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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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Heftigkeit brachte sogar die Musiker dazu, unbewusst sein Tempo zu übernehmen.
    Mystere war dankbar dafür, dass andere Paare sich zu ihnen gesellt hatten, denn deren Anwesenheit schien ihn zumindest ein wenig zu zügeln. Sie wusste sehr wohl, was er mit »jener Nacht« meinte, und er hatte sie inzwischen schon genug zermürbt, um den Gedanken aufzugeben, Sylvia Rohrs Brosche zu entwenden. Das wäre zu riskant, solange seine Adleraugen auf ihr ruhten.
    Er war jedoch nicht der alleinige Grund. Uber der Geschichte schwebte ein Gefühl von dramatischer Spannung. Nur wenige sprachen direkt darüber, aber jeder der an diesem Abend Anwesenden hatte die reißerischen Artikel der Tageszeitungen, die in der Printing House Row hergestellt wurden, genau studiert, hungrig nach weiteren Einzelheiten über die gefeierte Diebin, die sogar in den britischen und europäischen Zeitungen auf der ersten Seite erwähnt wurde.
    Jetzt, dachte sie, während sie tanzten, ist Rafe nicht auf eine Reaktion von mir gefasst. Ich muss irgendetwas versuchen, um mich zu beweisen, denn offensichtlich nimmt er an, allein durch seine Anwesenheit die Lady Moonlight in Angst versetzen zu können.
    Als sie beschloss, ihn zu bestehlen, hämmerte ihr Herz einen Moment lang vor Angst. Rillieux’ Lektionen hatten sie jedoch gut vorbereitet.
    Rafe wirbelte sie herum - direkt zu Garrett Teasdale und seiner Gemahlin Eugenia. Für den Bruchteil einer Sekunde konzentrierten Mysteres geübte Augen sich auf die schwere goldene Nadel in Rafes schwarzer Seidenkrawatte; dann lenkte sie ihn ab, indem sie Garrett charmant anlächelte. Garrett nickte grüßend, und auch Rafe schaute ihn an.
    Mit einer präzise ausgeführten Bewegung streifte ihre Hand ihn, und die Nadel war weg. In der gleichen fließenden Bewegung steckte sie die Nadel sicher in ihren Nackenknoten, wobei es nach nicht mehr aussah als nach einem geistesabwesenden Streichen über ihr Haar.
    Der Diebstahl war im Nu vollendet. Sie wusste, dass Rillieux wegen des geringen Wertes der Nadel kein Geschrei veranstalten würde. Ihr Instinkt sagte ihr jedoch, dass die Lady Moonlight Rafes Zuversicht, alles unter Kontrolle zu haben, erschüttern musste - ansonsten wäre sie verloren.
    Die plötzliche Erleichterung über ihren kühnen Erfolg veränderte ihre Stimmung. Ein paar bezaubernde, berauschende Momente lang, als die Violinen sich erhoben und er sie an dem funkelnden Wasserstreifen entlang mitriss, konnte sie die Kraft und die männliche Stärke in ihm spüren und diese unglaubliche Geschmeidigkeit, die zu seinem Körperbau passte. In diesem Moment fühlte sie sich schwerelos und spürte, dass Aufregendes auf sie zukommen würde. Und sie spürte ihre Jugend und das Verlangen einer Frau nach Erfüllung.
    Dann nahm sie seinen warmen und feuchten Atem auf ihrer Wange wahr, so vertraut wie der eines Liebhabers, und er drückte sich noch enger an sie heran, bis sie hätte schwören können, die verbotene Schwellung seines Geschlechtes zu spüren.
    Er hatte begonnen, sie gezielt von den anderen Tänzern wegzuführen. In der Dunkelheit hinter dem Pavillon zog er sie plötzlich in eine versteckt liegende Gartenlaube.
    »Nein!«, protestierte sie, als er sie an sich presste.
    Ihr Protest wurde durch seinen beinahe gewalttätigen Kuss auf ihre Lippen erstickt. Ein paar Sekunden lang reagierte ihr verräterischer Körper sofort, und ihre Leidenschaft schien der seinen gleichzukommen. Dann, mit einer gewaltigen Anstrengung, befreite sie sich aus seiner Umarmung.
    »Hören Sie sofort auf!«, schleuderte sie ihm entgegen. »Sind Sie verrückt ? Man hat uns hier hineingehen sehen!«
    »Für dieses Mal werde ich noch aufhören«, sagte er mit rauer Stimme. »Aber wie ich gerade schon sagte, Gedanken sind frei. Ich werde es mir vorstellen.«
    Sie schob sich an ihm vorbei und ihr Gesicht fing an zu glühen, als sie sah, dass alle Köpfe sich in ihre Richtung gedreht hatten.
    Nur wenige Augenblicke zuvor hatte sie sich direkt in den Himmel versetzt gefühlt, und nun stürzte sie auf die Erde zurück. Als sie auf die Menschen und den Pavillon schaute, kam ihr die Szenerie plötzlich künstlich heiter und unecht vor, wie die gemalte Kulisse einer Bühne.
    »Das haben Sie nun schon zum zweiten Mal zu mir gesagt«, gelang es ihr zu flüstern.
    »Ja, aber nur, weil Sie es einst zu mir gesagt hatten«, spottete er hinter ihr mit leiser Stimme, sodass nur ihre Ohren es vernehmen konnten.
    Ein letztes Mal drehte sie sich zu ihm

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