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Diebin der Zeit

Diebin der Zeit

Titel: Diebin der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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unbekannte Form von Energie war er dann gestoßen? Hing sie mit dem Erlebnis seiner Dienerkreatur in Lydias Wagen zusammen? War Lydia die Verursacherin?
    Landru blickte sich um. Er sah Eucharius nicht mehr, aber er meinte seine Nähe zu spüren. Einen Todesimpuls, der auf das jähe Ende des Untoten hingewiesen hätte, hatte ihn jedenfalls noch nicht erreicht.
    Der Hüter ohne Kelch setzte seine Suche nach den verschwundenen Bewohnern des Dorfes fort. In einem Körper, der normale vampirische Bedürfnisse bei ihm anmeldete. Nicht zum ersten Mal, seit sie Paris den Rücken gekehrt hatten.
    In seiner unmittelbaren Umgebung schien es jedoch niemanden zu geben, der den erwachenden Durst hätte stillen können .
    Landru spürte ein leises Beben, das nur den von ihm eroberten Körper erschütterte, nicht aber den Boden unter seinen Füßen. Es war die Reaktion auf die Erkenntnis, daß er sich nun unmittelbar bei der Dorfkirche befand - einem Platz also, den Vampire aus gutem Grund mieden.
    Doch dann stellte er zu seiner Verblüffung fest, daß kein wirklicher Schaden, kein verderblicher Einfluß von den düsteren Mauern auf ihn übergriff. Im Gegenteil, die Kirche von Saquefort lag so still und von einer Aura der Nichtexistenz umflort da, wie jedes andere Gebäude des Ortes.
    Landru streckte seine Fühler vergeblich nach dem bekannt haarsträubenden Echo einer Bedrohung aus. Wie ein toter, ungefüger Klotz ruhte die Kirche in der Nacht.
    Doch dann .
    ... flackerte unvermittelt heller Schein durch den Raum hinter den Bleiglasscheiben! Ein Leuchten, scheinbar nur entzündet, um die einsam draußen in der Dunkelheit stehende Gestalt zu bewegen, endlich durch das Kirchenportal einzutreten.
    Landru war an einem Punkt angelangt, an dem er beinahe jede Einladung angenommen hätte, um endlich Licht ins Dunkel der auch ihn betreffenden Mysterien zu bringen ...
    * »Komm ruhig herein .«
    Von der Kanzel herab tönte die brüchige Stimme, die dennoch Widerhall im weiten Rund fand.
    Auch in Landru. Seltsam berührt schob er sich vollends durch den Spalt, der entstanden war, als er am eisernen Ring des Türflügels gezogen hatte, und so gelangte er geradewegs zu den restlos besetzten Rängen des Kirchenschiffs.
    Auf den Bänken saßen die von ihm vermißten Bewohner Saque-forts. Sie hockten da und hoben ihre Gesichter dem Mann auf der Kanzel entgegen, den Landru unschwer als denjenigen wiedererkannte, der den Überfall auf das Lager aus sicherer Entfernung verfolgt hatte. Den Pfaffen, der sich irgendwann auf Krücken davongemacht hatte, zurück ins Dorf .
    Krücken entdeckte Landru nirgends, aber er suchte auch nicht danach; so wenig, wie es ihm von Bedeutung schien, auf welche Weise und mit wessen tatkräftiger Hilfe der Priester es geschafft hatte, die steinerne Wendeltreppe zu erklimmen, die in einer kleinen überdachten Empore fünf Meter über den Köpfen der Gemeinde endete.
    Er kam gar nicht dazu, sich Gedanken über solche Nebensächlichkeiten zu machen.
    »Setz dich, wo gerade Platz ist«, sagte der Pfaffe, ehe er sich - wie jemand, der in seiner eigentlichen Rede kurz unterbrochen worden war - wieder allen Kirchgängern zuwandte, zu denen nun auch Landru gehörte.
    Er selbst mochte es anders sehen, aber das änderte nichts. Obwohl er keine Anstalten machte, der Aufforderung des Priesters nachzukommen, provozierte er damit auch keine erneute persönliche Ansprache. Während die nun schon vertraute Stimme den Raum zu füllen begann, schweiften Landrus Blicke suchend durch den Raum. Aber eine Frau, auf die Eucharius' Beschreibung zugetroffen hätte, fand er nicht. Keine der eher grobschlächtigen weiblichen Besucher glich jener Lydia auch nur im entferntesten.
    Nicht allein die rund um den Altar aufgereihten Kerzen sahen aus, als wären sie gerade erst angezündet worden; auch die Zeremonie als solche schien gerade erst begonnen zu haben.
    Aber was hatten die Menschen dann die ganze Zeit hier gemacht?
    Stumm gebetet? Im Dunkeln?
    Landru trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Die respektvoll schweigenden Menschen kehrten ihm die Rücken zu. Vielleicht war ihm deshalb zunächst entgangen, wie alt sie samt und sonders aussahen, alle, selbst die Kinder und Halbwüchsigen . alt, gebeugt und erschöpft!
    Landru widerstand dem aufflackernden Wunsch, sich umzudrehen und den Weg, den er gerade gekommen war, so schnell er konnte wieder zurückzulegen. Fortzulaufen. Nicht nur aus der Kirche, sondern aus dem ganzen gespenstischen

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