Diener des Boesen
Moment lang an, dann stand sie mit bleichem Gesicht auf und verließ das Gemach.
»Das waren grausame und völlig unnötige Worte, Madam«, sagte Margaret zu Isabella. »Schiere Bosheit hat sie Euch eingegeben!«
Sie erhob sich ebenfalls, doch anstatt Isabella ihren finsteren Gedanken zu überlassen, beugte sie sich vor und sagte so leise, dass nur Isabella es hören konnte: »Wenn Ihr in Karls Lager zurückkehrt, dann sagt Katherine, dass Bolingbroke Mary zur Frau nehmen wird. Sagt es ihr!«
Margaret wandte sich zum Gehen, doch Isabellas Hand schoss vor und packte sie am Ärmel. »Und wer seid Ihr, dass Ihr glaubt, Ihr könntet mir Befehle erteilen?«
»Ich bin Katherines Freundin und Seelengefährtin«, sagte Margaret. »Und Ihr wisst ebenso gut wie ich, dass Katherine von Bolingbrokes Plänen erfahren muss.«
Etwas in Margarets Blick, vielleicht Verachtung, möglicherweise auch Mitleid, brachte Isabella dazu, die Hand sinken zu lassen.
»Schickt dieses Mädchen, Mary, noch einmal zu mir«, sagte sie und seufzte. »Sie ist fast noch ein Kind und ich habe ihr Unrecht getan. Vielleicht ist es noch nicht zu spät, den Schaden, den ich angerichtet habe, wiedergutzumachen.«
Kapitel Neun
Quatembersamstag im September
Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
(17. September 1379)
Der Quatembersamstag im September war Fevershams wichtigster Markttag im Jahr. An diesem Tag kamen Männer und Frauen aus den ländlichen Gemeinden der Grafschaft Kent in die Stadt, um ihre Waren und ihre Arbeitskraft feilzubieten. Die Herbstmärkte waren die beste Gelegenheit für Wanderarbeiter, einen Jahresvertrag mit einem der reichen Landbesitzer oder freien Bauern zu ergattern.
Zur Terz hatte sich bereits eine große Menschenmenge auf dem Markt versammelt. Waren stapelten sich auf provisorischen Tischen und eilig aufgebauten Ständen. Schweine, Kühe, Pferde und Schafe drängten sich in engen Pferchen oder zerrten an den Stricken, mit denen sie angebunden waren. Hunde bellten, Gänse, Hühner und Enten schnatterten und krähten, und die Menschen riefen durcheinander, lachten, feilschten und begutachteten lauthals die Waren, die zum Verkauf standen.
Ein Großteil der Menschen strömte jedoch zu der Kirche, die an den Platz angrenzte.
Dort nagelte gerade ein schmutziger, zerlumpter Geistlicher mit langem, zerzaustem Haar einen Handzettel an die Kirchentür. Ein Bündel weiterer Handzettel lag zu seinen Füßen und raschelte in der leichten Brise.
Während er das Blatt an die Tür nagelte, verkündete der Geistliche etwas verkürzt, was der Handzettel enthielt:
»Hat Gott Fürsten und Leibeigene geschaffen? Nein! Vor dem Herrn sind alle Menschen gleich! Warum sollt ihr in zugigen Hütten wohnen und grobes Brot essen, während eure Fürsten in Schlössern leben und sich von Weißbrot ernähren und die reichen Pfaffen im Überfluss schwelgen? Wie kommt es, dass sie behaupten, es sei unser Los, im Schmutz und im kalten Regen zu arbeiten, während sie kostbare Pelze tragen und teuren Wein aus der Gascogne trinken? Die Wahrheit wird uns vorenthalten, meine Freunde, und es wird Zeit, sie ans Tageslicht zu bringen!«
Der Geistliche bückte sich, hob den Stapel Blätter auf und fing an, sie an die Menge zu verteilen, die sich um ihn drängte. Er wusste, dass nur wenige von ihnen lesen konnten, aber an einem geschäftigen Markttag wie diesem würden die wenigen, die des Lesens mächtig waren, den Inhalt des Handzettels an Tausende andere verbreiten.
»Wir wissen alle, wie verdorben und verkommen die Kirche ist«, fuhr der Geistliche fort. »Werden wir nicht seit Generationen Zeugen der Sünden, die Äbte und Bischöfe begehen? Hat unser schönes England nicht lange genug unter dem Joch der römischen Kirche… «
»Und der Franzosen!«, rief jemand in der Menge, und Gelächter war zu hören.
»… gelitten? Warum sollen wir feisten Bischöfen und ausländischen Päpsten Gehör schenken, die uns erzählen, dass wir nicht erlöst werden können, wenn wir nicht noch mehr Kirchensteuer zahlen? Ist Erlösung etwa etwas, das sich mit Geld erkaufen lässt, meine Freunde?«
Ein Raunen ging durch die Menge, und schließlich brüllten die Leute: »Nein! Nein!«
»Ihr werdet erlöst durch das Opfer unseres Herrn Jesus Christus«, rief der Geistliche und wedelte mit den Armen, während er die Handzettel verteilte. »Das ist sein Geschenk an uns! Es gibt keinen Grund, die Kirche für unsere Erlösung zu bezahlen!«
Wieder
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