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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sah, wurde ihr klar, dass er ihr gerade sein wahres Gesicht gezeigt hatte – einen Mann, den außer Bolingbroke, der stets davon überzeugt gewesen war, dass es ihn gab, noch nie jemand kennengelernt hatte. Wahrscheinlich kannte Tom ihn selbst nicht einmal… und sein Gott hatte dieses verschmitzte Grinsen ganz sicher noch nicht zu Gesicht bekommen.
    Nevilles Lächeln wurde noch breiter, als er Margarets überraschte Miene bemerkte. »›Eure Gestalt ist schöner als ein frisch gepflügter Acker, Eure Anmut größer als die eines neu geborenen Kälbleins.‹«
    Margaret konnte nicht anders, sie musste lächeln… und während Neville ihr in die Augen blickte, wurde aus dem Lächeln ein Lachen.
    Neville stockte der Atem, als ihm klar wurde, dass er sie zum ersten Mal lachen hörte.
    »Und dann«, sagte er und sein Lächeln wich großem Ernst, als er von lange unterdrückten Gefühlen überwältigt wurde, »werde ich Meister Tusser bitten, mir einen Vers zu dichten, mit dem ich meiner Gemahlin beweisen kann, dass ich sie von ganzem Herzen liebe.«
     
     
    Von rasender Wut erfüllt schritt der Erzengel den Korridor entlang. Seine leuchtende Gestalt schimmerte und flackerte. Er hatte die Hände erhoben und zu Fäusten geballt; Funken stoben knisternd von seinem Haar und seinem Gesicht.
    Er ging auf das Gemach zu, wo die Hexe gerade Thomas verführte…
    … und musste doch stehen bleiben, als er sah, wer vor der Tür des Gemachs stand, die Beine breit, die Hände am Griff des Schwertes, dessen Spitze nach unten zwischen seine Füße zeigte.
    Sei gegrüßt, Dunkler Prinz!
    »Auch dir einen guten Abend«, sagte Bolingbroke. Während das Gesicht des Erzengels vor Wut verzerrt war, war Bolingbrokes von Triumph erfüllt… Und noch etwas anderes lag darin… Liebe vielleicht.
    Lass mich vorbei.
    »Nein.«
    Der Erzengel hob die Fäuste und schrie: Lass mich vorbei!
    »Nein«, flüsterte Bolingbroke noch einmal.
    Die Gestalt des Erzengels verschwamm, während er versuchte, seine Wut zu beherrschen. Du glaubst doch nicht etwa, dass ihr mit dieser Nacht gewonnen habt?
    »Nein«, sagte Bolingbroke. »Das glaube ich nicht. Ich bin längst nicht so anmaßend wie du.«
    Er wird seine Worte widerrufen und seine Liebe zurücknehmen, wenn er euch und euer niederträchtiges Geheimnis erst durchschaut hat.
    »Das glaube ich nicht.«
    Ihr könnt die Schatulle nicht mehr lange vor ihm versteckt halten.
    »Lange genug. Wie mir scheint, ist er inzwischen nicht mehr ganz so versessen darauf, die Schatulle zu finden.«
    Selbst wenn er nicht mehr nach der Schatulle sucht, wird sie irgendwann ihn finden!
    »Höre ich etwa Panik in deiner Stimme, Michael? Hast du solche Angst vor der Liebe?«
    Der Erzengel antwortete nicht. Seine Gestalt hatte sich nun in einen blendend hellen Lichtwirbel aufgelöst.
    »Scher dich fort«, sagte Bolingbroke. »Für dich ist heute Nacht hier kein Platz.«
    Thomas wird seine Worte widerrufen, sagte der Erzengel noch einmal, wenn er hinter dein dunkles Geheimnis gekommen ist.
    Bolingbrokes Gesicht verfinsterte sich vor Zorn, und er hob das Schwert, machte einen Schritt nach vorn und richtete es auf den Erzengel.
    »Mein dunkles Geheimnis, Michael? Es ist nicht nur mein Geheimnis und auch nicht Margarets, sondern das furchtbare Geheimnis aller Engel!«
    Inzwischen bestand der Erzengel nur noch aus einer zuckenden Lichtkugel. Er wird seine Worte widerrufen, wenn er sich schließlich entscheiden muss: die ewige Verdammnis der Menschheit oder die Liebe einer Hure. Dafür wird er sie opfern… glaube mir.
    Und damit war der Erzengel verschwunden, und Bolingbroke blieb allein im Korridor zurück.
    »Die Liebe einer Hure?«, flüsterte Bolingbroke. »Nein, Michael, er wird es nicht für die Liebe einer Hure tun, sondern für die Liebe der ganzen Menschheit.«
    »Du kannst mich nicht lieben! Das ist unmöglich!«
    »Mein ganzes Leben lang bin ich vor der Liebe davongelaufen, Margaret. Ich werde nicht mehr länger vor ihr fliehen.«
    »Du wirst nicht zu deinen Worten stehen. Heute Abend sagst du vielleicht, dass du mich liebst, aber in einem Monat oder einem Jahr, oder wann auch immer du vor die Wahl gestellt wirst, wirst du dich für die Rettung der Menschheit entscheiden und nicht für mich.«
    Neville senkte den Blick und zupfte wieder an dem Faden an der Decke. »Ich kann nicht glauben«, sagte er schließlich, »dass Gott von mir verlangen wird, das zu opfern, was ich liebe…«
    »Er hat es auch von Abraham verlangt!

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