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Diebin der Zeit

Diebin der Zeit

Titel: Diebin der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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belügen .
    Was steckte aber dann dahinter? Was hatte sich wirklich im Wagen der Frau ohne Haut zugetragen? Wie hatte sie es geschafft, dem Angriff eines blutrünstigen Untoten mit unmenschlichen Kräften zu entrinnen, sich quasi von einer Sekunde auf die andere aus seiner Wahrnehmung auszuklinken?
    Eucharius war von den Flammen, die die Wagen verzehrten, völlig überrumpelt worden. Aber die Brände hatten sich erst zu ihrer verderblichen Größe ausweiten müssen. Wieso hatte er die Gefahr nicht viel früher bemerkt und sich in Sicherheit gebracht .?
    Wie auch immer Landru es drehte und wendete, es lief auf dasselbe hinaus: Eine Erklärung für die Ungereimtheiten konnte ihm nur diese Lydia selbst geben. Aber dafür mußte er sie erst finden.
    Nicht zuletzt das Verhalten des Pfaffen und der plötzliche Rückzug der Dorfbewohner lenkten Landrus Schritte auf den Hügel zu, hinter dem Saquefort lag. Ein Dorf, das trotz der fortgeschrittenen Stunde gewiß nicht schlief .
    *
    Die am Himmel dahinziehende Wolkenfront riß kurz auf, und die sichtbar werdende Sichel des Mondes streute einen silbrigen Schimmer über Lager und Landschaft, auch über jene Kuppe, hinter der die gewaltbereiten Dorfbewohner verschwunden waren.
    Rößlins Wanderschau existierte nur noch als Ansammlung rauchender Trümmer. Die lebenden Attraktionen versuchten sich ge-genseitig Hilfe und Trost zu spenden. Von Rößlin war nichts zu sehen. Entweder war er Opfer des feigen Anschlags geworden, oder er hatte sein Heil in der Flucht gesucht .
    Landru verschwendete keinen Gedanken mehr an ihn. Als er den Kamm des Hügels überschritten hatte, sah er unter sich in der Senke eine zusammengewürfelte Ansammlung von Häusern, aber keine Menschenseele. Und das, obwohl sich zumindest der wie ein Pfaffe gekleidete Krüppel kaum so schnell auf seinen Krücken hätte davonstehlen können.
    Etwas stimmte nicht.
    Landru blieb stehen.
    Der winzige Ort lag wie ausgestorben zu seinen Füßen. In der Mitte erhob sich im Schatten einer mächtigen Linde eine schlichte Kirche, von der sich Landru sofort angezogen fühlte.
    Widersinnig genug, denn normalerweise stießen ihn solche Bollwerke fatalen Glaubens ab.
    Ein Rascheln veranlaßte Landru, über die Schulter zu blicken. Mit Racoons Augen, die nun ihm gehörten, blickte er über die Schulter und sah Eucharius auf allen Vieren die Hangsteigung heraufklettern. Dem nicht nur verbrannten, sondern inzwischen auch halbverwesten Schädel, der neben Eucharius' Haupt baumelte, hing die Zunge wie hechelnd aus dem Mund.
    Erneut stand Landru kurz davor, der Anhänglichkeit des Monstrums, für das er eigentlich keinen Bedarf hatte, ein Ende zu bereiten. Doch wiederum unterdrückte er diesen Impuls und lief statt dessen einen ausgetretenen Pfad hügelabwärts.
    Eucharius fiel hinter ihm zurück, aber es war unwahrscheinlich, daß er die Verfolgung aufgab.
    Warum Landru darauf verzichtete, sich Flügel zu verleihen oder in die von ihm favorisierte Gestalt eines Wolfs zu verwandeln, hätte er selbst nicht zu sagen gewußt, denn in jeder dieser Masken wäre er beträchtlich schneller vorangekommen.
    Kurz vor Erreichen der ersten Häuser hielt er noch einmal inne. Eine unnatürliche Stille hatte sich wie eine schallundurchlässige Glocke über Saquefort gestülpt. Weder Geräusche, noch Stimmen waren auszumachen.
    Während Landru zu dem spätmittelalterlichen Dörfchen spähte, überkam ihn mehr und mehr das Gefühl, in einen Film versetzt worden zu sein, dessen Ton willkürlich abgedreht worden war.
    Anders als in dem ominösen Zwischenreich, in das er zunächst gelangt war 1 , gehorchte ihm in der Gegenwart des 17. Jahrhunderts seine Magie wieder vorbehaltlos.
    War dies der Beweis, daß er wirklich hier war?
    Landru schüttelte den Kopf. Befremdet ging er weiter. Er konnte sich nicht erinnern, je in einer Zwickmühle gesteckt zu haben, die annähernd mit dieser zu vergleichen gewesen wäre. Irgendwie erwartete er jeden Augenblick, aus einem Traum zu erwachen und sich im Gewölbe des Monte Cargano wiederzufinden, in Gabriels Gesellschaft.
    Gabriel.
    Was hatte er mit all dem zu tun? Gab es überhaupt Zusammenhänge?
    Landru schüttelte die Fragen, auf die er keine Antworten wußte, ab und schritt in den nächtlichen Ort. Eine aufrührende Stille nahm ihn in sich auf, als hätte sie nur darauf gewartet, daß nach den heimkehrenden Dorfbewohnern nun auch er hierher fände .
    Genug mit diesen Wahnvorstellungen! Reiß dich

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