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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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nächsten Schritt zu planen, bevor ich nicht herausgefunden habe, ob das Aufgebot schon bestellt worden ist. Diese Information könnte jede Minute hier eintreffen. In der Zwischenzeit...«
    Rafe gab Sam den Brief zurück. »Würden Sie mir bitte eine Kopie davon machen? Legen Sie dann das Original zu den Akten und senden Sie die Kopie an Mystere Rillieux. Sie finden ihre Anschrift im Telefonverzeichnis von Manhattan.«
    Nur als kleiner Ansporn, sagte er zu sich selbst, um sie daran zu erinnern, dass es mir todernst damit ist, das Diadem zu bekommen.

23
    Weniger als eine Stunde nach Beendigung des Gottesdienstes in der Trinity Church schrillte in der Eingangshalle des Wohnsitzes der Rillieux’ plötzlich das Telefon. Mystere, die im Salon emsig damit beschäftigt war, die Zickzackbordüre eines ihrer Kleider auszubessem, fuhr bei diesem Geräusch zusammen und stach sich mit der Nadel in den Finger.
    Sie fühlte sich wie eine Verurteilte, die gerade gehört hatte, wie der Scharfrichter sein Schafott überprüft. Mrs. Astor und Ward hatten sie wie eine Gefangene zu Rillieux’ Haus zurückbegleitet. Es waren nur wenige Worte gewechselt worden. Die einzige Ermahnung, die Caroline Paul gegeben hatte, lautete: »Lassen Sie sie nicht aus den Augen.«
    Paul Rillieux würde auf jeden Fall tun, was Mrs. Astor von ihm erwartete. Nun beobachtete er sie mit Argusaugen von seinem Lehnstuhl aus und wartete geduldig darauf, dass sie beichten oder eine Erklärung abgeben würde. Bisher jedoch hatte sie sich zu keinem von beidem entschließen können. Sie wollte sich noch immer sämtliche Möglichkeiten offen halten, und sie wusste ja noch nicht, wann die ganze Sache ins Rollen kommen würde.
    Beim Klingelton in der Eingangshalle war es jedoch sehr schnell schon so weit.
    Obwohl Hush seinen freien Tag hatte und somit nicht da war, um ans Telefon gehen zu können, machte Mystere keine Anstalten, dies selbst zu tun. Wie erstarrt blieb sie auf ihrem Stuhl sitzen. Gerade in diesem Moment aber war Baylis in der Eingangshalle und nahm den Hörer ab. Sie konnte zwar das kurze Brummen seiner Stimme hören, seine Worte waren jedoch auf diese Entfernung hin unverständlich. Einen Moment später streckte er seinen Kopf zur Tür herein.
    »Telefon, Paul«, informierte er Rillieux, der von Mystere aus gesehen am entgegengesetzten Ende des Salons saß. »Es ist die alte Astor.«
    »Mrs. Astor«, korrigierte Paul ihn mit einem verärgerten Stimrunzeln. »Zeige gefälligst Respektspersonen gegenüber etwas mehr Achtung.«
    Baylis grinste höhnisch, während Paul sich mit Hilfe seines Spazierstockes vom Stuhl erhob und aus dem Raum hinkte. Als Rillieux sich außer Hörweite befand, zwinkerte Baylis Mystere unter dem Rand seiner mit Federn geschmückten Melone zu.
    »Verdammt noch mal, mir hat die alte Ziege noch nie ein Bier spendiert«, sagte er mit leiser Stimme zu ihr.
    Mystere versuchte höflich, über diesen armseligen Witz zu lachen, sie wurde jedoch plötzlich von einer lähmenden Angst befallen. Bitte, betete sie stumm, lass es lediglich eine Einladung zu einem Sonntagsausflug sein.
    Im selben Moment jedoch, als Paul zurückkam, wurde ihr klar, dass ihr Gebet nicht erhört worden war.
    »Mystere, du kleiner Schelm«, sagte er von der Tür des Salons aus und strahlte sie liebevoll an. »Hast dein großes Geheimnis den ganzen Morgen lang für dich behalten, was? Hast es zugelassen, dass ich dich so ausgeschimpft habe, du solltest dich was schämen!«
    Baylis, der gerade dabei war, durch die Vordertür hinauszugehen, kam in den Salon zurück. »Welches Geheimnis?«, fragte er neugierig.
    »Baylis«, kündete Paul hochtrabend an, während er kaum in der Lage war, sich zu beherrschen, »unser kleines Mädchen hat uns alle übertrumpft. Mrs. Astor hat gerade angerufen, um mich zu Mysteres offizieller Verlobung mit Rafe Belloch zu beglückwünschen.«
    »Nun, zum Teufel noch mal! Meinst du den Belloch? Diesen reichen Pinkel, den wir in Five Points ausgeraubt hatten, höchstpersönlich?«
    »Genau den«, bestätigte Paul, während er noch immer sein »kleines Mädchen« anstrahlte. »Wenn ich bedenke, dass ich ihre Loyalität der Familie gegenüber in Frage gestellt habe. Wirst du mir vergeben, meine Liebe?«
    Mystere jedoch hörte ihn kaum. Einen ganzen Moment lang schien der Raum herumzuwirbeln, und sie umklammerte die Arme ihres Stuhles, als hätte sie Angst, abgeworfen zu werden.
    »Belloch ist ’n richtiger Vanderbilt!«, rief Baylis

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