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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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an
all die Menschen denken, die dieser nette Mann versorgen muß,
und dich mit ihm einigen und ihm das Dutzend Kupfermünzen geben,
das er haben will.«
    Der Verkäufer, der vielleicht auch Schneider war, vielleicht
aber auch nicht, hatte es schwer, alles richtig mitzubekommen. Zuerst
setzte er an, ihnen etwas über die schludrige Arbeit zu
erzählen, die sie von der Frau erwarten könnten, auf die
Hanse gezeigt hatte, dann hörte er Mignureals freundliche Worte
über ihn.
    »Ja, ja, höre auf dieses bunderschöne
Geschöpf, junger Herr, und überlege… bas?! Ein
Dutzend!« Er warf beide Hände in die Luft und blickte hoch,
als wollte er auch seine Augen zusammen mit ihnen in die Himmel
schicken. »Zbölf!«
    Nachdem sie noch ein wenig mehr gefeilscht hatten, einigten sie
sich schließlich auf fünfzehn, denn der Mann schien
offensichtlich nicht bereit zu sein, noch weiter mit dem Preis
herunterzugehen. Hanse gab ihm eine Anzahlung von fünf Funken
und sagte dem Burschen – er hieß Kuse –, daß er
die Tunika am nächsten Morgen abholen würde. Zehn Minuten
später kaufte Hanse eine völlig schlichte und
fleischfarbene fertige Tunika bei der Frau nebenan für dreizehn
Kupferstücke. Er kehrte noch einmal zu Kuse zurück.
    »Hier«, sagte er und reichte ihm seine alte Tunika.
»Mach die neue genau wie diese. Ich werde sie morgen abholen,
beide.«
    »O nein! Du hast sie von ihr gekauft!«
    Hanse ließ die Augenlider ein Stückchen heruntersinken,
starrte in Kuses Augen und sprach mit einer leisen Stimme, die
Aufmerksamkeit verlangte: »Kuse, wir sind uns einig geworden,
und du hast mein Geld. Versuch jetzt besser nicht, dir das
Geschäft zu verderben und dir ein paar Beulen am Kopf
einzufangen.«
     
    Die Ohrringe, die Hanse für Mignureal kaufte, sahen
ungewöhnlich aus und waren ungewöhnlich schön, und
Mignureal versuchte, nicht zu weinen.
    »Noch nie hat mir irgend jemand Ohrringe geschenkt
außer meiner Mutter, noch nie in meinem ganzen Leben!«
    »Nun«, sagte Hanse unbehaglich, den ihre
Überschwenglichkeit wegen einer solchen Kleinigkeit und ihre
Umarmung in aller Öffentlichkeit verlegen machte, »es ist
ja nicht gerade so, daß sie aus purem Gold oder sonst etwas
Besonderes sind. Außerdem ist es auch das erste Mal, daß
ich überhaupt irgendeinen Schmuck gekauft habe.«
    Er erzählte ihr nicht, daß er früher in seiner
Zeit als Dieb ein paar Stücke gestohlen hatte. Ein paar
besonders schöne. Um Geld für die Miete und das Essen zu
bekommen, hatte er sie meistens zu einem Mann namens Shive gebracht,
einem besonderen Wechsler in Freistatt, der wenig Fragen stellte und
als Nebenbeschäftigung Schmuck auseinandernahm. Wenige Leute
erkannten ihre eigenen Steine in anderen Fassungen wieder, und
niemand konnte sein eigenes Gold oder Silber erkennen, wenn es
umgeformt oder zur völligen Formlosigkeit eingeschmolzen worden
war.
    »Ich liebe sie!« sagte Mignureal. »Ich liebe dich,
Hanse! Ummmm!« Sie griff mit beiden Händen nach seinem Arm
– seinem rechten – und drückte ihn fest.
     
    Sie durchstreiften den Basar, und Hanse fühlte sich immer
noch unbehaglich, weil Mignureal ihn umschlungen hielt, sich eng an
ihn drückte und ihn verliebt ansah. Sie mußte zu ihm
aufsehen, weil sie gerade fünf Fuß groß war.
Während ihres Spaziergangs bemerkten sie die Bude unter der
Markise, die bunter als alle anderen gestreift war, aber sie sahen
keinen Anlaß, direkt auf sie zuzustürmen. Etwa eine halbe
Stunde später führte ihre ziellose Wanderung sie dorthin,
und Mignureal keuchte, während sich ihre Nägel in Hanses
Arm gruben.
    Das Mädchen auf der anderen Seite des Ladentisches mochte
dreizehn oder vierzehn Jahre alt sein, auch wenn seine Augen mit
schwarzem Lidschatten und seine Lippen rot geschminkt waren. Sie trug
riesige Ohrringe und einen in vier Farben gestreiften
Büstenhalter unter einem dünnen Unterhemd oder Leibchen,
das leuchtend orangefarben war. Sie legte müßig Karten.
Kaum zwei Fuß hinter ihr hingen in einem Türrahmen
Vorhänge mit einem Karomuster. Der größte Teil der
Marktbude bestand aus einem abgeschlossenen Raum, der von außen
nicht eingesehen werden konnte.
    Mignureals Hände lösten sich von Hanses Arm, als
hätte sie völlig vergessen, daß er auch noch da war.
Sie trat an den Marktstand heran.
    »Können die Karten den wahren Aufenthaltsort der
Lebenssteine unseres Volkes enthüllen, Cousine?«
    Das Mädchen blickte ziemlich überrascht auf.
»Ich… ich kenne dich

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