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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wohngemächer erweitert und vergrößert und zusätzliche Kamine und Fenster eingebaut, um für frische, rauchfreie Luft zu sorgen und mehr Licht in die Räume zu lassen. Darüber hinaus hatte Lancaster einen großen Saal herrichten lassen, und hier versammelte sich nun die Familie am Abend des Festes des heiligen Apostels Thomas im späten Dezember, um mit einer ruhigen Feier Nevilles Namenstag zu begehen.
    Die Tische, an denen die Gesellschaft gespeist hatte, waren abgeräumt und fortgeschafft worden, und der Herzog und seine Familie saßen nun in zwangloser Runde vor dem prasselnden Feuer des großen Kamins. Beinahe alle Mitglieder aus dem breiten Kreis der Familie Lancasters waren anwesend. Neben dem Herzog und seiner Gemahlin waren auch Katherines Kinder Johanna und Heinrich gekommen. Heinrich freute sich, seine Eltern wiederzusehen. Seine Pflichten als Bischof von Winchester nahmen ihn derart in Anspruch, dass er sie nur selten besuchen konnte. Heute Abend scherzte er mit seiner Schwester bei einer Partie Schach und neckte sie wegen ihres Mangels an Aufmerksamkeit, der dazu geführt hatte, dass er sie in weniger als acht Zügen schachmatt gesetzt hatte.
    Johanna strich reumütig über ihren gewölbten Bauch und machte ihre Schwangerschaft für ihre Niederlage verantwortlich. Bis zur Geburt waren es nur noch wenige Wochen, und Lancaster und Katherine hatten darauf bestanden, dass Raby seiner Gemahlin erlaubte, ihr Kind in Kenilworth zur Welt zu bringen, wo Katherine und ihre Zofen sich um sie kümmern konnten.
    Raby, der neben Johanna saß, hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt. Er war sehr froh darüber, dass Johanna schon so bald nach ihrer Hochzeit ein Kind empfangen hatte und dass Lancaster weiterhin am Schicksal seiner Tochter Anteil nahm. Rabys Ansehen war um einiges gestiegen, seit er eine solch enge Verbindung mit Lancaster eingegangen war – auch wenn es sich in den letzten Monaten, seit Lancaster und Bolingbroke bei Richard in Ungnade gefallen waren, ein wenig verschlechtert hatte –, und er war mit seiner häuslichen Situation sehr zufrieden.
    Während Heinrich die Schachfiguren neu aufbaute, damit Johanna eine Gelegenheit für eine Revanche erhielt, ließ Raby den Blick über die Runde schweifen. Seine beiden ältesten Söhne und drei Töchter waren ebenfalls über die Weihnachtszeit nach Kenilworth gekommen. Seine Söhne hatten ihre Gemahlinnen und Kinder mitgebracht, und Raby hoffte, auch für seine Töchter Ehen arrangieren zu können – Lancaster hatte viele Verwandte und Anhänger von edlem Geblüt, die nur zu gern eine Verbindung mit der aufsteigenden Familie Neville eingehen würden.
    Er betrachtete Johanna nachdenklich. Sie sah abgehärmt und erschöpft aus, und Raby verspürte ein wenig Besorgnis. Das Kind, das sie in sich trug, war von großer Bedeutung. Wenn es ein Junge wurde, so hatte er eine glänzende Zukunft vor sich. Er wäre der Urenkel eines mächtigen Königs und vielleicht sogar der Neffe eines weiteren… Raby sah zu Bolingbroke hinüber, der mit seiner Gemahlin Mary am Feuer saß, und verwarf dann den Gedanken wieder… der Urenkel eines Königs zu sein, wäre gut genug. Raby kratzte sich nachdenklich am Kinn und musterte seine beiden ältesten Söhne, die sich mit Lancasters Kammerherrn unterhielten. Sie waren beide gute Männer, doch ihre Mutter war von niedererer Herkunft gewesen als Johanna… und Raby fragte sich, ob er den Titel des Barons von Raby und seit kurzem auch des Grafen von Westmorland nicht lieber einem Sohn vererben sollte, den er mit Johanna gezeugt hatte. Die Söhne aus seiner ersten Ehe würden sicherlich enttäuscht sein… aber sie würden darüber hinwegkommen.
    Johanna lachte und bekam plötzlich einen heftigen Hustenanfall, und Raby beugte sich besorgt zu ihr hinüber.
     
     
    Neville, der etwas abseits von der Runde saß, hatte Raby ebenso nachdenklich gemustert wie dieser seine Kinder. Neville kannte Raby gut, vielleicht zu gut, und glaubte deshalb genau zu wissen, was seinem Onkel durch den Kopf ging. Er mochte Rabys Söhne, und wenn sein Onkel tatsächlich die Titel von Raby und Westmorland einem Sohn aus zweiter Ehe vermachen wollte, so hoffte er, dass er es wenigstens mit der größtmöglichen Umsicht und Diskretion tun würde. Der Klan der Nevilles war groß genug für eine Blutfehde, sollte Raby unbedacht handeln und seine Söhne verprellen.
    Er seufzte. Wer war er, dass er über andere richten wollte, was Familienangelegenheiten

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