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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Isabella von Bayern saß gelassen auf ihrem Stuhl und ließ ihre leuchtenden Augen durch den Saal wandern, das Gesicht zu einem kleinen Lächeln verzogen… vielleicht freute sie sich über den Verrat, den sie heute begangen hatte.
    »Isabella ist wohl kaum eine Hexe«, sagte Neville, »sondern eher eine Frau, der es gelungen ist, ihre eigene Schwäche als Werkzeug zur Verwirklichung ihrer Pläne einzusetzen.«
    »Tom! Höre ich da etwa Bewunderung aus deiner Stimme heraus? So kenne ich dich ja gar nicht. Ich glaube fast, die Ehe hat dich verweichlicht.«
    Nevilles Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. »Hal… du weißt, dass ich Margaret der Hexerei verdächtigt habe.«
    »Ja«, erwiderte Bolingbroke vorsichtig.
    Nevilles Blick richtete sich in die Ferne, als er sich daran erinnerte, was zwischen ihm und Margaret vor einigen Nächten vorgefallen war.
    »Sie ist nicht, was sie zu sein scheint«, sagte Neville bedächtig, »und sie hat mich mehrfach angelogen.«
    Bolingbroke war sehr ruhig und schaute Neville fest an.
    »Ich habe es nicht mehr länger ertragen und sie deshalb in der Nacht, als wir in London eintrafen, zur Rede gestellt. Gütiger Himmel, Hal, der heilige Michael hat mir gesagt, ich solle sie töten!«
    »Was ist geschehen, Tom?«
    Neville lachte freudlos und als er Bolingbroke wieder ansah, bemerkte er, wie angespannt dieser war.
    »Ich habe Margaret angedroht, sie und Rosalind umzubringen«, sagte er, »wenn sie mir nicht die Wahrheit sagt. Herrgott, Hal, ich glaube, ich hätte meine Worte sogar wahr gemacht, so außer mir war ich vor Zorn und Zweifel.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich sogar Rosalind bedroht habe.«
    Alles Blut war aus Bolingbrokes Gesicht gewichen. »Du hast damit gedroht, ein Kind zu töten? Tom, sag mir, was geschehen ist!«
    Neville blickte Bolingbroke in die Augen. »Ich war wütend auf Margaret, nicht nur, weil ich sie für eine Dämonin gehalten habe, sondern auch, weil ich dachte, sie sei deine Geliebte.«
    Bolingbroke blickte ihn einen Moment lang ungläubig an und brach dann in lautes und aufrichtiges Gelächter aus – sehr zu Thomas’ Überraschung, der mit allen möglichen Reaktionen gerechnet hatte, nur nicht damit.
    Andere Gäste drehten sich nach ihnen um, und Bolingbroke beherrschte sich wieder, obwohl ihm immer noch Lachtränen über die Wangen liefen und er sich Mühe geben musste, nicht erneut loszuprusten. »Ich kann nicht glauben, dass du dachtest… ich… mit ihr? Nein, Tom, da hast du nichts zu befürchten!«
    Nachdem sich Nevilles Zweifel, was Margaret und Bolingbroke betraf, damit ein für allemal in Luft aufgelöst hatten, fühlte er sich nun ein wenig gekränkt, dass Bolingbroke Margarets Reizen gegenüber offenbar so gänzlich unempfänglich war.
    »Margaret ist eine sehr schöne Frau«, sagte er.
    »Oh, das schon!« Bolingbroke wischte sich mit der Hand die Tränen aus dem Gesicht. »Aber… ich… und sie…« Er hielt inne, holte tief Luft und gewann endlich die Beherrschung wieder. »Tom, ich bitte dich um Entschuldigung, wenn ich dich oder deine Gemahlin gekränkt haben sollte. Margaret ist eine äußerst begehrenswerte Frau, aber sie ist deine Gattin und war einmal Rabys Geliebte, und ich bringe dir und Raby viel zu viel Liebe und Achtung entgegen, als dass ich sie für ein flüchtiges Abenteuer in Betracht ziehen würde. Aber sag mir, was hat sie auf deine andere Anschuldigung erwidert? Dass sie eine Dämonin sei?«
    »Sie hat mir merkwürdige Dinge erzählt«, sagte Neville. »Doch in ihren Augen leuchtete ein solch himmlischer Zorn, dass ich ihren Worten Glauben schenken musste.«
    »Und…?«
    Wieder blickte Neville Bolingbroke an. »Sie hat gesagt, dass sie keine Dämonin, aber auch keine gewöhnliche Sterbliche sei. Sie behauptet, zu den Engeln zu gehören.«
    Jede Fröhlichkeit, die noch in Bolingbrokes Augen oder Gesicht verblieben war, verschwand auf der Stelle. »Und was hat sie dir noch gesagt?«, fragte er leise.
    Neville erzählte Bolingbroke alles, was zwischen ihm und Margaret vorgefallen war, und berichtete ihm auch von dem Fluch, mit dem die Prostituierte in Rom und der Dämon ihn belegt hatten, was er ihm bisher verschwiegen hatte. »Hal«, schloss er, »sie hatte ein solches Leuchten in den Augen, dass ich ihr einfach glauben musste.«
    »Was für ein Leuchten?«
    »Dasselbe, das ich auch schon in den Augen des heiligen Michael gesehen habe. Sie hat die Wahrheit gesagt, als sie

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