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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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würde sich von nun an jedenfalls nicht mehr darum bemühen.
    In Gedanken versunken nahm er eine Bewegung wahr. Raby war aufgestanden und näherte sich Bolingbroke, Mary, Katherine und Margaret, beugte sich vor, um Rosalind über die Wange zu streicheln – Raby hielt das Mädchen immer noch für seine Tochter –, sah dann auf und schenkte Margaret ein Lächeln.
    Sie erwiderte sein Lächeln mit all der Zuneigung, die sie Thomas verweigerte – und die ich einst ihr verweigert habe, dachte er –, und er wurde von einem scheußlichen Gefühl übermannt.
    Er hatte dieses Gefühl schon öfter empfunden, wenn Raby oder Bolingbroke Margaret angelächelt hatten, doch erst jetzt erkannte er, was es war: Eifersucht.
    »Gütiger Himmel«, flüsterte Neville, »was soll ich nur tun?« Ein einfacher Fluch, dem er in seiner Überheblichkeit leicht zu entgehen geglaubt hatte, hatte ihn nun doch ereilt.
    Wenn ich mir gestatte, sie zu lieben, dachte Neville, heißt das dann, dass ich ihr auch meine Seele schenken muss? Ich weiß es nicht … ich weiß es einfach nicht …
    »Tom?« Lancaster stand von seinem Stuhl auf. »Warum steht Ihr dort so allein? Es ist Euer Namenstag, und wir haben noch gar nicht auf Euch angestoßen. Kommt, mein Lieber, gesellt Euch zu uns.«
    Die anderen Familienmitglieder stimmten ihm zu, und Neville blinzelte die Tränen fort und ging zu Lancaster hinüber, der ihm einen Weinkelch reichte.
    Er nahm ihn entgegen und ließ den Blick über die Runde schweifen. Die Gesichter waren freundlich, allerdings nicht übermäßig herzlich. Auch wenn die meisten Anwesenden die Einzelheiten nicht kannten, hatte es sich doch herumgesprochen, dass Nevilles unbedachte Handlungen zu Margarets großem Leid geführt hatten. Abgesehen von Bolingbroke war niemand bereit, ihm zu vergeben, ehe Margaret es nicht selbst getan hatte.
    Katherine erhob sich und ging zu ihrem Gemahl hinüber, damit sie einen Trinkspruch auf Nevilles Gesundheit ausbringen konnten. Neville bemerkte den liebevollen Blick, den die beiden miteinander tauschten, und die Trostlosigkeit seiner eigenen lieblosen Ehe legte sich wie Eis auf seine Seele.
     
     
    Der Abend zog sich hin, und nachdem sich die Frauen entschuldigt und zurückgezogen hatten, gesellte sich Bolingbroke zu Neville.
    Seit jenem furchtbaren Tag hatte ihre Freundschaft ein wenig gelitten, nicht, weil Neville Bolingbroke für das verantwortlich machte, was mit Margaret geschehen war, sondern weil er so sehr in Selbstmitleid versunken war, dass er kaum ansprechbar gewesen war. Neville hatte weiterhin vorbildlich seinen Dienst erfüllt – hatte Bolingbrokes Ländereien verwaltet, sich um dessen Finanzen und Korrespondenz gekümmert und die Horden von hoffnungsvollen Bittstellern in Schach gehalten, die jeden mächtigen Adligen belagerten. Doch er war die ganze Zeit über mit seinen Gedanken woanders gewesen.
    Margaret soll verflucht sein, dachte Bolingbroke, während er lächelte und mit Neville ein Gespräch über irgendein unwichtiges Thema anfing. Sie hat Tom genug bestraft. Uns bleibt zu wenig Zeit, und es gibt noch zu viel zu tun, als dass sie weiterhin die Gekränkte spielen kann.
    Sie redeten eine Weile über die Schwierigkeiten, die aus der Krankheit eines der Verwalter von Bolingbrokes Landgütern entstanden waren, bis Bolingbroke schließlich auf das Thema zu sprechen kam, das ihm so sehr zu schaffen machte.
    »Tom, mein Freund«, sagte Bolingbroke und blickte sich um, um sich zu vergewissern, dass keiner der anderen in Hörweite war. »Dein Kummer stimmt mich traurig. Liegt es nur daran, dass wir nicht die richtige Schatulle gefunden haben… oder weil Margaret so Schreckliches erleiden musste?«
    Neville senkte den Blick und antwortete nicht.
    »Bevor wir London verlassen haben«, fuhr Bolingbroke mit leiser Stimme fort, »hast du mir gesagt, es würde dir nicht schwerfallen, Margaret zu opfern, denn sie weiß, was von ihr erwartet wird, und hat sich mit ihrem Schicksal abgefunden. Du hast gesagt, dass du ihr Achtung und Mitgefühl entgegenbringen, dich aber nie in sie verlieben würdest. Vergib mir, Tom, aber der Mann, der nun vor mir steht, ist nicht mehr derselbe.«
    »Ich hatte geglaubt, ich könnte Margaret einfach so opfern«, antwortete Neville schließlich, den Blick immer noch auf den Boden geheftet, »aber… aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Hal«, Neville hob den Kopf und blickte Bolingbroke in die Augen, »ich empfinde inzwischen tiefe Reue für das, was

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