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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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betraf?
    Wie von selbst glitt sein Blick zu Margaret hinüber, die bei Mary und Katherine saß, während Bolingbroke neben ihnen stand und Rosalind zu ihren Füßen mit einem scharlachroten Wollknäuel spielte. Margaret wirkte abwesend, doch als sie Nevilles Blick bemerkte, wandte sie rasch den Kopf ab.
     
     
    Margaret beugte sich vor, hob Rosalind hoch und hoffte, dass Neville ihren Blick nicht bemerkt hatte. Sie drückte das Kind an sich, küsste es auf die schwarzen Locken und versuchte, nicht auf ihren Gemahl zu achten.
    Sie wusste nicht, wie sie sich Thomas gegenüber verhalten sollte. Früher einmal hatte sie sich nach seiner Liebe gesehnt, doch jetzt? Körperlich hatte sie sich zwar von der Schändung durch Richard und de Vere erholt, doch die Wunden, die ihre Seele davongetragen hatte, heilten nur sehr langsam. Ein Teil von ihr wollte Thomas immer noch bestrafen, ihn so sehr verletzen, wie seine Gefühlskälte sie verletzt hatte, und deshalb ging sie all seinen Annäherungsversuchen aus dem Weg. Wenn er sie um Vergebung bitten und freundlich zu ihr sein wollte, schenkte sie ihm keinerlei Beachtung.
    Margaret lächelte grimmig, wiegte Rosalind in den Armen und gab vor, vollkommen mit dem Kind beschäftigt zu sein, gleichwohl sich ihre Gedanken nur um ihren Gemahl drehten. Bolingbroke hatte behauptet, dass sich unter der Schale aus kalter Frömmigkeit ein liebevoller und zärtlicher Mann verbarg, aber Margaret war sich dessen nicht sicher. Für Thomas zählte nur seine verfluchte Schatulle und seine Ergebenheit gegenüber seinem grausamen, abscheulichen Gott und dem Erzengel.
    Er würde seinen göttlichen Auftrag niemals ihr zuliebe aufgeben.
    »Margaret.« Marys leise Stimme riss sie aus ihren Gedanken. »Bitte… sprich mit mir.«
    Margaret blinzelte und wischte sich mit einer ruckartigen Bewegung die Tränen ab. »Entschuldigt bitte, Mary«
    Mary drückte kurz Margarets Hand. »Es ist beinahe Weihnachten, und du bist immer noch so niedergeschlagen…«
    »Ginge es Euch anders?«, erwiderte Margaret und zuckte zusammen, als ihr klar wurde, was sie da gesagt hatte. Vor zwei Wochen hatte Mary eine Fehlgeburt erlitten, und Margaret wusste, dass sie viele Nächte lang über den Verlust des Kindes getrauert hatte.
    Sie hatte in den letzten sechs Wochen auch beträchtlich an Gewicht verloren, und Margaret fragte sich, ob dies ein erstes Anzeichen dafür war, dass die Krankheit, die in Mary schlummerte, bald zum Ausbruch kommen würde.
    Hatte der Schatten, der auf ihrer Seele lastete, sich zum ersten Mal geregt?
    »Mylady«, sagte sie leise. »Es tut mir leid. Meine Worte waren…«
    Mary legte die Hand auf Margarets Arm und brachte sie so zum Schweigen. »Was ich verloren habe, ist unwiederbringlich«, sagte sie. »Aber was du verloren zu haben glaubst, kannst du wiedergewinnen.« Sie blickte Margaret ruhig an. »Vergiss, was geschehen ist. Nimm Thomas’ Entschuldigung an. Du tust dir nur selbst damit weh, wenn du ihn auch weiterhin von dir stößt.«
    Margaret drückte Rosalind noch fester an sich, ließ das Kinn auf dem Scheitel des Mädchens ruhen und blickte zu Boden. »Er liebt mich nicht«, sagte sie.
    »Das kannst du doch gar nicht wissen«, sagte Mary, »denn du hast ihm noch keine Gelegenheit gegeben, seine Liebe unter Beweis zu stellen.«
    Darauf wusste Margaret nichts zu erwidern. Auch wenn sie sich nicht sicher war, ob sie Thomas’ Liebe überhaupt noch wollte, wusste sie zumindest, dass sie sich nicht mehr darum bemühen würde. Sie hatte es satt, zu kämpfen und zu hoffen, und selbst wenn Thomas sich doch endlich in sie verlieben würde, war sie nicht sicher, ob sie seine Liebe annehmen wollte. Verstört über ihre eigenen bitteren Gedanken, zwang sich Margaret, Thomas zu vergessen und stattdessen über Mary und Katherine nachzudenken. Beide Frauen hatten sich in den letzten Monaten rührend um sie gekümmert; ihre Herzlichkeit und Freundschaft hatte sie während all der Stunden am Leben erhalten, als sie sich nur noch den Tod gewünscht hatte. Rabys Gemahlin Johanna war ihr ebenfalls eine gute Freundin geworden. Margaret verzog ein wenig spöttisch den Mund… der Gedanke, sie könnte seiner Gemahlin erzählen, dass sie während des Frankreichfeldzuges im letzten Jahr das Lager mit ihm geteilt hatte, hatte dem Baron sicher einige schlaflose Nächte bereitet.
    Katherine, Mary, Johanna… sie alle standen ihr sehr nahe, aber die Welt der Frauen war nur ein Teil der wirklichen Welt, und seit ihrer

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