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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Thron gelangen können, wenn es so wäre? Ihr seid ein dummer Lümmel und seht einfach nicht…«
    »Gloucester!« Nun war auch Lancaster aufgesprungen und versuchte, Gloucester wieder auf seinen Stuhl hinabzuziehen und ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Meint Ihr, ich wüsste nicht, was mein Onkel und sein geliebter Sohn treiben?«, brüllte Richard. »Habt Ihr gestern nicht gehört, wie das Volk seinem ›geliebten Prinzen Hal‹ zugejubelt hat?« Richards Gesicht verzerrte sich vor Hass. »Ich werde an meinem Hof keine Rivalen dulden!«
    Er hielt inne und holte tief Luft, um seine Fassung wiederzugewinnen.
    Am ganzen Tisch herrschte Stille und Spannung lag in der Luft. Lancaster war es schließlich gelungen, Gloucester wieder auf seinen Stuhl hinabzuziehen, während Neville sich Bolingbroke einen Schritt genähert hatte, der Richard erschrocken und ungläubig anstarrte.
    Wer hätte gedacht, dass der Dämon so bald schon Schritte unternehmen würde, um seine Macht zu festigen?
    »Ihr habt Glück, mein strahlender Prinz Hal«, sagte Richard, »dass ich Euch für Eure verräterischen Gedanken nicht in den Tower einsperren lasse.«
    »Majestät«, sagte Bolingbroke, und die Anwesenden staunten über die Ruhe, die er ausstrahlte. »Ich hege keine verräterischen Gedanken und auch keine ehrgeizigen Pläne, die sich gegen Euch als meinen Gebieter und König richten. Ich bitte Euch, mir das zu glauben.«
    »Dann müsst Ihr mein Vertrauen gewinnen, Bolingbroke, denn ich bin immer noch der Ansicht, dass es Euch insgeheim nach dem Thron verlangt und dass Ihr vorhabt, Euch seiner mithilfe der Ländereien und des Reichtums von Lancaster und Hereford zu bemächtigen.«
    Wieder war es ganz still.
    »Majestät«, sagte Bolingbroke leise, »am Tag Eurer Krönung bin ich vor Euch auf die Knie gegangen und habe Euch Gefolgschaft und Treue geschworen. Was habe ich seither getan, dass Ihr mich für einen Verräter haltet?«
    Richard erwiderte Bolingbrokes Blick, dann sagte er: »Ich treffe lediglich Vorkehrungen, damit Ihr nicht zum Verräter werdet, Bolingbroke«, sagte er. »Dankt dem Herrn, dass ich Euch Eure Ländereien und Euer Leben gelassen habe.«
    Bolingbroke lehnte sich in seinem Stuhl zurück und wandte den Blick ab. Er war bleich vor Wut, und in seiner Wange zuckte ein Muskel.
    Wenn es Richard möglich gewesen wäre, dachte Neville, dann hätte er ihm tatsächlich seine Ländereien und sein Leben genommen. Doch Lancaster und seine Anhänger sind immer noch zu stark, und Richard lauert wie eine Spinne in ihrem Netz auf den richtigen Moment. Gott sei Dank weiß er nichts von John Ball und davon, dass Wycliffe in Lutterworth eingesperrt ist!
    Richard wandte den Blick von Bolingbroke ab und machte noch einige eher unbedeutende Ankündigungen. Dann sagte er: »Ich habe ein Hilfegesuch erhalten.« Er erhob sich von seinem Thron, stieg den Podest hinauf und holte ein Pergament hervor. Er tat so, als würde er es lesen, dann sprach er mit lauter Stimme weiter, damit ihn alle am Tisch hören konnten.
    »Ich habe vor, diesem Gesuch stattzugeben, denn es könnte sich zu Englands Vorteil erweisen. Graf Pedro von Katalonien hat mich um meine Unterstützung in einem Zwist gebeten, der zwischen ihm und seinem unehelichen Halbbruder Heinrich ausgebrochen ist.«
    Richard warf Bolingbroke erneut einen wütenden Blick zu, als wolle er damit ausdrücken, dass sich alle Verwandten mit dem Namen Heinrich früher oder später als Verräter erweisen mussten.
    »Offenbar hat Heinrich Pedros Ländereien und Einkünfte an sich gerissen. Pedro benötigt Hilfe, um sie zurückzuerobern. Meine engsten Ratgeber«, Richard wies auf de Vere, Northumberland und Hotspur, aber auch auf Sudbury und Brantingham, »und ich haben beschlossen, Truppen nach Katalonien zu entsenden, um…«
    »Majestät, das ist Irrsinn!« Nun war Raby aufgesprungen, und Neville musste ein Aufstöhnen unterdrücken. Hatte es denn jeder, der ihm bei seiner Suche nach der Schatulle behilflich sein konnte, darauf abgesehen, es sich mit dem König zu verscherzen?
    »Wenn Ihr Truppen nach Katalonien entsenden wollt«, fuhr Raby fort, »müsst Ihr welche aus dem Süden Frankreichs abziehen, wo wir sie bitter nötig haben…«
    »Westmorland, schweigt!«, fauchte Richard. »Ich habe Euch in dieser Angelegenheit nicht um Euren Rat gebeten.«
    »Wichtiger noch«, sagte Lancaster, »Katalonien befindet sich unter der Herrschaft des Königs von Aragonien. Es wird ihm sicher nicht gefallen,

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