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Diebin der Zeit

Diebin der Zeit

Titel: Diebin der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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zusammen!
    Seltsam, wie leicht sich ein Mann mit seinen Erfahrungen aus der Bahn werfen ließ.
    Landru zögerte, sich Zutritt zu einem der Häuser zu verschaffen. Bei einer der Stallungen, an denen er vorüberkam, spürte er diesen unerklärlichen Hemmschuh nicht. Ohne darüber zu spekulieren, was ihn drinnen erwarten könnte, zog er das knarrende Tor auf.
    Falls eine Konfrontation mit den hiesigen Bewohnern unumgänglich war, würde er sich dem stellen ...
    Doch dann spiegelten die Züge des Wirtskörpers Landrus Betroffenheit wider.
    Er lief hinein in ein Dunkel, das noch genügend Helligkeit enthielt, um sich darin wie in einem grauenden Morgen zurechtzufinden. Zu seiner Rechten und Linken lagen die Kadaver des Viehs im Stroh. Manche Kuh, die kurz angebunden worden war, hing mit ihren eingeknickten Vorderläufen wie vorsätzlich erhenkt an ihrem Strick.
    Aber daran, daß der Tod schon vorher eingetreten war, gab es bei näherem Hinsehen kaum Zweifel.
    Landru durchquerte den ganzen Stall und sah in jeden Winkel, ehe er sich einem der Kadaver näherte, einer tote Ziege, und deren spröde Hülle berührte.
    Als die Schockwelle ihn traf, schrie er leise auf.
    Es war tatsächlich wie ein Schock, die in der toten organischen Materie erhalten gebliebene Furcht des Tiers auf sich überspringen zu fühlen und sich davon elektrisieren zu lassen .
    Nachdem dieser jenseitige »Funke« verglüht war, durchdrangen Landrus Finger das dehydrierte Gewebe der Ziege wie ein uraltes Papyrus. Knisternd gab das verdorrte und all seiner Flüssigkeit beraubte Fleisch schon unter leichtem Druck nach. Grauer Staub wölkte auf. Landru atmete ein paar der Schlieren ein, die ihm Hustenreiz verursachten. Trotzdem wühlte er mit beiden Händen weiter in den eingetrockneten Innereien, die jedoch keinerlei Hinweis auf die Ursache der Mumifizierung gaben, die sehr plötzlich, aus heiterem Himmel, eingetreten sein mußte.
    Landru zog seine Hände zurück und klopfte sie im Aufstehen an den Schenkeln ab.
    Ein Verdacht durchzuckte ihn, eine Möglichkeit .
    Aber war es möglich, daß nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen von Saquefort ein Opfer dieses spektakulären Phänomens geworden waren? Auch jene Bewohner, die noch kurz zuvor Röß -lins Wanderschau überfallen hatten?
    Überfallen warum eigentlich? Nur aus der durchaus verständlichen Sorge vor dem Unbekannten heraus, vor menschlichen Entartungen, deren bloße Nähe schlichte Gemüter dazu trieb, ihr Hab und Gut, ihre Familie verteidigen zu wollen .?
    Landru räumte ein, daß das in einer Zeit wie dieser durchaus ein triftiger Grund sein konnte. Immerhin waren Hexenwahn und -verfolgung längst nicht ausgerottet, und die Greuel des Krieges hatten den sogenannten Aberglauben allerorten wieder aufblühen lassen, selbst in Gebieten, die bislang von den marodierenden Heeren verschont geblieben waren.
    Unterschwellige Weltuntergangsstimmung mochte ein mitauslösendes Moment des feigen Überfalls auf das Lager der Schausteller gewesen sein - aber sie erklärte nicht dieses Viehsterben.
    Landru wechselte zu einer der Kühe, zögerte nicht und berührte auch sie .
    . und durchlitt auch deren Gefühle im Moment des Sterbens, als beträfe es für einen Sekundenbruchteil ihn selbst!
    Kopfschüttelnd kehrte er nach draußen ins Freie zurück, und diesmal kämpfte er seinen Widerwillen, in eines der Häuser einzubrechen, nieder.
    Er wollte Gewißheit.
    Gewißheit, ob nicht auch den Bewohnern Saqueforts das Schicksal der Tiere dieses Stalls widerfahren war .
    * Das Haus war nicht nur still, es war auch leer. Verlassen. Keine Leichen, in welchem Zustand auch immer, erwarteten den Vampir unter dem Dach des bäuerlichen Besitzes.
    Landru nahm noch weitere Häuser unter die Lupe. Dort bot sich dasselbe Bild. Manche Schlafstätten erweckten den Eindruck, Hals über Kopf verlassen worden zu sein und waren noch warm unter den Decken. Aber nirgends fanden sich Hinweise auf den Verbleib der Bewohner. Auch nicht auf den Straßen.
    Dafür entdeckte Landru weiteres verendetes Vieh. Die Ställe waren voll davon, überall. Und je weiter Landru ins Dorf vordrang, desto häufiger säumten die Kadaver von Vögeln, Mäusen, Ratten, Katzen und Hunden seinen Weg. Sie alle sahen aus, als lägen sie seit Jahren da, aber ihr Zustand ließ sich schon aufgrund der Witterungsbedingungen in diesen Breiten nicht erklären.
    Magie?
    Welche Art von Magie war hier am Wirken? Keine vampirische, soviel stand fest. Aber auf welche

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