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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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Interessantes dahinter versteckt war.
    Auch die Durchsuchung der anderen Räume im Erdgeschoß und in den oberen Stockwerken brachte kein Ergebnis. Die ganze Zeit achtete de Richleau darauf, daß Rex dicht bei ihm blieb, und Rex hatte nicht das geringste dagegen einzuwenden. Nach und nach gewann die Atmosphäre des Hauses Einfluß auf ihn, und er hatte mehrmals das unangenehme Gefühl, er werde von hinten beobachtet.
    »Jetzt bleibt uns nur noch das Observatorium«, meinte der Herzog.
    In dem großen, überkuppelten Raum sah es genauso aus wie vorher. Im Schein der elektrischen Beleuchtung glänzte das weiße Pentagramm mit der doppelten Kreislinie und den kabbalistischen Zeichen. Offensichtlich hatte hier keine Zeremonie stattgefunden. Der schwarze Hahn und die weiße Henne befanden sich noch in dem Korb.
    »Wir werden sie, wenn wir gehen, im Garten freilassen«, murmelte der Herzog.
    »Was haben sie eigentlich vorgehabt?« fragte Rex.
    »Sie wollten die Konjunktion bestimmter Sterne, die heute nacht die gleiche ist wie zu Simons Geburt, dazu benutzen, um mit ihm als Medium eine Beschwörung durchzuführen. Sie wollten einen Elementar- oder Erdgeist beschwören – vielleicht sogar eine schreckliche Intelligenz von dem Ort, den wir als Hölle kennen, um von ihr gewisse Informationen zu erlangen.«
    »Das kann ich nicht glauben!« rief Rex aus. »Simon ist einer Bande von Erpressern in die Hände gefallen und, wenn du meinst, von ihnen hypnotisiert worden. Wahrscheinlich betreiben sie die Schwarze Magie nur, um ihn hereinzulegen. Alles andere ist dummes Zeug.«
    »Ich möchte dir wünschen, Rex, daß du bei dieser Ansicht bleiben kannst, aber ich fürchte, du wirst Grund bekommen, sie zu ändern, noch ehe wir hier fertig sind. Laß uns weitersuchen.«
    Plötzlich faßte sich Rex mit der Hand in den Nacken. »Sag mal, woher kommt dieser kalte Luftzug?«
    Der Herzog fuhr zusammen, als sei er gestochen worden. Er hatte es im selben Augenblick bemerkt. Eine kalte Brise verstärkte sich zu einem eisigen Wind, der Hände und Gesicht wie Feuer brennen ließ. Die elektrischen Lampen flackerten und wurden trübe, so daß man nur noch das schwache rote Glühen der Drähte in den Birnen sehen konnte. Der große Raum wurde in Dunkelheit getaucht. Ein violetter Nebel erhob sich aus der Mitte des Pentagramms, wirbelte um seine Achse, wurde höher und breiter und nahm Gestalt an.
    Die Lichter flackerten noch einmal und gingen dann ganz aus, aber der violette Nebel phosphoreszierte. Ein gräßlicher Verwesungsgestank, der eine ekelhafte Süße an sich hatte, breitete sich aus. Beide Männer spürten Übelkeit in sich aufsteigen. Mehr als zwei Meter über dem Boden begann sich ein graues Gesicht zu bilden. Die bösartigen Augen starrten sie an. Die Augenbälle wurden weiß, das Gesicht wurde schwarz. Unter ihm ballte sich der Nebel zu Schultern, Rumpf und Hüften zusammen.
    Noch ehe die Freunde wieder atmen konnten, war die Materialisation beendet. Über ihnen ragte’, gekleidet in ein wallendes weißes Gewand, Mocatas schwarzer Diener auf. Sein Astralleib war genauso, wie der Herzog ihn in Fleisch und Blut gesehen hatte, und seine Augen brannten wie lebende Feuerkohlen auf sie nieder.

 
VI
     
     
    Rex empfand keine Furcht im gewöhnlichen Sinne des Wortes. Er war jenseits des Zustandes, in dem ein Mensch sich ducken oder schreien oder weglaufen kann. Er stand wie gelähmt. Die eisige Kälte, die von der Gestalt in dem Pentagramm ausstrahlte, durchdrang ihn. An seiner Stirn klopfte eine Ader. Seine Knie drohten den Dienst zu versagen. In seinen Ohren hörte er eine deutliche Stimme: »Sieh nicht in seine Augen! – Sieh nicht in seine Augen! – Sieh nicht in seine Augen!« Das war de Richleaus Warnung, aber trotz äußerster Anstrengung gelang es ihm nicht, seinen Blick von den verderblichen gelben Pupillen, die in dem schwarzen Gesicht brannten, abzuwenden.
    Unfähig, Hand oder Fuß zu rühren, sah er zu, wie die unmenschliche Gestalt an Breite und Höhe gewann. Die weißen Gewänder blähten sich in seltsamer Lautlosigkeit, als sie sich aus dem die Füße umhüllenden violetten Nebel erhoben. Schließlich quollen sie über die beiden Kreise, die das Pentagramm umgaben. Die Gestalt füllte den hohen Raum wie ein leibhaftiger Dschinn. Der abscheuliche Gestank verriet die Verkörperung des Bösen.
    Plötzlich schossen rote Strahlen aus den grauenvoll starrenden Augen und ließen Rex von Kopf bis Fuß erzittern. Verzweifelt

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