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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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machte eine Geste, die den ganzen Savoy Palace und alle Verbündeten, die sich darin befanden, mit einschloss – »reden immer nur davon, dass wir ihn ›stürzen‹ oder ›gegen ihn vorgehen‹ müssen. Doch wie wollen wir das tun? Niemand ist bereit, etwas zu unternehmen, oder wagt auch nur, einen handfesten Vorschlag zu machen. Alle«, in Nevilles Stimme schwang Verzweiflung mit, »reden stets nur davon, abzuwarten… und die Lage zu beobachten…«
    Bolingbroke richtete den Blick wieder auf Westminster. »Wir müssen etwas gegen Richard unternehmen, und uns bleibt nicht mehr viel Zeit«, sagte er. »Aber, bei den Heiligen, Tom, du weißt doch, dass wir auf der Hut sein müssen.«
    »Auf der Hut? Wovor? Vor Richards Kreis mächtiger Verbündeter mit de Vere, Northumberland und Hotspur an der Spitze?«
    »Ja, vor ihnen auf jeden Fall…«
    »Aber für einen einzelnen Mann müsste es doch ein Leichtes sein, sich in Richards Gemach zu schleichen und ihn mit dem Dolch…«
    Bolingbroke fuhr erbost herum und packte Neville fest am Arm. »Deine Worte zeigen, wie jung und unerfahren du bist. Von Staatskunst verstehst du offenbar nicht viel.«
    Nevilles Gesicht lief rot an, doch Bolingbroke ließ ihm keine Gelegenheit, etwas zu erwidern.
    »Tom, wir können Richard nur mit Unterstützung des ganzen Reiches vom Thron stürzen. Es wäre nicht schwierig, ihm einen Dolch zwischen die Rippen zu stoßen oder nachts in seinem Gemach Feuer zu legen oder dafür zu sorgen, dass sein Hengst scheut und ihn abwirft. Aber das wäre eine Katastrophe.«
    Neville schmollte immer noch, weil Bolingbroke ihn als jung und unerfahren bezeichnet hatte. »Inwiefern?«
    »Du hast gesehen, wie wir auf die Nachricht von Johanns Tod reagiert haben – und wir waren nicht die Einzigen, die Verdacht geschöpft haben. Kebell hat erzählt, dass sich in ganz London Gerüchte über den Mord an Johann verbreiten… und darüber, wer dahinterstecken könnte. Wenn Richard überraschend und unter ungewöhnlichen Umständen sterben sollte, würden sich auch über seinen Tod Gerüchte verbreiten. Tom, wir wissen, was er ist, und verabscheuen ihn deswegen, doch die Bewohner Londons – das englische Volk – weiß es nicht! In ihren Augen ist er lediglich der hübsche junge Mann, der durch tragische Umstände auf den Thron gelangt ist. Sie bringen ihm Sympathie entgegen.«
    Neville dachte schweigend nach, und Bolingbroke ließ endlich seinen Arm los.
    »Tom, wenn Richard unerwartet eines gewaltsamen Todes sterben würde, würde ganz England glauben, dass sein hübscher, junger König ermordet wurde… und wer immer nach ihm auf den Thron gelangte, würde ihn bald wieder verlieren, da sich im Volk so viel Argwohn und Unmut regen würde, dass die Fürsten sich gegen ihn auflehnen würden.«
    »Willst du damit sagen, dass das Volk erst noch erkennen muss, was für ein Übeltäter Richard ist?« Neville ging erst einmal nicht weiter auf Bolingbrokes vorsichtige Formulierung »wer immer nach ihm auf den Thron gelangte« ein.
    »Ja«, sagte Bolingbroke. »Wenn jemand gegen Richard vorgehen will, kann er es nur in aller Öffentlichkeit tun und mit dem Einverständnis des Volkes, damit die anderen Fürsten es nicht wagen, ihn anzugreifen. Das ist die einzige Möglichkeit…«
    »Wenn Richard tatsächlich die Kopfsteuer einführt…«
    »… und das englische Volk erst einmal eine Zeitlang unter dieser neuen Belastung geächzt hat…«
    »Dann ist die Zeit zum Handeln gekommen.«
    »Ja«, sagte Bolingbroke noch einmal und nickte bedächtig. »Wenn sowohl die Fürsten als auch das Volk bereit sind, einen neuen Thronanwärter zu unterstützen.«
    Neville musterte Bolingbroke sorgfältig. »Und du wirst derjenige sein, der Richards Platz einnimmt. Du willst der nächste König von England sein, habe ich recht, Hal?«
    Eine heftige Bö fegte über die Themse hinweg und wehte Bolingbroke das silbrige Haar aus der Stirn. Sonst war alles an ihm vollkommen unbeweglich, und seine blassgrauen Augen waren ruhig auf Neville gerichtet.
    »Wer sonst?«, sagte er leise.
    »Lancaster«, sagte Neville. »Gloucester. Sie stehen dem Thron beide näher als du.«
    »Das Volk wird meinen Vater niemals akzeptieren – es verabscheut ihn schon seit Jahren. Und Gloucester… Gloucester ist nicht Manns genug dafür. Also«, Bolingbroke holte tief Luft, und Neville wurde klar, dass dies vermutlich das erste Mal war, dass Bolingbroke diese Worte laut aussprach, »ja, Tom, ich habe vor, Richards

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