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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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das letzte Stück ihrer Reise von Kenilworth nach London per Boot zurückzulegen.
    Die Männer in den drei Booten waren mit angehaltenem Atem an Westminster vorbeigefahren, doch ihre Boote glitten nahezu geräuschlos dahin, und obwohl sie zweifellos von den Fenstern des Palastes aus beobachtet wurden, hatte niemand Zeter und Mordio geschrien.
    Lancasters Kammerherr, Simon Kebell, erwartete sie auf der Treppe am Kai des Savoy Palace. Er machte einen angespannten Eindruck, doch seine Miene hellte sich sichtlich auf, als er sah, dass sein Herr und dessen Begleiter sicher angekommen waren.
    Neville wartete, bis Lancaster, sein Bruder Gloucester, Bolingbroke und Raby ausgestiegen waren, bevor auch er sich anschickte, das Boot zu verlassen. Er war gerade aufgestanden und schüttelte seinen Umhang aus, als er Lancasters Stimme hörte.
    » Was ?«
    Neville blickte auf. Lancaster, Bolingbroke, Raby und Gloucester starrten Kebell ungläubig an.
    Kebell erwiderte etwas mit leiser Stimme, das Neville nicht verstand, doch noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, begannen Lancaster und seine Begleiter wütend miteinander zu streiten. Raby war bleich geworden und Gloucester rot angelaufen und hatte seine Hand auf den Griff seines Schwertes gelegt, während Bolingbroke nach einem kurzen Wortwechsel mit seinem Vater nun die aus den Booten aussteigenden Gefolgsleute und Diener nach Neville absuchte.
    Schließlich entdeckte er ihn und winkte ihn gebieterisch zu sich.
    »Was ist passiert?«, fragte Neville, als er schließlich bei Bolingbroke angekommen war.
    »Johann ist tot«, sagte Bolingbroke.
    »Tot? Wie ist er denn gestorben?«
    »Angeblich hat eine der Straßenhuren ihn so sehr gehasst, dass sie ihm Gift eingeflößt hat, während er sich mit ihr vergnügte.«
    »Aber…«
    Raby wandte sich mit finsterer Miene von Lancaster ab und unterbrach Neville. »Es gibt drei Soldaten, die das bezeugen. Sie haben das Mädchen auf Johanns Schoß gesehen und den Weinkelch in ihrer Hand. Außerdem haben sie ein Fläschchen mit Gift gefunden, das sie in ihrem Umhang versteckt hatte.«
    »War sie allein mit Johann?«, fragte Neville, und Raby und Bolingbroke lächelten beide freudlos.
    »Nein«, sagte Raby. »Sie war nicht allein mit ihm. Richard und de Vere waren ebenfalls anwesend und haben natürlich sofort erkannt, dass es sich um einen Mord handelte!«
    »Woher habe ich nur das Gefühl«, sagte Neville ruhig, »dass das Mädchen nichts mehr zu ihrer Verteidigung vorbringen kann?«
    Nun gesellte sich auch Gloucester zu ihnen, während Lancaster in den Palast ging und seinen Dienern Anweisungen erteilte.
    »De Vere hat sie getötet, bevor sie ihre Unschuld beteuern konnte«, sagte Gloucester.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann sagte Raby: »Johanns Tod spielt keine Rolle…«
    »Weitaus beunruhigender ist allerdings«, fiel Bolingbroke ihm ins Wort, »dass Richard und de Vere es inzwischen wagen, einen Mord zu begehen, und ungestraft davonkommen. Und noch dazu an einem König!«
    Rabys Blicke wanderten zwischen Bolingbroke und Gloucester hin und her. »Keiner von uns ist mehr sicher«, sagte er, »doch ihr beide seid am meisten in Gefahr. Wenn Richard und de Vere anfangen, jeden beiseitezuräumen, der ihnen im Weg steht, dann werden eure Namen sicher ganz oben auf ihrer Liste stehen. Vielleicht wäre es das Beste, wenn ihr…«
    Gloucester und Bolingbroke wechselten einen Blick.
    »Wir bleiben«, sagte Bolingbroke mit finsterer und zorniger Miene. »Vor Richard werde ich nicht davonlaufen.«
     
     
    Spät am Abend standen Neville und Bolingbroke in ihre Umhänge gehüllt auf den Zinnen der dem Fluss zugewandten Mauer des Savoy Palace. Sie blickten nach Südosten, in die Richtung, in der sich Westminster befand.
    »Was können wir gegen ihn unternehmen?«, fragte Neville.
    Bolingbroke schwieg.
    Neville wandte sich von den Lichtern Westminsters ab und sah Bolingbroke an. Der Prinz sah angespannt aus, und in seinem Blick lagen Zorn und Verzweiflung.
    »Wir müssen offen miteinander reden«, sagte Neville ruhig, und Bolingbroke blinzelte und drehte sich zu Neville um. »In den letzten Monaten sind wir zu sehr abgelenkt gewesen, um miteinander sprechen zu können«, fuhr Neville fort, »doch heute Nacht müssen wir es tun. Hal, Richard muss gestürzt werden. Er ist das Gestalt gewordene Böse, der Dämonenkönig, und England ist dem Untergang geweiht, wenn er noch lange an der Macht ist. Aber, gütiger Himmel, Hal, wir« – Neville

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