Diener des Boesen
vorsichtig, »dass sie sich so sehr für Karls Ziele einsetzt?«
Katherine blickte ihrer Mutter direkt in die Augen. »Wir wissen beide, Madam, dass Frankreich verloren wäre, sollte Karl jemals auf den Thron gelangen. Er kommt wahrhaftig nach seinem Vater.«
Isabella zögerte und nickte dann. »Ja, du hast recht. Ich bedaure den Tag, als ich ihn gemeinsam mit diesem Schwachkopf gezeugt habe.«
»Ah, jetzt kommt die Wahrheit an den Tag. Es war also doch nicht der Falkner?«
Isabella machte eine herablassende Geste. »Das ist doch nur ein Vorwand. Mein Ruf als Hure hat mir über die Jahre gute Dienste geleistet.«
»Wie viel hat Richard Euch dafür geboten, dass Ihr Karl verraten habt, Madam?«
»Ein Schlösschen hier, ein Schlösschen da, einen Stall voller williger Lustknaben… du kennst doch die Geschäfte, die ich mache, Katherine.«
Isabella stand auf und ging vor dem Feuer auf und ab. Dann blieb sie stehen und sah Katherine an.
»Meine Liebe«, sagte sie, und ihre Stimme klang so sanft, dass Katherine kaum glauben konnte, dass es ihre Mutter war, die da sprach. »Du und ich, wir sind uns nie besonders nahe gestanden und wir haben uns auch noch nie so unterhalten wie jetzt. Du warst immer noch ein Kind.«
»In dem Jahr, das vergangen ist, seit wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, bin ich doch ein wenig erwachsener geworden.« Isabella hatte sich nie sonderlich für ihre Kinder interessiert, und Katherine war fern ihrer Mutter in einer Reihe von Schlössern und Palästen aufgewachsen.
»O ja, das bist du. Katherine, ich habe Karl zum Wohle Frankreichs verraten. Wie du schon vermutet hast, möchte ich, dass Frankreich einen König erhält, der dem Land neuen Glanz verleihen kann, und nicht einen pickligen Angsthasen, der sich vor seinem eigenen Schatten fürchtet.«
»Ihr wollt Frankreich also Richard überlassen? Bisher habe ich nur wenig Gutes über ihn gehört.«
Isabella ließ sich auf einem Stapel Kissen auf dem Boden vor Katherine nieder. Das Licht des Kaminfeuers flackerte über ihr Gesicht, ließ ihre Augen funkeln und überzog ihr Haar mit einem silbrigen Schimmer.
»Meine Liebe, ich habe den Weg frei gemacht, damit sich der richtige Mann zum Thron vorkämpfen kann«, sagte sie sehr leise. »Und ich glaube nicht, dass Richard dieser Mann sein wird.«
Katherine blickte ihre Mutter lange an.
»Ihr kommt vom englischen Hof«, sagte sie schließlich. »Was gibt es für Neuigkeiten?«
Isabella senkte den Blick und spielte mit einer Troddel an ihrem Umhang. »Ich habe eine Nachricht für dich von einer gewissen Margaret Neville«, sagte sie.
Katherine beugte sich vor. »Margaret? Was für eine Nachricht?«
Isabella hob den Kopf und sah ihr in die Augen. »Sie hat gesagt, ich solle dafür sorgen, dass dir der neuste Klatsch zu Ohren kommt.«
»Und?«
»Hal Bolingbroke wird Mary de Bohun, die schüchterne kleine Erbin der Ländereien und Titel von Hereford, zur Frau nehmen, und zwar am Michaelistag… morgen.«
Katherine sah aus, als habe sie der Schlag getroffen. Sie schwankte und alles Blut wich aus ihrem Gesicht. Nur zwei unnatürlich rote Flecken blieben auf ihren Wangen zurück. »Das kann ich nicht glauben!«, flüsterte sie.
»Aber es ist wahr«, erwiderte Isabella. »Ich habe selbst mit dieser Mary gesprochen.« Sie lachte gehässig. »Die Ärmste. Sie fürchtet sich vor ihrer Hochzeitsnacht.«
Katherines Augen füllten sich mit Tränen, und Isabella musterte sie argwöhnisch. »Ich wusste nicht, dass du ein Auge auf Bolingbroke geworfen hast, Katherine. Warum bringt dich diese Nachricht so sehr aus der Fassung?«
»Vor einiger Zeit war einmal die Rede… von einer Hochzeit zwischen uns.«
»Es wird immer geredet und es gibt viele Verhandlungen, ohne dass dabei etwas herauskommt. Das weißt du genauso gut wie jedes andere Mädchen von edler Herkunft. Und um die Wahrheit zu sagen, hat sich Bolingbroke nie sonderlich um den Erfolg der Verhandlungen bemüht. Er stand der Sache recht gleichgültig gegenüber. Aber wie ich sehe, hast du einen Narren an ihm gefressen. Schade, denn du wirst ihn nie bekommen.«
Wut spiegelte sich in Katherines Gesicht, und Isabella lächelte zufrieden.
»Er wird dir nicht gehören«, sagte sie noch einmal, »es sei denn, du kämpfst um ihn und weckst sein Begehren.«
»Wie meint Ihr das?«
»Ich kenne die Prinzen der Plantagenets sehr gut.« Sie lächelte. »Viel zu gut. Nun, zumindest die ältere Generation. Aber, wie dem auch sei, die
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