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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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war einmal ein enger Freund Richards gewesen – sie waren im selben Alter und zusammen aufgewachsen. Doch nun war Nottingham zugunsten de Veres zurückgewiesen worden, und der Blüte von Englands Ritterschaft war sein Unmut wohlbekannt.
    Dass Thomas Beauchamp, Graf von Warwick, hier war, war ebenfalls wenig überraschend: Er hatte Richard nie sonderlich nahe gestanden und hatte wie Sir Richard Sturry, der neben ihm saß, öffentlich Vorbehalte gegenüber Richards Plänen geäußert. Beide hatten Lancaster und Bolingbroke ihre Unterstützung zugesichert, als sie am Nachmittag zuvor die Painted Chamber verlassen hatten.
    Noch andere waren gekommen, Grafen und Herzöge und einfache Ritter, die über Richards Verhalten am vorangegangenen Tag und de Veres raschen Aufstieg in der Gunst des Königs während der letzten Monate zutiefst beunruhigt waren.
    »Mein Lord.« Sturry brach das Schweigen als Erster, erhob sich und verneigte sich vor Lancaster, während er sprach. »Euer Leben ist in Gefahr. Ihr solltet…«
    Lancaster brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Richard würde es nicht wagen, mit Gewalt gegen mich vorzugehen.«
    »Mein Lord, Euer Einfluss allein rechtfertigt in seinen Augen schon ein Vorgehen«, sagte Sturry. »Vielleicht nicht in dieser Woche oder in diesem Jahr, aber wenn Richard erst einmal glaubt, seine Macht gefestigt zu haben…«
    Erneut herrschte Schweigen, dann sagte Neville: »Ihr Herren, ich stimme Sir Sturry darin zu, dass sich Lord Lancaster vor Richards Zorn in Acht nehmen muss, aber ich glaube, dass Lord Gloucester in größerer Gefahr schwebt. Und ebenso«, er hielt kurz inne, »Lord Bolingbroke.«
    Im Raum erhob sich zustimmendes Gemurmel und mehrere der Anwesenden nickten mit den Köpfen.
    »Es wäre das Beste, wenn mein Bruder Gloucester und mein Sohn Bolingbroke sich aus Richards unmittelbarer Nähe entfernen würden«, sagte Lancaster. »Vielleicht wäre das im Augenblick für meine ganze Familie ratsam. Weihnachten steht bevor, und die Meinen und ich können uns nach Kenilworth zurückziehen und die Weihnachtsfeierlichkeiten als Grund vorschieben.«
    »Aber wenn wir uns alle in Sicherheit bringen«, sagte Mowbray, »wer soll dann etwas gegen de Vere unternehmen? Richard hat diesem Mann unbeschreibliche Macht verliehen! Wer weiß, was ihm in den nächsten Monaten noch alles in den Schoß fallen wird. Ihr Herren«, Mowbray beugte sich vor, stützte sich mit den Händen auf den Knien ab und warf wütende Blicke um sich. »Ich habe Gerüchte gehört, dass Richard der Titel des ›Herzogs von Irland‹ für seinen Günstling noch nicht gut genug ist. Unser König hat vor, in Irland einzumarschieren und de Vere zum König dieses Landes zu ernennen!«
    »Das würde er nicht wagen!«, sagte Gloucester.
    »Tatsächlich nicht?«, sagte Mowbray leise. »Und wer von uns hätte vor zwei Tagen geglaubt, dass de Vere den Tag des heiligen Melorius als Herzog von Irland beginnen würde? Ganz zu schweigen von all den anderen Begünstigungen, die er erhalten hat.«
    »Richard wird gegen Lancaster und seine Verbündeten vorgehen«, sagte Neville. »Das muss er tun, um seine Macht als König zu festigen. Dazu ist es notwendig, dass er sich eine Anhängerschaft aus einflussreichen Männern schafft, die ihm ihren Rang verdanken. De Vere ist der Erste, aber wir alle wissen, dass es noch viele andere gibt, die sich nur allzu gern gegen Lancaster stellen würden.«
    Wieder herrschte Schweigen und die Männer nickten. Lancaster war der mächtigste Mann Englands, und er hatte viele Feinde. Nun, da sich der König in aller Öffentlichkeit gegen ihn gestellt hatte, würden sich ihm all jene, die Lancaster seit langem seine Macht missgönnten, anschließen.
    »Es wäre wohl besser gewesen, ›strahlender Prinz Hal‹«, sagte Arundel zu Bolingbroke, »wenn Ihr Euch an Eurem Hochzeitstag nicht so sehr in der Bewunderung der Massen gesonnt hättet. Lancaster mag für Richard eine ernste Bedrohung darstellen, aber Ihr seid noch viel gefährlicher. Ihr werdet die Macht Eures Vaters erben… und habt außerdem das Volk auf Eurer Seite. Ihr seid eine unvorstellbare Bedrohung für ihn.«
    »Lord Arundel«, sagte Bolingbroke und trat vor, sodass sein Gesicht von einer Fackel in seiner Nähe beleuchtet wurde. »Ich muss sagen, es überrascht mich, Euch hier zu sehen und so besorgte Worte von Euch zu hören. Ihr seid einer von Richards engsten Beratern. Wie kommt es, dass Ihr Euch heute mit seinen ärgsten

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