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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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Duchesse of Granville, die, wie Sie sicherlich wissen, aus London zu Besuch ist, an die Damen verteilt. Das Grundmotiv auf dem Fächer, wie ich heute Abend selbst erst durch Carrie erfahren habe, ist aus dem Schutzschild von Connacht, wo die Herzogin ihre Wurzeln hat. Der Hirsch und die Lorbeerblätter stammen aus dem Wappen der Granville. Warum sind Sie so sehr davon angetan?«
    Anstelle irgendeines Gefühles von Erleuchtung bewirkte die Antwort lediglich, dass sie sich vernichtet und emotional ausgelaugt fühlte. Nun war sie beim Stehlen erwischt worden, und das erste Mal in all den Jahren, in denen sie versucht hatte, Antworten auf das Rätsel ihrer Vergangenheit zu finden, machten diese Antworten sie ratloser denn je zuvor.
    Sie und Bram stammten aus Dublin, einer Stadt, die sich auf der genau entgegengesetzten Seite Irlands befand als die Provinz Connacht. Und es gab in dem Brief aus New York keine Anzeichen dafür, dass sie ihre Verwandten in London oder unter dem britischen Adel finden würde. Der Duke und die Duchesse of Granville hatten mit Sicherheit in keiner Weise etwas mit zwei Waisen zu tun, die im Diebstahl geschult worden waren - allein schon der Gedanke daran war lachhaft. Rafes Antworten erschienen ihr genauso nutzlos zu sein wie ihre Fragen.
    »Warum sind Sie so sehr davon angetan?«, wiederholte er ungeduldig.
    »Bin ich nicht«, antwortete sie schließlich in hoffnungslosem, niedergeschlagenem Ton. Entmutigt und schwach vor Schmerzen sank sie in sich zusammen und ergab sich selbst einem schrecklichen Schicksal in den Händen von Rafe Belloch.
    »Werden Sie mich der Polizei übergeben?«, fragte sie ihn mit dumpfer Stimme.
    »Wäre das etwa ein Problem, da Sie ja so überschwänglich Ihre Unschuld beteuern?«
    Allerdings wäre es das, dachte sie. In Wirklichkeit jedoch machte sie sich mehr Sorgen wegen Rillieux. Er würde sie umbringen, jetzt, wo er wusste, dass sie für sich allein arbeitete. Sein Zorn würde schlimmer sein als alles, was die Obrigkeiten tun könnten. Nach außen hin mochte er ja ein liebenswürdiger Gentleman sein, sie wusste jedoch ganz sicher, dass dieser Mann ungeheuerliche Grausamkeiten begangen hatte, vor allem gegen die, die sich ihm gegenüber illoyal verhalten hatten.
    Beiloch stieß ein bitteres Lachen aus. Er hielt ihr den Ring unter die Nase und zwang sie dadurch, ihren Kopf abzuwenden wie ein Kind, das sich weigert zu essen.
    »Ihr Berufsdiebe kämpft instinktiv, nicht wahr? Nun, machen Sie sich keine Sorgen wegen der Polizei, Lady Moonlight. Ich habe kein Interesse daran, eine stümperhafte Regierung meine persönlichen Rechnungen begleichen zu lassen. Erinnern Sie sich bitte daran, dass ich derjenige in Five Points gewesen bin. Ich habe das niemals vergessen.«
    Angst schnürte ihr die Kehle zu. »Was haben Sie also vor?«
    »Ich habe meine eigene Bestrafung für Sie. Sie werden in nur wenigen Minuten meine Yacht besteigen. Dann werde ich Sie mit in mein Haus nehmen, wo Sie genau der gleichen Demütigung unterzogen werden, die ich in der Gasse von Five Points erleiden musste.«
    Obwohl sie wie betäubt war, gelang es ihr doch zu flüstern: »Welche Demütigung?«
    »Spielen Sie noch immer das unschuldige, kleine Engelchen? Nun, dann lassen Sie es mich deutlicher ausdrücken.« Sein Gesicht wurde hart, und seine Worte wurden scharf. »Zuerst werde ich Ihre Wunde behandeln lassen. Und dann, wenn es Ihnen wieder richtig gut geht, werde ich dabei zuschauen, wie Sie sich vor meinen Augen ausziehen - sich völlig entkleiden bis auf ihre wunderschöne, kreolische Haut. Und dann, ganz nach Lust und Laune, werde ich Ihnen erlauben, mein Haus zu verlassen, Sie werden es jedoch mit nicht mehr verlassen, als ich zu dem Zeitpunkt anhatte, als Sie mich schließlich in der Dunkelheit stehen ließen.«

20
    Zu dieser späten Stunde gab es so gut wie keinen Verkehr mehr, und Rafes Kutscher ließ den Pferden freien Lauf, wobei ihre eisenbeschlagenen Hufen auf dem Kopfsteinpflaster Funken schlugen. Innerhalb weniger Minuten hatten sie die ruhige, beinahe ausgestorbene Battery erreicht. Die Nacht war kühl und düster geworden, feucht und neblig.
    Die letzte Fähre des Tages nach Staten Island hatte schon für die Nacht angelegt. Rafes Dampfyacht jedoch, die Courageous Kate, wartete an einem nahe gelegenen Schiffslandeplatz. Die Crew befand sich schon in Bereitschaft, die Dampfkessel hatten den nötigen Druck für die Fahrt. Ganz in der Nähe lagen ein paar weitere Yachten vertäut,

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