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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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sich im Inneren des Hauses.
    »Zieh die Schuhe aus«, befahl der Herzog. »Die Socken auch.«
    »Die Schuhe werde ich ausziehen, wenn du willst, obwohl uns die Füße weh tun werden, wenn wir rennen müssen. Aber warum auch die Socken?«
    »Widersprich mir nicht – wir vergeuden Zeit.«
    »Und was nun?« murmelte Rex einige Sekunden später.
    »Zieh die Schuhe wieder an und die Socken darüber. Dann kannst du laufen, so schnell du willst.« Rex gehorchte. Der Herzog fuhr mit leiser Stimme fort: »Jetzt kein Geräusch mehr. Ich glaube, die Gäste sind alle weg, und falls Mocata nicht auf der Lauer liegt, kann es uns gelingen, Simons habhaft zu werden. Sollte der schwarze Diener auftauchen, denke um Gottes willen daran, daß du ihm nicht in die Augen sehen darfst.«
    Mit äußerster Vorsicht öffneten sie die Tür der Toilette und spähten in die dunkle Eingangshalle hinaus. Die Doppeltür zum Salon stand weit offen. Unhörbar schlichen sie über den Parkettboden. Rex nahm einen Champagnerkelch hoch und hielt ihn dem Herzog hin, um ihm zu zeigen, daß er noch zu zwei Dritteln voll war. Die ganze Gesellschaft mußte, ohne ihre unheilige Zeremonie durchgeführt zu haben, davongelaufen sein.
    De Richleau öffnete eine andere Tür, hinter der eine kleine Bibliothek lag. Von hier aus führten Fenstertüren in den Garten. Der Herzog schob die Riegel zurück und öffnete sie weit. Der Goldregenbaum stand in gerader Linie vor ihm. Jetzt stand ihnen ein direkter Fluchtweg offen.

 
V
     
     
    Schnell überprüften die Freunde die Schlafzimmer im ersten Stock. Keines trug Zeichen eines Bewohners.
    »Als Mocata von Simons Entführung erfuhr, muß er die Gäste sofort weggeschickt und hier mit einem Auto auf Simon gewartet haben, um ihn in dem Moment, als er zurückkam, an einen anderen Ort zu bringen«, erklärte de Richleau.
    »So wird es sein«, antwortete Rex. »Wir können also wieder gehen.« Schaudernd setzte er hinzu: »Es ist abscheulich kalt hier.«
    »Ich habe mich schon gefragt, ob du das auch bemerkt hast. Aber wir gehen noch nicht nach Haus. Das ist eine von Gott gesandte Gelegenheit, das Haus gründlich zu durchsuchen. Wir können allerhand Interessantes entdecken. Laß alle Lichter brennen, je mehr, desto besser, und komm wieder mit nach unten. Vielleicht finden wir bei Simons Papieren etwas, aus denen die richtigen Namen und Adressen einiger dieser Leute hervorgehen. In der Bibliothek fangen wir an.«
    »Was meinst du mit ›richtigen Namen‹?« fragte Rex auf der Treppe.
    »Du glaubst doch wohl nicht, daß diese unglaubliche alte Frau mit der Papageienschnabelnase tatsächlich Madame d’Urfé heißt? Das ist ein nom du diable, den sie bei der Wiedertaufe erhalten hat, und geht auf eine Gräfin zurück, die zur Zeit Ludwigs XV. lebte und eine notorische Hexe war. Mit den anderen Namen ist es dasselbe. Ist dir an dem Namen deiner entzückenden jungen Dame gar nichts aufgefallen?«
    »Nein.« Rex zögerte. »Ich nahm an, sie sei Ausländerin.«
    »Heilige Einfalt. Tanith war die Mondgöttin der Karthager. Von den Ägyptern wurde sie ein paar tausend Jahre früher Isis genannt, und in der Zwischenzeit verehrten die Phönizier sie als unsere liebe Frau Astaroth. Ihre Anbetung vollzog sich in Grotten, wo man Tauben opferte und unbeschreibliche Ausschweifungen beging. Ihr Liebhaber war der Gott Adonis, dessen mythischer Tod jedes Jahr vom Volk betrauert wurde. Um die unersättliche Leidenschaft der verwitweten Göttin zu stillen, stachen sich die Menschen bei den Prozessionen Messer ins Fleisch. Während all der christlichen Jahrhunderte blieb ihr Kult erhalten, und sie dürstet noch heute nach Blut. Sprich elf Worte der Beschwörung mit je elf Buchstaben, und sie wird in ihrer ganzen schrecklichen Schönheit vor dir stehen und ein neues Opfer verlangen.«
    Diese düstere Erklärung ließ selbst Rex nicht unberührt. In de Richleaus Stimme klang keine Spur der leichten Ironie mit, die sonst charakteristisch für ihn war. Rex schüttelte sich. Der Herzog begann, die Schubladen von Simons Schreibtisch aufzuziehen.
    Alle bis auf eine, die abgeschlossen war, enthielten nichts als Ordner mit Rechnungen, Quittungen und ganz normaler Korrespondenz. Rex brach die letzte Schublade mit einem schweren Papiermesser auf. Doch auch hier war nichts weiter zu finden als Scheckbücher und Dividendenscheine. Jetzt wandten die Freunde ihre Aufmerksamkeit den Bücherregalen zu. Zehn Minuten später wußten sie, daß nichts

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