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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Verletzungen, dachte sie, doch so etwas durfte sie Mary gegenüber nicht äußern.
    »Der Herzog von Hereford«, fuhr Margaret fort, »wird sich zweifellos als großmütiger und liebevoller Gemahl erweisen.«
    Wieder blickte sich Mary im Gemach um. »Margaret, darf ich Euch etwas anvertrauen und Euch bitten, es niemandem weiterzuerzählen?«
    Oh, Mary, gib acht, wem du dich anvertraust!
    »Mylady, Euer Geheimnis ist bei mir sicher.«
    Als sie diese Worte aussprach, wurde ihr bewusst, dass es die Wahrheit war. Was immer Mary ihr anvertrauen würde, würde sie niemandem weitererzählen.
    Mary holte tief Luft. »Margaret… die Vorstellung, Bolingbroke zu heiraten, ängstigt mich sehr. Er ist ein seltsamer Mann, und manchmal weiß ich nicht recht, was ich von ihm halten soll. Mitunter frage ich mich, was für ein Ehemann er sein wird.«
    Margaret schloss die Augen und sprach im Geiste ein kurzes Gebet, um den Heiland um Vergebung für die Lüge zu bitten, zu der sie nun Zuflucht nehmen musste. Jesus war ihr Gebieter und Hals ebenso, und er wusste besser als jeder andere, wie verschlungen der Weg zur Erlösung manchmal sein konnte.
    »Mylady«, sagte sie und schenkte Mary ein beruhigendes Lächeln, »Eure Ängste sind die einer jeden jungen Frau vor der Hochzeitsnacht und dem Unbekannten, das sie erwartet. Seid unbesorgt – der Herzog von Hereford wird bestimmt einen höchst liebevollen Ehemann abgeben, mit dem jede Frau mit Freuden das Lager teilen würde.«
    Mary musterte Margaret prüfend und wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment öffnete sich die Tür zum Gemach.
    »Mary! Margaret!«, rief Bolingbroke, der in das Zimmer trat, gefolgt von Neville. »Das Abendessen wartet! Kommt, hebt Euch Euren Klatsch und Tratsch für später auf, und hakt Euch bei uns ein, damit wir Lord und Lady Lancaster im Saal unsere Aufwartung machen können.«
    Als Margaret Mary ihren Arm anbot, um ihr vom Stuhl aufzuhelfen, war sie überrascht über Marys festen Griff.

Kapitel Sechs
     
    Nach der Komplet, am Fest der Entrückung
    des heiligen Cuthbert
    Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (Montag, 5. September 1379, tief in der Nacht)
     
    – III –
     
     
     
    Neville kehrte erst spät in der Nacht in das Gemach zurück, das er mit Margaret teilte. Lancaster und Bolingbroke hatten ihn nach dem Abendessen gebeten, ihnen noch etwas Gesellschaft zu leisten, um über das Abkommen zu reden, das demnächst in Westminster unterzeichnet werden würde. Neville war äußerst besorgt über Lancasters Aussehen gewesen: Er wirkte müde und teilnahmslos, als hätte ihn sein Amt als Richards Berater um Jahre altern lassen.
    Das war sicher nicht weiter verwunderlich. Einen gottesfürchtigen Mann wie Lancaster musste es zweifellos erschöpfen, wenn er ständig mit Richards teuflischen Plänen zu tun hatte. Neville wusste aus seinen Gesprächen mit dem Erzengel Michael und Jeanne d’Arc, dass die Dämonen einen neuen König hatten, und dieser König war niemand anderer als Richard.
    Als Katherine schließlich das Gespräch der Männer unterbrach und taktvoll darauf hinwies, dass es für Lancaster Zeit war, ins Bett zu gehen, war das Neville nur recht gewesen. Es war ein langer Tag voller Überraschungen gewesen, und Neville brauchte dringend Schlaf. Er hatte furchtbare Kopfschmerzen und seine Glieder waren bleiern vor Müdigkeit.
    Er blieb vor der geschlossenen Tür seines Gemachs stehen und lehnte die Stirn gegen das Holz, während er nach dem Türgriff tastete. Obwohl er sich nichts sehnlicher wünschte, als sich hinlegen und die Augen schließen zu können, wusste er, dass ihm dies in der nächsten Stunde noch nicht vergönnt sein würde.
    Bisher hatte sich ihm noch nicht die Gelegenheit geboten, sich ungestört mit Margaret zu unterhalten… und nach dem Erscheinen des Erzengels am Nachmittag musste Neville unbedingt mit seiner Gemahlin reden.
    Er wusste nicht genau, was er ihr sagen oder von ihr hören wollte, aber sie mussten über die Ereignisse sprechen, denn Neville konnte sich nicht einfach neben sie legen, als sei nichts geschehen.
    Nicht nach dem, was der Erzengel gesagt hatte.
    Ein Scheusal …
    Er richtete sich auf, öffnete die Tür und schloss sie dann wieder leise hinter sich.
    Hal hatte dafür gesorgt, dass sie in einem schönen Gemach untergebracht waren, das hell und luftig war. Es gab mehrere Truhen, in denen sie ihre Habseligkeiten unterbringen konnten, und ein Bett, das großzügig mit Bettwäsche und Decken

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