Diener des Boesen
fragte Philipp. »Die Tür zu Karls Gemach aufreißen und ihr bösartiges Wesen enthüllen? Gütiger Himmel, womöglich schließt sich in diesem Augenblick ihr Mund um seinen…«
»Nein, mein Liebster. Im Moment können wir nichts tun. Aber zumindest haben wir uns mit eigenen Augen davon überzeugen können, dass Jeanne lügt. So Gott will, wird uns unser Wissen eines Tages von Nutzen sein.«
»Wir brauchen noch mehr Zeugen«, sagte Philipp. »Nicht nur uns beide.«
Katherine nickte, und Philipp ging leise aus dem Saal.
So kam es, dass fünf Augenpaare von der Galerie aus beobachteten, wie Jeanne zu ihrem Gemach zurückkehrte: Katherine, Philipp, Regnault de Chartres und zwei seiner Geistlichen.
»Ihr habt recht behalten«, sagte der Erzbischof, nachdem Jeanne gegangen war. »Was sollen wir tun?«
»Abwarten«, sagte Katherine, »und beobachten.«
Kapitel Acht
Am zweiten Sonntag nach dem Fest
der Heiligen Drei Könige
Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
(15. Januar 1380)
Lancaster und sein Gefolge, zu dem sein Sohn Bolingbroke, Neville, Raby und Gloucester sowie die engsten Vertrauten der Adligen gehörten, verließen Kenilworth am Montag nach dem Dreikönigstag und reisten auf schnellstem Wege nach London. Sie wurden nicht von ihren Gemahlinnen begleitet. Johanna war nach Norden aufgebrochen, um ihren neugeborenen Sohn nach Hause in Rabys Burg Sheriff Hutton in Yorkshire zu bringen. Katherine hatte ihre Tochter begleitet, um dafür zu sorgen, dass es ihr und Katherines Enkel an nichts fehlte.
Mary würde eine Woche später mit ihren Damen, zu denen auch Margaret gehörte, nach London reisen. Bolingbroke und Neville hatten Bedenken gehabt, ihre Gemahlinnen mit nach London zu nehmen, wo sie in Richards Nähe wären, noch dazu, da sich die politische Lage zuspitzen konnte, doch Mary und Margaret hatten darauf bestanden, und ihre Gatten hatten ihnen ihren Wunsch nicht abschlagen können.
Neville schwor, dass er sich dieses Mal besser um Margaret kümmern würde.
Lancaster und sein Gefolge schlugen ein schnelles Reisetempo an, und während des Ritts wurde nur wenig gesprochen oder gescherzt, Dementsprechend hatte Neville viel Zeit, seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.
Diese drehten sich in erster Linie um Margaret und darum, was zwischen ihnen in Kenilworth vorgefallen war.
Nun, da Neville von seiner Gemahlin getrennt war – von ihrem weichen, warmen und sinnlichen Leib –, begann er sich zu fragen, ob er wirklich das Richtige getan hatte.
War er zu weit gegangen? Hatte er den heiligen Michael und Gott verraten, indem er einer Frau seine Liebe gestand, die ihn in Versuchung führen und von Gottes Weg abbringen sollte? Hatte er damit Stärke oder Schwäche bewiesen? Würde seine Liebe zu Margaret ihn daran hindern, seinen Auftrag zu erfüllen?
Alles war so viel einfacher gewesen, als er noch Bruder Thomas und kein verheirateter Mann gewesen war.
Alles war einfacher gewesen, als er seine Liebe zu Margaret noch verleugnet hatte.
Gütiger Himmel, habe ich nicht einen großen Fehler gemacht? Habe ich meine Seele und die Rettung der Menschheit aufs Spiel gesetzt, indem ich Margaret meine Liebe gestanden habe?
Nevilles Zweifel wurden immer größer, je weiter sie sich von Kenilworth entfernten. Er wurde immer mürrischer und ließ seinen Zorn an den Menschen in seiner Umgebung aus, selbst Bolingbroke und Courtenay blieben nicht davon verschont.
Als sie am vierten Abend in einem Gasthof am Wegesrand einkehrten, mieden die meisten anderen ihn bereits.
Neville stieg vom Pferd, nahm ihm missmutig Sattel und Decke ab und schimpfte mit Courtenay, als dieser endlich kam, um das Pferd seines Herrn in den Stall zu führen.
»Du hast kein Recht, so mit Courtenay umzuspringen!«, ließ Bolingbroke sich hinter Neville vernehmen, und dieser fuhr wütend zu ihm herum.
»Er hat getrödelt…«
»Ganz im Gegenteil, er war so schnell wie möglich bei dir, Tom. Bei allen Heiligen, Mann, was hast du nur? Tut dir ein Zahn weh? Leidest du an Bauchkrämpfen? Oder einem Pfeifen im Ohr? Was immer es ist, sorg dafür, dass es morgen früh behoben ist!«
Damit ging er davon.
Neville blickte ihm hinterher, wütend darüber, dass Bolingbroke ihn in aller Öffentlichkeit gerügt hatte… doch dann sah er Courtenay aus dem Stall kommen.
Gütiger Himmel Robert ist nicht weniger zurechtgewiesen worden als ich.
Er ging zu ihm hinüber. »Robert, es tut mir leid. Ich bin schlechter Stimmung gewesen und
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