Diener des Boesen
Feinden trefft?«
Arundel nickte und nahm Bolingbrokes Misstrauen zur Kenntnis. »Richard stürzt England ins Verderben. Sein Feldzug nach Katalonien wird verheerender sein, als Ihr Euch vorstellen könnt. Richard hat gar nicht vor, den Feldzug nur auf Katalonien zu beschränken – er will einen neuen Vorstoß in das Herz Frankreichs wagen.«
»Aber das wäre Wahnsinn!«, sagte Lancaster. »Wir müssen nach dem schicksalhaften Tod meines älteren Bruders erst wieder zu Kräften kommen und die Staatskasse auffüllen.«
»Richtig«, sagte Arundel, »und Richard hat die perfekte Lösung gefunden, um Gelder für seine verrückten Pläne einzutreiben. Wenn sich das Parlament im Januar trifft, will er eine neue Kopfsteuer einführen, um Geldmittel zu beschaffen und die Schulden der Krone zu tilgen.«
»Aber das Volk kann keine neue Steuer mehr bezahlen«, sagte Bolingbroke. »Gütiger Himmel, es gibt auch so schon genug Steuern. Es wird Unruhen in nie gekanntem Ausmaß geben.« Er hielt inne, und Neville wusste, dass Bolingbroke und Lancaster an Wat Tyler und Jack Trueman dachten, die immer noch auf freiem Fuße waren und den Unmut des Volkes über eine neue Steuer nutzen würden, um einen Aufstand anzuzetteln. »Richard wird genug damit zu tun haben, den Frieden im Reich zu wahren, anstatt einen Feldzug im Ausland zu führen. Und Hotspur einen solchen Feldzug anführen zu lassen… bei den Heiligen, Richard fordert eine Niederlage geradezu heraus!«
Aus ihm sprechen Ärger und Neid, dachte Neville. Bolingbroke will nicht, dass sich Hotspur in dem Ruhm sonnt, der ihm bei einem Erfolg des Feldzuges gewiss wäre.
»Mein Herz gehört England«, sagte Arundel und blickte Bolingbroke in die Augen, »und Richard wird das Land ins Verderben stürzen. Beim Heiland, wahrscheinlich hat er noch fünfzig Jahre seines Lebens vor sich. Bolingbroke, wenn Ihr für England seid, dann bin ich für Euch und die Euren.«
Um Bolingbrokes Mundwinkel zuckte es. »Ich bin ein verwundeter Falke, Arundel, der hilflos am Boden flattert. Richard wird dafür sorgen, dass ich mich nie wieder in die Lüfte erheben werde.«
Arundel stand auf und ging zu Bolingbroke hinüber.
Überraschenderweise sank er vor ihm auf ein Knie. »Ich bin Euer Mann, Bolingbroke. Ihr könnt mich jeder Prüfung unterziehen.« Er hob den Blick und sah Bolingbroke in die Augen. »Seid versichert, dass es viele Männer gibt, nicht nur hier unter den Versammelten, sondern in ganz England, die ihr Leben dafür geben würden, damit Ihr Euch eines Tages wieder in die Lüfte erheben könnt.«
Neville und allen anderen Anwesenden wurde bei Arundels Worten klar, dass Lancasters Zeit vorüber war. Er mochte zwar wegen seiner Ländereien, seines Reichtums und seiner großen Armee immer noch einflussreich sein, doch Bolingbroke war derjenige, der all diesen Reichtum und die Macht erben würde und der zugleich die Liebe des Volkes auf seiner Seite hatte.
Wenn der Widerstand gegen Richard jemals stark genug werden würde, dann würde Bolingbroke an seiner Spitze stehen.
In diesem Augenblick wurde Neville klar, dass Bolingbrokes Leben nur zwei Wege nehmen konnte: Der eine würde zum Henkersbeil führen, der andere zum Thron von England. Das bedeutete entweder vernichtende Niederlage oder allumfassender Sieg.
Und die anderen Versammelten wussten es ebenfalls.
Bolingbroke nickte und nahm Arundels Worte zur Kenntnis.
Er hat es schon die ganze Zeit über gewusst, dachte Neville.
Dann wandte sich Bolingbroke an die Anwesenden.
»Wie lautet euer Rat? Was sollen wir nun tun?«
»Abwarten«, sagte Sturry. »So wie Richard noch nicht gegen Euch vorgehen kann, könnt Ihr noch nicht…«
»Nein!« Lancaster legte Bolingbroke eine Hand auf die Schulter und zog ihn zu sich herum. »Das ist verräterisches Gerede, und das werde ich in meinem Haus nicht dulden. Richard ist jung und irregeleitet. Ihm gehört immer noch meine Treue…«
Bolingbroke sah seinen Vater aufgebracht an. »Dann bist du ein Narr, Vater. Richard ist nicht ›irregeleitet‹, er wird Englands Untergang sein!«
Gloucester und Raby tauschten Blicke aus. »Das sind hitzige und unbedachte Worte«, sagte Gloucester, »und die Gemüter müssen sich erst wieder beruhigen, ehe wir eine Entscheidung treffen können. Wie mein Bruder Lancaster bin auch ich der Meinung, dass sich unsere Familie über den Winter nach Kenilworth zurückziehen sollte. Die Burg ist gut befestigt, und selbst wenn Richard es wagen sollte, sie zu
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