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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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befanden sie sich schon inmitten eines Gedränges teurer Kutschen, Zweisitzer, Kaleschen und anderer Fahrzeuge, die alle in Richtung Opernhaus fuhren und somit einen Verkehrsstau verursachten.
    »Nun mach schon! Oder bist du mit dem verdammten Straßenbelag verwachsen, Bursche?«, schrie Baylis dem Kutscher direkt vor ihnen zu. Er fügte noch eine ganze Reihe von Beschimpfungen hinzu, worauf Rillieux wütend mit seinem Spazierstock gegen das Kutschendach hämmerte.
    »Werde nicht ausfallend, Baylis!«, rief er nach draußen.
    Im Gegensatz zu Pauls Gereiztheit und trotz ihrer Angst vor einem Wiedersehen mit Rafe Belloch verspürte Mystere ein bewegendes Gefühl der Vorfreude. Eine berühmte Kompanie aus Madrid sollte Bizets Carmen aufführen, eine ihrer Lieblingsope rn .
    Als sie sich Stück für Stück dem Opernhaus näherten, zog Rillieux den Vorhang beiseite.
    »Dort ist Inspektor Byrnes«, sagte er mit grimmiger Mine. »Er geht zwar alleine hinein, aber sei versichert, dass er der Astor-Loge vorstehen wird.«
    »Um nach Lady Moonlight Ausschau zu halten«, bemerkte sie, die Ironie des Ganzen verspürend. »Und er wird nicht ein einziges Mal den Verdacht haben, dass er eine Loge mit ihr teilt.«
    Sie hatte natürlich angenommen, dass sie sich mit Paul gemeinsam in unmittelbarer Gesellschaft der Astors befinden würde. Nun jedoch räusperte er sich mit ausweichendem Blick.
    »Du wirst während der Vorstellung nicht bei uns sitzen, meine Liebe. Ich vergaß ganz, das zu erwähnen.«
    »Warum werde ich das nicht?«
    »Nun, du hast sicherlich davon gehört, dass der Duke und die Duchesse of Granville mit großem Gefolge die Stadt besuchen. Viele aus Carolines engerem Kreis werden in den angrenzenden Logen sitzen müssen.«
    Mit Ausnahme meiner Wenigkeit, schien sein selbstgefälliger Ton hinzuzufügen.
    »Und mit wem werde ich zusammensitzen?«, fragte sie, plötzlich misstrauisch geworden.
    »Oh, irgendjemand wird dich schon zu sich einladen.« Er tat die Frage mit einem Achselzucken ab. »Da habe ich nicht den geringsten Zweifel.«
    »Hmm«, war alles, was sie sagte, obwohl sie befürchtete, dass Verrat im Gange war.
    Endlich waren sie an der Reihe, auszusteigen, und zu viel Sehenswertes und Aufregendes lenkten sie ab. Hush war hinuntergesprungen und wollte ihnen hinaushelfen, er wurde jedoch von einem würdevollen Portier in einer mit goldenen Borten besetzten Livree und dem Astor-Wappen beiseite geschubst.
    Die gesamte Elite der oberen Stadtbezirke war erschienen. Bei einem flüchtigen Rundblick entdeckte Mystere den Stahlmagnaten Andrew Carnegie, mehrere Personen aus dem Vanderbilt-Clan sowie den zum Wall-Street-Inventar gehörenden George Templeton Strong. Ruhig und ernsthaft im Gespräch mit Strong erblickte sie Trevor Sheridan, dessen Schwester Mara nun die Duchesse of Granville war. Sheridan war groß, breitschultrig und außergewöhnlich gut aussehend. Er war Ire durch und durch, aber man erzählte sich, dass er trotz seiner Öffentlichkeits- scheu erfolgreich gewesen war. Und dann hatte eine große New Yorker Schönheit sich in ihn verliebt. Er und Alana Van Alen Sheridan wurden als eine der großen Liebesheiraten des Jahrhunderts betrachtet. Wann immer seine Gemahlin sich nicht an seiner Seite befand, strahlte er eine ungeheure Grimmigkeit aus. Man sagte über ihn, dass er sein Lächeln genauso horte wie sein Geld; wenn jedoch Mrs. Sheridan erschien, verschwand seine Schroffheit sofort. Jeder konnte sehen, dass er noch immer - und jederzeit - nur Augen für sie hatte.
    Und dort, auf ihrem Weg ins Opernhaus, befanden sich Caroline und Carrie, Mrs. Astor ganz die hoheitsvolle Matrone in ihrem Fuchsfellumhang. Antonia Butler ging in ihrer Nähe am Arm irgendeines langweiligen, kleinen englischen Grafen, mit dem Mystere einst getanzt und den sie danach wieder vergessen hatte. Er sah aus, als wäre sein Kinn halb weggeschmolzen, und er schien sich vor der Schönheit an seinem Arm zu fürchten.
    Und dort - dort war Sylvia Rohr, und genau so, wie Paul es vorausgesagt hatte, trug sie die wunderschöne Schulterbrosche, die Mystere versprochen hatte, sich an diesem Abend »anzueignen«.
    Sie schaute flüchtig nach links und wurde auf der Stelle durch den beherrschenden Blick Rafe Bellochs herausgefordert. Viele der älteren Männer, Paul eingeschlossen, trugen glänzende, seidene Zylinder und weite Hosen. Rafe hingegen hatte keinen Hut auf dem Kopf und trug Lackschuhe und eine engbeinige Hose, wie es bei den jungen

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