Diener des Boesen
Begleitung von Wat Tyler…«
Lancaster sprang von seinem Stuhl auf. »Was?«
»… und zwei Priestern der Lollarden namens John Ball und Jack Trueman. Mein Lord, ich bitte Euch um Verzeihung, aber sie haben mir gesagt, sie würden in Eurem Auftrag nach Canterbury reisen. Ich habe nicht daran gedacht, Euch darüber Mitteilung zu machen.«
Lancaster stieß einen leisen Fluch aus, trat an das Fenster und warf einen Blick hinaus, ehe er sich wieder den beiden Männern zuwandte. »Und jetzt reisen Wycliffe, Tyler und die beiden anderen durch den ganzen Südosten und nageln ihre aufrührerischen Botschaften an jede Wand, die sie finden können? Nein, sagt nichts, ich will es nicht hören!«
»Nun«, seufzte er und strich sich nachdenklich über den Bart, »zumindest Ball ist im Gefängnis von Lord Canterbury in Gewahrsam und wird uns im Augenblick keine Schwierigkeiten bereiten… Es sei denn, er beschließt, mein ganzes Haus in den Verrat mit hineinzuziehen.«
»Mein Lord«, sagte Bolingbroke und machte einen Schritt auf ihn zu, »das wird er sicher nicht tun!«
»Ist etwas darüber bekannt, wo sich die anderen drei aufhalten?«, fragte Neville.
»In Wycliffes Fall ja«, sagte Lancaster. »Was Tyler und Trueman angeht, jedoch nicht. Der gute Meister Wycliffe befindet sich seit ein paar Tagen in Rochester. Ich habe vierzig vertrauenswürdige Soldaten ausgeschickt, um ihn ergreifen zu lassen.«
»Ihr werdet ihn doch wohl nicht hierher bringen lassen, mein Lord!«, sagte Neville.
Lancaster musterte ihn. »Nein, ich möchte ihn nicht in Londons Nähe wissen, Tom. Er wird auf mein Gut Lutterworth in Leicestershire gebracht, wo er in einem von Mauern umgebenen Kräutergarten über die Sünden der Welt nachdenken kann. Was Tyler betrifft – was ist nur in den Mann gefahren? – und Trueman… sie haben sich unter die Landbevölkerung Kents gemischt. Ich habe Befehl erteilt, sie festzunehmen, aber ich kenne Wat. Wenn er nicht gefunden werden will…«
»Und Richard?«, fragte Bolingbroke leise.
Lancaster wirkte ein wenig erleichtert. »Wir drei hier in diesem Zimmer sind die Einzigen, die von Wycliffes und Wat Tylers Beteiligung an der Sache wissen. Diese beiden könnten direkt mit meinem Haus in Verbindung gebracht werden. Die Handzettel tragen Gott sei Dank keine Unterschrift und erwähnen weder Wycliffes Namen noch den eines anderen Mitgliedes meines Hauses. Was John Ball betrifft, so hat Lord Canterbury eingewilligt, ihn im Augenblick ohne eine öffentliche Verlautbarung gefangen zu halten.«
Neville atmete auf. Simon Sudbury der Erzbischof von Canterbury, stand tief in Lancasters Schuld, weil dieser vor einigen Jahren seine Wahl zum Erzbischof unterstützt hatte.
»Wir können also nur hoffen, dass Tyler und Trueman keinen Aufruhr anzetteln, der dem König zu Ohren kommen könnte«, sagte Bolingbroke.
»Ja«, sagte Lancaster. »So ist es.«
John Ball zog sein fadenscheiniges Gewand etwas fester um sich, schloss die Augen, damit er die düstere und schmutzige Zelle nicht mehr sehen musste, und betete zum Heiland um Stärke.
Plötzlich ertönten Schritte vor der Tür, und Ball öffnete die Augen wieder und versuchte, etwas zu erkennen.
Ein Schlüssel klapperte im Schloss, und die Tür öffnete sich.
Einer der Wärter erschien, ein Bündel warmer Kleider und ein Säckchen mit Essen in den Händen.
»Von einem Freund«, sagte der Wärter und warf Ball das Bündel und das Säckchen zu. »Ein guter Mann, der einmal mein Vorgesetzter gewesen ist. Ich soll Euch sagen, dass Ihr stark sein sollt und nicht verzagen dürft. Wenn die Zeit gekommen ist, wird Eure Stimme die Schlacht entscheiden.«
Ball nickte, und als die Tür wieder verriegelt wurde, schloss er erneut die Augen, um dem Heiland für die Freundschaft jenes Mannes zu danken, der Wat Tyler genannt wurde.
Kapitel Zehn
An der Vigil des Festes des heiligen Michael
Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
(Mittwoch, 28. September 1379)
Der Sieg des schwarzen Prinzen bei Poitiers hatte dem Stolz und dem Tatendrang der Franzosen einen schweren Schlag versetzt. Außerdem hatten die verfluchten Engländer König Johann gefangen genommen, und die Blüte des französischen Hochadels war den Pfeilen der englischen Bogenschützen und den Lösegeldforderungen der englischen Adligen zum Opfer gefallen.
Doch inmitten dieses Elends hatte Gott in seiner grenzenlosen Güte den rechtschaffenen Franzosen in Gestalt der Jungfrau Jeanne
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