Diener des Boesen
hatten, »Ihr müsst sanft mit mir umgehen!«
»Seid Ihr denn so zerbrechlich, edle Dame?«, fragte er mit einem Grinsen.
»Eigentlich nicht«, sagte sie, ergriff seine Hand und legte sie sich auf den Bauch, »aber Eurem Sohn zuliebe solltet Ihr etwas vorsichtiger sein.«
Neville starrte sie ungläubig an, dann drückte er sie noch fester an sich. »Du bist einfach wunderbar«, flüsterte er.
Just in dem Moment drehte sich Bolingbroke, der etwas abseits stand, zu ihnen um, während sich Mary den Staub der Reise vom Umhang klopfte, und ihm entging nicht, dass Margaret Nevilles Hand auf ihren Bauch legte. Seine Augen verengten sich argwöhnisch.
An diesem Abend ging Bolingbroke nach dem Abendessen zu Marys Morgenzimmer, klopfte kurz an und trat ein.
Er blieb erstaunt stehen und konnte sein Glück kaum fassen: Außer Margaret war niemand im Raum.
Sie saß auf einem Schemel am Feuer und hielt einen Gedichtband in der Hand. Sie blickte ihn ebenso überrascht an wie er sie, sammelte sich dann jedoch und lächelte. »Hal.«
»Wo ist Mary?«, fragte Bolingbroke und schloss leise die Tür hinter sich.
»Sie ist mit ihren Damen in die Kapelle gegangen.«
»Und du bist lieber hiergeblieben?«
»Du weißt, dass ich überall zu Jesus Christus bete, nur nicht in einer Kapelle«, sagte sie.
»Ja. Und Tom?« Bolingbroke setzte sich auf der anderen Seite des Kamins auf eine Bank. In ihrer Nähe, aber nicht zu nah. Mary würde sicher bald zurückkehren.
Margaret verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. »Er kümmert sich um Eure Haushaltsbücher, mein Lord. Die werden mich noch zur Witwe machen.«
Bolingbroke lächelte ebenfalls, doch nicht über Margarets Worte. »Dann haben wir also endlich Gelegenheit, uns richtig zu unterhalten. Es ist nicht leicht, dich einmal allein anzutreffen.«
Sie neigte den Kopf, sagte jedoch nichts.
»Tom liebt dich«, sagte Bolingbroke.
Margaret zögerte und nickte dann.
»Gut. Und besser noch, du bist wieder schwanger.«
Sie nickte erneut, diesmal jedoch deutlich zurückhaltender.
»Wann ist es so weit?«
»Am nächsten Michaelistag.«
Bolingbroke lachte. »Ach, meine Liebe, das glaube ich nicht! Hast du es absichtlich so eingerichtet?«
»Ich bin nicht ein solcher Intrigant wie du, Hal.«
»Ich bin ein Kämpfer, Margaret, kein Intrigant. Und vergiss nicht, dass ich auch für dein Leben kämpfe und für das all unserer Brüder!«
»Hal, es tut mit leid. Meine Worte waren schlecht gewählt.«
Er nickte und nahm ihre Entschuldigung an.
»Hal…«
»Ja?«
»Ich weiß, dass du härter gekämpft hast als die meisten anderen… abgesehen von…«
»Sprich ihre Namen nicht aus, Meg!«
»… nun, abgesehen von den beiden, die über uns stehen. Ich habe eine Frage, Hal: Warst du für Alice verantwortlich?«
Bolingbroke runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht, was du damit meinst.«
»Toms Schuldgefühle haben ihn dazu gebracht, mir seine Liebe zu gestehen, doch es lag nicht nur an dem, was mir zugestoßen ist.«
»Ah, Alice. Er hat sie verlassen, und sie hat sich daraufhin das Leben genommen, und nun will er denselben Fehler nicht noch einmal machen.«
Sie verzog das Gesicht. »Das hoffe ich sehr. Aber genau das ist es, was ich gemeint habe. Alice’ Schicksal ist für uns von Vorteil gewesen, Hal. Ihr ist es zu verdanken, dass Neville sich in mich verliebt hat. Ich muss es wissen, Hal. Hast du Alice in den Selbstmord getrieben?«
Bolingbroke musterte sie einen Moment lang, ehe er antwortete. »Würdest du mir so etwas zutrauen, Margaret?«
Margaret schwieg.
»Gütiger Himmel, Margaret, Alice hat nicht nur sich selbst umgebracht, sondern auch ihre drei Töchter und ihr ungeborenes Kind! Glaubst du, ich würde unschuldige Kinder töten? Glaubst du das wirklich?«
»Hal«, sagte Margaret leise, mit Tränen in den Augen. »Ich habe dich von dem Moment an geliebt, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, als ich wusste, dass es in dieser Hölle, die wir Leben nennen, jemanden wie dich gibt! Natürlich will ich nicht glauben, dass du Alice für unsere Ziele ermordet hast… Aber im Laufe des letzten Jahres bist du so kaltherzig und berechnend geworden…«
»Bei den Heiligen«, flüsterte Bolingbroke, »wenn wir Erfolg haben wollen, muss ich kaltherzig und berechnend sein! Meg, ich will dich so gern in den Arm nehmen, dich festhalten und trösten und dir sagen, dass alles gut wird. Aber wir müssen vorsichtig sein…«
In diesem Moment ertönte vor der Tür des Gemachs
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