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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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d’Arc neue Zuversicht geschenkt und die bösen Engländer seine Vergeltung spüren lassen, indem er nicht nur das Leben Eduard III. sondern auch das seines Sohnes genommen hatte.
    Am schwärzesten Tag ihrer Niederlage hatte Gott den Franzosen ein Tor der Hoffnung geöffnet.
    Und Isabella von Bayern wollte dieses Tor nun vor ihrer Nase wieder zuschlagen.
    »Und so, mein lieber Junge«, sagte Isabella und kostete jeden Augenblick aus, »habe ich dir mit diesem Abkommen dein Erbe und den Thron genommen. Aber es ist die Wahrheit, und eines Tages musste sie ans Licht gebracht werden. Hier«, sie reichte Karl, der sie mit blassem Gesicht und gequälter Miene ansah, eine Abschrift des Abkommens von Westminster.
    Isabella stand noch einen Moment lang mit ausgestrecktem Arm da, doch als Karl sich nicht rührte, ließ sie das Abkommen zu Boden fallen.
    »Nun«, sagte sie, »es spielt letzten Endes auch keine Rolle.«
    Sie ging an ihrem Sohn vorbei und bedachte die restlichen Anwesenden, die im Saal von La Roche-Guyon versammelt waren, mit einem boshaften Lächeln. »Warum schaut ihr alle so überrascht drein? Habt ihr mich nicht seit Jahren hinter meinem Rücken eine Hure und Dirne genannt? Nun, jetzt habt ihr endlich den Beweis.« Isabella breitete theatralisch die Arme aus. »Ich bin tatsächlich eine Hure! Es war der königliche Falkner – ich wünschte, ich könnte mich an seinen Namen erinnern – mit seiner bäurischen Manneskraft und seinem nach Zwiebeln stinkenden Atem, der Karl gezeugt hat. Und… seht doch selbst!«
    Isabella klatschte in die Hände und drehte sich wieder zu Karl um, als könnte sie sich von seinem Anblick nicht losreißen. »Hat mein Sohn nicht die Vorliebe seines Vaters für die Ställe geerbt? Ich schwöre bei Gott, auf einem Dunghaufen würde er sich wohler fühlen als in diesem prächtigen Saal. Und… seht!«
    Jetzt wirbelte Isabella herum und blickte Jeanne an, die unförmig und plump in Männerkleider gehüllt in ihrer Nähe stand.
    »Pflegt er nicht die Gesellschaft von Bauern, genau wie sein Vater? Die Menschen, mit denen er sich umgibt, verraten ihn, denn mein Sohn zieht den bäuerlichen Gestank dem Wohlgeruch des Adels vor.«
    Karls Gesicht war nun so weiß, dass es aussah, als würde jeden Moment alles Leben aus ihm weichen. Im Vergleich zu seinen blutleeren Wangen strahlten seine blassblauen Augen, die sich mit Tränen der Scham füllten, umso heller.
    Seine Mutter, seine verhasste Mutter, hatte ihn noch nie in aller Öffentlichkeit so gründlich gedemütigt. Was bislang nur hinter vorgehaltener Hand geflüstert worden war, hatte sie ihm nun mit vernichtender und rücksichtsloser Offenheit ins Gesicht geschleudert. Isabella war eine mächtige Frau, die über großen Reichtum, Ländereien und damit auch einer eigenen Armee verfügte und die sich bei Hofe stets mit einflussreichen Anhängern umgab. Trotz ihrer Gehässigkeit würde es niemandem einfallen, etwas gegen sie zu unternehmen oder ihre Worte in Zweifel zu ziehen. Karl jedenfalls vermochte es nicht.
    Er war der Sohn eines Bauern – wie konnte das jetzt noch jemand leugnen?
    Er blickte auf das Abkommen hinab, das auf dem Boden lag. Ganz Frankreich – und England – machte sich wahrscheinlich über ihn lustig. Er zitterte, und seine Hände krampften sich ineinander. Jeannes ganzes Bemühen, seinen Mut zu stärken, war mit diesem Abkommen zunichtegemacht… während seine Mutter, die Hure, ihren Spott über ihn ausschüttete!
    »Madam«, sagte Jeanne und warf Karl einen Blick zu, während sie vortrat. Ihr Gesicht wirkte heiter, doch ihre Haltung drückte strenge Missbilligung aus. »Ihr seid es, nicht Euer edler Sohn, die in diesem Saal Gestank verbreitet. Ihr lügt, weil Ihr daraus einen Vorteil ziehen und Euren Ehrgeiz befriedigen könnt. Vor Gott wisst Ihr, dass Ludwig Karls wirklicher Vater ist. Gebt es zu, oder Eure Seele wird auf ewig im Fegefeuer brennen.«
    Isabellas hochmütiger Gesichtsausdruck erstarrte. Ein wilder Blick trat in ihre Augen, sie presste die Lippen zusammen und ihre Hände krallten sich in ihre Röcke.
    Sie versuchte, Jeanne mit ihrem Blick zu bezwingen, doch die heitere und selbstsichere Miene des Mädchens veränderte sich nicht, und schließlich war es Isabella, die die Augen abwandte.
    Sie sah, dass Karl Jeanne fast ängstlich musterte.
    Ein vollkommen nutzloser Mann, dachte Isabella. Er würde viel lieber mir glauben als Jeanne. Denn wenn er Jeanne Glauben schenkt, bedeutete das, dass er

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