    Hanse und Mignureal nickten und verließen den Wechsler. Sie
hielten sich an den Händen und genossen das Gewicht der
Kupfermünzen auf ihren Schultern. Mignureals Münzen
klimperten, wenn das Amulett, das Strick ihr gegeben hatte, gegen sie
schlug.
    Auf ihr Drängen gab Hanse schließlich nach und
probierte eine fertiggeschneiderte Tunika an. Sie war weiß, und
ein blauer Streifen lief um jede Schulter herum. Sie sei zu lang,
behauptete er, und sofort wurde ihm versichert, daß sie nach
seinen Vorstellungen gekürzt werden könnte, bevor er auch
nur zweimal geniest hätte. Er glaube nicht, daß ihm die
weiße gefiele, sagte er und zog sie vor dem Stand wieder aus,
er hätte ja seine eigene. Der kleine gebückte Mann mit dem
Glatzkopf und der großen Nase drängte ihm eine grüne
Tunika auf. Sie war zu eng in den Schultern.
    »Schaut euch meine Stoffe an, seht diesen! Und den! Ich kann
dir bis zum Sonnenuntergang eine Tunika genau nach Maß
schneidern. Ihr könnt dann bieder herkommen, oder am
nächsten Morgen. Bürde dieses schöne Orange ihm nicht
sehr gut stehen, hmm?« Er hielt den Stoff hoch und strahlte
Mignureal an.
    »Nein, aber dafür das Rostbraun.«
    »Rostbraun, rostbraun, oh, aye, und bas für ein
schönes Stück das ist. Schau es dir an – nicht eine
unregelmäßige Masche, nicht der kleinste Makel, und nicht
zbei Pferde könnten es zerreißen.« Er ergriff es an
zwei Enden und riß die Arme auseinander, so daß der Stoff
scharfe knallende Geräusche machte. »Aye, du bürdest
sehr gut darin aussehen, und du hättest auch lange deine Freude
daran, junger Herr!«
    »Was würdest du für eine Tunika aus diesem Stoff
verlangen?« fragte Hanse, als sei er kaum interessiert. Er hielt
seine neue rote Schärpe gegen das Tuch und legte den Kopf
schief, während er den Kontrast betrachtete.
    Der Stoff- und Kleidungsverkäufer musterte Hanses neue
Halskette. »Tja, du mußt dabei berücksichtigen,
daß es ein sehr guter Stoff ist, der von einer Frau aus Suma
geboben burde, die seit dreißig Jahren mit ihrem Bebstuhl
arbeitet, und dann mußte er den ganzen Beg bis hierher gebracht
berden, mußte die Schrecken der Büste und des
Mädchenkopfbaldes überstehen, damit ich ihn mit meinen
meisterlichen Schneiderkünsten für dich zur schönsten
Tunika der ganzen Stadt machen kann, von ganz Firaqa, möchte ich
sagen, junger Herr. Nun, ich müßte zbanzig
Kupfermünzen dafür verlangen. Es sei denn, du betreibst
irgendeinen Handel oder bist Bauer, bir können immer Milch
gebrauchen, und Fleisch…«
    Hanse hatte nicht die leiseste Ahnung, ob das ein anständiger
Preis war oder nicht. Ganz bestimmt nicht, schließlich war es
der erste, der genannt worden war. Er blinzelte, setzte gekonnt eine
bestürzt aussehende Miene auf und trat einen Schritt
zurück. »Ich bin wirklich äußerst erstaunt, mein
Herr! Ich hatte mit der Hälfte gerechnet.«
    »Die Hälfte! Ah, arrgh! Die Hälfte, sagt er! Zehn
Kupfermünzen für eine schöne Tunika, mit liebeboller
Arbeit aus einem schönen Stoff gefertigt! Du bürdest noch
mehr Reichtümer anhäufen und mich und die meinen der Armut
preisgeben! Die Hälfte! O junger Herr! Jetzt sag mir, hast du an
einen schönen runden Kragen gedacht, oder…«
    »Nein, so wie meine«, sagte Hanse und legte die Hand auf
die Tunika, die er noch nicht wieder angezogen hatte. Nur ein oder
zwei Frauen beachteten den dunklen jungen Mann, der dort mit
bloßem Oberkörper und sehnigen Muskeln in seiner fleckigen
ledernen Hose stand. »Mit Schnürbändern.«
    »Ah, der Bau-Ausschnitt und auch mit
Schnürbändern.«
    »Nein, nein«, widersprach Hanse und hielt seine Tunika
hoch. »Ein V-Ausschnitt.«
    »Das sage ich ja, ein Bau-Ausschnitt. Noch mehr Arbeit
für mich! Nein, nein, ich müßte benigstens – oh,
ihr Wächter, helft mir! Ich schätze, ich könnte
bierzehn Tage lang auf Fleisch berzichten und das Kleidungsstück
für sechzehn Kupfermünzen machen.«
    »Vielleicht war ich ein bißchen zu voreilig«,
sagte Hanse und bückte sich kurz um. »Mignue, glaubst du,
die Frau da drüben, die mit den hinter ihr aufgestapelten
Stoffen, glaubst du, sie macht den Eindruck, als würde sie einen
vernünftigen Preis verlangen?«
    »Das könnte sein. Aber du solltest vielleicht auch

Weitere Kostenlose Bücher