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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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Abbot angeht, so wird er sich beugen, denn immerhin ist er ein Patriarch der »oberen Vierhundert.«
    »Genauso wie Sie, Mr. Beiloch.«
    »Genauso wie Ihr Onkel, Miss Rillieux.«
    Sein Blick war drohend und spöttisch zugleich. Sie weigerte sich jedoch, sich von ihm einsch ü chte rn zu lassen und hielt seinem Blick mit kühnem Trotz stand.
    Die Spur eines Lächelns kam über seine Lippen. »Gut, das ist gut. Ich sehe, Sie haben beschlossen zu kämpfen. Es gefällt mir, mit Ihnen zu kämpfen.«
    »Meinen Sie auf die Art und Weise, wie Sie mich auf dem Sanford-Ball zum Kämpfen brachten? Indem Sie sich mir wie ein betrunkener Rüpel aufzwingen?«
    »Ah, das hat Sie also beschäftigt, Lady Moonlight?«
    »Hier kommt gerade eine Frau, die Sie mit Sicherheit nicht abwehren würde«, bemerkte sie trocken und wich damit geschickt seiner Frage aus. Antonia hatte ihren langweiligen Grafen stehen lassen, um Rafe zu begrüßen. Sie trug ihren wunderschönen Smaragdring und Mystere musste sich dazu zwingen, ihn nicht begehrlich anzustarren. Schon bald, versprach sie sich selbst.
    »Rafe Beiloch, Sie herzloser Schuft«, begrüßte Antonia den Eisenbahnplutokraten, wobei sie Mystere mehr oder weniger ignorierte. »Sie zwingen uns Frauen wirklich, beschämend dreist zu sein, ist es nicht so?«
    »Bei diesem britischen Weichei dort bei Ihnen werden Sie dreist sein müssen«, antwortete er mit kaum verhohlenem Zynismus. »Aber tun Sie ihm bloß nicht weh. Er sieht ziemlich zerbrechlich aus.«
    »Das war Carolines eiserne Hand - sie hält uns alle von Ihnen fern, vor allem Carrie. Ob das ein Hinweis auf ihre Pläne ist? Diese schamlose Frau spart Sie auf, Rafe, und wer könnte ihr das verübeln?«
    Was wirklich schamlos ist, dachte Mystere, ist dieses unverschämte, unschickliche Gespräch. Rafe grinste verschlagen wie ein Wolf.
    Unglücklicherweise verpasste Mystere den Rest dieses
    Gespräches, denn Abbot hatte sich von den Astor-Damen entfernt, um ihr etwas ins Ohr murmeln zu können.
    »Ich habe diesen Mann« - seine feindseligen Augen richteten sich auf Rafe - »vom ersten Tag unserer Begegnung an nicht gemocht. Wir gaben uns die Hände, und ich soll auf der Stelle tot umfallen, wenn seine nicht schwielig war. Der Mann ist so gewöhnlich wie ein Kanalgräber. Sie haben etwas Besseres verdient, meine Liebe. Seien Sie vor ihm auf der Hut, denn er ist ein Schurke.«
    Angst schnürte ihr die Kehle zu - also waren sie und Rafe Belloch inzwischen wirklich zu einem Gesprächsthema geworden. Auf die eine oder andere Weise jedenfalls.
    »Passen Sie lieber selber auf«, erwiderte sie leichthin. »Caroline durchbohrt Sie schon mit ihren Blicken, weil Sie sich von ihr entfernt haben.«
    Diese Frau ist ein Satan«, stimmte er ihr zu, während er sich umdrehte, um zu ihr zurückzugehen. »Aber sie ist durchschaubar, und ich kann auf ihr spielen wie auf einem Piano.« Er warf einen letzten Blick auf Rafe, der mitwildem Blick zurückstarrte.
    »Sie dagegen«, winselte Abbot, bevor er floh, »haben es mit einem Casanova zu tun - noch dazu mit einem ziemlich impulsiven. Seien Sie vorsichtig!«

14
    »Opernglas, Miss?«, fragte ein höflicher Platzanweiser und bot Mystere ein zierliches, vergoldetes Opernglas mit Perlmutteinlegearbeit an, als er sie zu Rafes Privatloge hinführte.
    »Oh, diese junge Frau hat ganz ausgezeichnete Augen«, vermittelte Rafe, während er dem Mann eine Banknote in die Hand drückte und ihn fortwinkte. »Vor allem für alles, was funkelt.«
    Angst versetzte ihrem Herzen einen Stich. Hatte sie ihn törichterweise sehen lassen, wie sie auf Antonias Ring starrte? Begab sie sich vielleicht gerade in die Höhle des Löwen ? Es sah ganz danach aus. Sie würde jederzeit auf der Hut sein müssen.
    »Was kann ich nur tun, um Sie davon zu überzeugen, dass ich nicht die dunkle und mysteriöse Lady Moonlight bin? Immerhin bin ich davon ausgegangen, dass wir uns heute Abend eine Oper anschauen, müssen wir also den ganzen Abend lang über dieses Thema reden?«, fragte sie matt und schaute sich im eleganten Innern des Astor Place um. Im oberen Bereich verführten romanische Bögen und überhängende Logen die Augen. Von dort aus schaute man auf steile Reihen samtener Plüschsessel hinunter, die sich verengten, je mehr sie sich der Bühne und dem Orchestergraben näherten.
    Er lächelte wölfisch. »Aber gerade das macht doch Ihren Reiz aus, meine Liebe. Von einer solchen Frau möchte ich verführt werden. Ja, den ganzen Abend lang

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