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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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Worte und seines Verhaltens ihr gegenüber - in diesen letzten Wochen konnte sie nicht umhin, ein wachsendes Gefühl von Dankbarkeit für die Art und Weise zu empfinden, wie er die volle Wucht von Mrs. Astors Zorn über sich hatte ergehen lassen, nur um sie vor einer Entlarvung zu schützen. Ihre Dankbarkeit Meß sie erneut über Rafes »Groll« - wie Abbot ihn nannte -nachdenken. Rafe hatte Mrs. Astor aufs Schärfste beschuldigt, seinen Vater getötet zu haben-wenn das auchnurim Entferntesten wahr war, so trug es mit Sicherheit dazu bei, Rafes zynische Haltung und sein raues Benehmen zu erklären.
    Ein plötzliches Klopfen an der Schlafzimmertür schreckte ihre Gedanken in die Gegenwart zurück. »Mystere?«, rief Roses Stimme ihr zu.
    Schnell setzte sie sich im Bett auf und benutzte einen Zipfel ihrer Tagesdecke, um ihre Tränen zu trocknen. »Komm herein, Rose.«
    Auch Rose hatte sonntags frei. Oft bestand sie jedoch darauf, trotzdem ein paar Stunden zu arbeiten, um das Haus in Ordnung zu halten. Voller Zuneigung der jungen Frau zulächelnd trat sie nun ein und ging zum Bett hinüber, um sich neben Mystere zu setzen und deren beide Hände in die ihren zu nehmen.
    »Ich will mich ja nicht einmischen«, entschuldigte sie sich, »aber ich habe dich eben weinen hören. Das scheint mir eine seltsame Reaktion auf einen der glücklichsten Tage in deinem Leben zu sein.«
    Glücklichsten. Dieses Wort schien sie verspotten zu wollen, trotzdem jedoch bemühte Mystere sich stoisch, ihre Gefühle nicht zu zeigen.
    »Du hast es also schon gehört?«, fragte sie.
    »Gehört?« Rose lachte. Ihr leuchtend rotes Haar war zu zwei dicken Zöpfen geflochten. »Baylis benimmt sich wie ein Zeitungsjunge. Er geht mit der Nachricht hausieren. Man könnte meinen, er habe vor zu heiraten.«
    Eine einzelne Träne lief aus Mysteres Auge, ihre Stimme jedoch blieb fest. »Ja, Paul hat sich genauso aufgeführt. Aber sie-«
    Sie konnte sich gerade noch zurückhalten, als sie sich daran erinnerte, dass Rose trotz allem Paul gegenüber zur Loyalität erzogen war. Sie würde Mystere niemals bewusst verletzen, und man konnte auf sie zählen, wenn es darum ging, ein paar Dinge im Namen weiblicher Kameraderie vor Paul und den anderen geheim zu halten. Es wäre jedoch indiskret und unnötigerweise riskant, Rose zu erzählen, dass sie Rafe Belloch nicht heiraten würde, was auch immer passierte.
    »Aber sie sehen nur den Nutzen für sich selbst«, ergänzte sie.
    »Ja«, stimmte Rose ihr zu. »Offen gesagt haben sie auch niemals etwas anderes in dir gesehen als eine Quelle des Profits. Und dabei steckt in Wahrheit so viel mehr in dir.«
    Mystere umarmte sie einen Moment lang fest. »Wenigstens du solltest den Mund aufmachen. Ich befürchte nämlich, dass wir uns beide in demselben lecken Boot befinden.«
    »Ja, aber vor Pauls Zeit waren wir dabei zu ertrinken«, erinnerte Rose sie pflichtbewusst. »Also ist ein leckes Boot doch eine Verbesserung, nehme ich mal an. Warum weinst du, mein Schatz?«
    Nur widerwillig zwang Mystere ihre Gedanken zu einer dringenderen Angelegenheit zurück - nämlich dem Diadem, das Rafe verlangt hatte. Sie wusste, dass das dicke Ende noch kommen würde, wenn Paul es erst vermissen würde. Andererseits konnte sie aber auch nicht hoffen, ohne irgendeinen Preis aus ihrer fürchterlichen Zwangslage herauszukommen.
    Noch dazu ließ Rafes augenscheinliche Galanterie der vergangenen Nacht sie nicht vergessen, dass er ein zynischer, gefährlicher und unberechenbarer Mann war. Sie musste versuchen, seinem Geheiß nachzukommen - und immerhin hatte es ja seiner Mutter gehört. Sie konnte es ihm wohl kaum vorwerfen, dass er es haben wollte. Da sie als Dienstmädchen bei ihnen lebte, wusste Rose mehr über Pauls Geheimnisse als jeder andere.
    Mystere beschloss, einfach nur offen zu sein und sich Rose auf Gedeih und Verderb auszuliefern .
    »Ich befinde mich in einem fürchterlichen Dilemma«, antwortete sie schließlich. »Rafe Beiloch will unbedingt ein silbernes Diadem haben, das ich in diesem Frühjahr gestohlen habe. Verstehst du, es hat seiner Mutter gehört, die vor einiger Zeit verstorben ist.«
    »Das wird aber inzwischen an Pauls Hehler verkauft worden sein«, sagte Rose. »Gott allein weiß, wo es sich jetzt befindet.«
    »Nein, ich glaube, ich habe es in Pauls Wandtresor gesehen. Du weißt doch bestimmt, dass er einige Dinge zurückbehält.«
    Rose nickte. »Also hast du diese Sache ebenfalls durchschaut? Ich hatte geglaubt,

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