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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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einschließlich einer, die den Astors gehörte.
    Mystere, noch immer starr vor Schreck über Rafes angekündigte Bestrafung, ließ sich beinahe widerstandslos den Landungssteg hinaufführen.
    »Ein wenig frisch heute Abend, was, Skeels?«, begrüßte Rafe einen Mann seiner Crew, der darauf wartete, die Planke einzuholen und das Anlegeseil loszumachen.
    »Kälter als das Herz eines Grundbesitzers, Sir. Ihr Ofen unter Deck ist schon angezündet worden«, antwortete Skeels, wobei sein Blick in dem flackernden Schein einer kerosinbetriebenen Positionslampe rasch über Mystere glitt.
    Mystere zitterte noch immer, trotz der zusätzlichen Wärme durch Rafes Jacke. Sie schöpfte neuen Mut bei der Erwähnung eines warmen Ofens. Als ob Rafe jedoch diese Gedanken verstanden hätte, erwiderte er: »Ich danke dir, aber ich würde sagen, wir beide werden es auch auf dem Deck aushalten.«
    Noch mehr von dieser vorsätzlichen Grausamkeit, dachte sie, denn er kann sehen, dass ich durchgefroren bin. Und er ist es genauso, er wird jedoch mit Freuden leiden, wenn das nur gleichzeitig mehr Elend für mich bedeutet.
    Aber selbst ihre Verärgerung über ihn konnte nicht länger eine wachsende, durch Angst hervorgerufene Übelkeit unterdrücken. Sie wusste nicht, wie sie jemals die Nacht überleben sollte.
    Die Crew zog den Anker hoch und die Yacht drehte bei, wobei ihr Bug für die kurze Fahrt über die Upper Bay nach Staten Island in Richtung Südwesten zeigte. Eine Hand fest auf ihrem Arm führte Rafe sie zur Reling, lehnte sich dort an und beobachtete sie, während sie sich ihren Weg durch das Wasser bahnten.
    »Sie machen einen entsetzlichen Fehler«, sagte sie mit leiser, hilfloser Stimme zu ihm.
    Er tätschelte seine Hemdtasche, die nun Antonias Ring enthielt. »Sie waren es doch, die den ersten Soldaten in diesem Krieg ausgesandt hat«, erinnerte er sie, »als Sie mich in Five Points beraubt hatten.«
    »Zur Hölle mit Ihnen, ich habe Sie nicht beraubt!«
    »Das Fluchen gefällt mir an Ihnen, es ist sehr damenhaft«, versicherte er ihr.
    Ein erschütterndes Elend erfüllte sie. Verzweifelt versuchte sie nun, eine andere Richtung einzuschlagen. »Selbst wenn ich wirklich Lady Moonlight wäre«, argumentierte sie, »so hieße das noch lange nicht, dass ich Sie auch in Five Points ausgeraubt habe, oder?«
    »Wir beide wissen, dass Sie diejenige gewesen sind, die mich beraubt hat. Und schon bald werden wir das unter Beweis stellen. Und was Lady Moonlight angeht - ich hege keinerlei Groll gegen sie. Tatsächlich habe ich es sogar genossen, sie zu beobachten - sie macht, ich meine, Sie machen die >oberen Vierhundert < nervös.« Er starrte sie an, versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu interpretieren. »Ich vermute, das erklärt auch meine fixe Idee, Sie ergreifen zu wollen ... Sie haben zu wollen.«
    Die Yacht fuhr langsam an Governors Island vorbei und dampfte ruhig immer weiter auf Staten Island zu, wo ein paar einsame Küstenlichter wie Leuchtkäfer blinkten. Mystere konnte durch die Sohlen ihrer Schuhe hindurch das Brummen der Maschinen spüren. Sie wurde von einer tiefen Traurigkeit ergriffen. Erneut konnte sie die freudige Überraschung beim Anblick der Insignien aus dem Schutzschild von Connacht verspüren - und dann ihre bittere Verzweiflung darüber, dass es sie nicht weiterbrachte. Wenn Rafe sie nicht so festhalten würde, hätte sie vielleicht über die Reling springen und allem ein Ende bereiten können.
    Einen Moment lang trat der Mond hinter den über den Nachthimmel jagenden dunklen Wolken hervor und tauchte die Bucht in silbriges Licht. Aber dieser Anblick verstärkte ihren Kummer nur noch. Alle zwei Wochen unternahm das Boot der Charity Commission im Schutze der Dunkelheit eine Fahrt nach Hart Island, einem trostlosen Flecken in Long Island Sound, wo die Stadt ihre Armen in anonymen Massengräbern beerdigte.
    Sie konnte nun einen Blick von dem Boot erhaschen, das mit billigen Särgen beladen war und auf die Mündung des East River zufuhr. Plötzlich hallte eine zufällige Bemerkung in ihren Gedanken wider, die Lorenzo Perkins über Bram gemacht hatte: Es ist gut möglich, dass er inzwischen in Potters Field begraben liegt.
    Überwältigt von diesem Anblick wandte sie sich ab.
    »Das Todesboot ist ein trauriger Anblick«, bemerkte Rafe mit einer Spur von Mitgefühl in seiner Stimme.
    »Sie wissen doch gar nicht, was es heißt, arm und verlassen zu sein«, sagte sie sarkastisch.
    »Ich zahle mit gleicher Münze heim«,

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