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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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belagern, werden wir dort sicher sein.«
    »Außerdem stimmt das Parlament Richards Forderung nach einer neuen Kopfsteuer möglicherweise nicht zu«, sagte Raby. »Wozu sollen wir uns also unnötig streiten? Vielleicht braucht Richard auch nur noch ein oder zwei Jahre, um seinen eigenen Weg zu finden.«
    Bolingbroke warf Raby einen finsteren Blick zu, doch Raby achtete nicht auf ihn. »Wir warten die Weihnachtszeit ab«, sagte er, »und im Augenblick sollten wir nichts tun, um Richards Zorn noch weiter anzustacheln. Womöglich«, und nun warf Raby seinerseits Bolingbroke einen finsteren Blick zu, »wäre es sogar ratsam, Richard noch einmal öffentlich Eure Treue zu schwören, Hal. Richard muss besänftigt werden… und das wird sich ebenso zu Euren Gunsten auswirken wie zu seinen.«
    Bolingbroke wollte widersprechen, doch dann trat ein nachdenklicher Ausdruck in sein Gesicht und er nickte. »Ihr habt recht, Ralph, und mein Onkel Thomas ebenfalls.«
    »Dann wollen wir es damit für heute bewenden lassen«, sagte Lancaster. »Die Morgendämmerung wird bald anbrechen, und keiner von euch sollte dabei gesehen werden, wie er den Savoy Palace verlässt. Neville – werdet Ihr die Edelleute einzeln zum Kai begleiten?«
     
     
    Erst lange nach der Morgendämmerung bot sich Neville die Gelegenheit, in Ruhe ein Wort mit Bolingbroke zu wechseln. Sie mussten einen Plan schmieden, wie sie die Schatulle in ihren Besitz bringen konnten.
    »Wir müssen bald zuschlagen«, sagte Bolingbroke, »denn Vater will noch im Lauf der nächsten Woche nach Kenilworth aufbrechen.« Er erschauerte. »Ich muss zugeben, Tom, im Augenblick bin ich ganz froh, London für eine Weile verlassen zu können.«
    »Ich muss die Schatulle an mich bringen…«
    »Ja, ja, aber gütiger Himmel, Tom, sie befindet sich in Westminster. Doch keine Sorge, Rabys Worte haben mich nachdenklich gemacht.«
    Bolingbroke schwieg einen Moment. »Und Arundels Angebot, ihn einer Prüfung zu unterziehen, können wir zu unserem Vorteil nutzen«, sagte er schließlich. »Tom, ich habe einen Plan, aber er wird großen Mut von uns erfordern…«
    Neville nickte und wollte etwas sagen, doch Bolingbroke brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. »… und von unseren Gemahlinnen. Bist du bereit, ein solches Wagnis einzugehen?«
    »Bist du es denn?«, fragte Neville.
    »Ja.«
    Neville zögerte noch einen Moment, doch dann nickte er. »Ja, dann bin auch ich bereit, es zu wagen. Ich muss es tun, wenn ich dadurch endlich in den Besitz der Schatulle gelangen kann.«
    Da war plötzlich ein Flackern in Bolingbrokes Augen, und Neville wusste nicht, ob es von Triumph oder Schmerz herrührte.
    »Dann will ich es dir erklären…«, sagte Bolingbroke.

Kapitel Zwei
     
    Die Sexte, an der Vigil des lestes des heiligen Franziskus
    Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (Montag, 3. Oktober 1379, spät am Morgen)
     
    – I –
     
     
     
    Sie fuhren in einem kleinen Boot nach Westminster, anstatt dorthin zu reiten, da sich die Schatulle auf diese Weise unauffälliger unterbringen und verbergen ließe.
    Außerdem würde es schneller gehen.
    Und es war sicherer.
    Robert Courtenay hatte sie bedrückt am Flusstor des Savoy Palace verabschiedet, weil Neville ihm nicht gestattet hatte, sie zu begleiten, und nun fuhren sie lautlos, beinahe heimlich, um die große Flussbiegung, die sie nach Westminster bringen würde. Mehrere Bewaffnete saßen im Heck des Bootes, zusammen mit den beiden Männern, die durch das kabbelige Wasser des Flusses stakten. Bolingbroke, Mary, Neville und Margaret saßen in der Nähe des Bugs auf Holzbänken, die mit weichen Kissen und Decken ausgelegt waren.
    Die Spannung, die alle erfasst hatte, war mit den Händen zu greifen. Bolingbroke saß mit gesenktem Kopf da und musterte angelegentlich die Planken des Bootes. Margarets Gesicht war bleich und ihre Hände krampften sich in ihrem Schoß ineinander, denn sie fürchtete sich vor einer neuerlichen Begegnung mit Richard.
    Neville warf ihr von Zeit zu Zeit einen Blick zu, hin und her gerissen zwischen seinem verzweifelten Wunsch, die Schatulle endlich an sich zu bringen, und seiner Sorge, dass Richard Margaret ein Leid zufügen könnte. Würde sie sicher sein? Mit Richard? Hal hatte behauptet, dass sie die Schatulle schnell finden würden – schließlich konnten sie mit Unterstützung im Palast rechnen –, und Mary und Margaret würden sich nicht lange einer Gefahr aussetzen müssen.
    Einen Moment lang hob Bolingbroke

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