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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Engstirnigkeit oder die Worte, die ein Erzengel mir ins Ohr flüstert. Das schwöre ich dir, denn es ist die einzige Möglichkeit, wie ich wiedergutmachen kann, was ich dir angetan habe und Alice und dem Kind, das sie erwartete, und den drei Töchtern, die sie mit sich in den Tod genommen hat. Bei den Heiligen, Margaret«, Neville war völlig verzweifelt, »was soll ich sonst noch tun? Was kann ich nur tun?«
    Es war genug; mehr konnte Margaret von ihm nicht verlangen. Sie schob den Umhang zurück, legte die Arme um Thomas und zog ihn an sich.
    »Es ist genug, Tom. Mehr brauchst du nicht tun.«
    Er küsste ihre Augenlider, ihre Stirn und schließlich ihren Mund, jede seiner Bewegungen war verhalten und furchtsam. Sie drückte ihn noch fester an sich. Sein Kuss kam ihr wie das Schönste vor, das sie in ihrem trostlosen Leben je erlebt hatte, denn er war voller Liebe und zeugte nicht von Lust oder dem Wunsch, sie zu beherrschen.
    »Liebst du mich?«, fragte sie.
    »O ja, ich liebe dich.«
    Sie lächelte, küsste ihn und hauchte: »Das ist alles, was zählt.«
    Neville erschauerte. Schließlich hob er sie hoch und trug sie zu ihrem Lager hinüber, fort von der Kälte des Fensters.
    Er legte sie auf die Bettstatt und nahm ihr vorsichtig den Umhang ab.
    Seit drei Monaten hatte er sie nicht mehr ohne Kleider gesehen, abgesehen von einem kurzen Blick auf nackte Haut, den er hin und wieder erhascht hatte, wenn sie ins Bett gegangen oder aufgestanden war, und ihr Anblick erschütterte ihn zutiefst.
    Über ihre Brüste und die Innenseite ihrer Schenkel verliefen Narben.
    Richards Spuren.
    Sie sah ihn schweigend an und als sie bemerkte, dass ihm Tränen in den Augen standen, ließ sie ihm einen Moment lang Zeit, sich wieder zu sammeln. Gütiger Himmel, wie schön er war! Margaret hatte das immer schon gewusst, doch nun, da die Maske der Gleichgültigkeit gefallen war, wurde ihr plötzlich klar, wie männlich und reizvoll er aussah.
    Sie streckte die Hand aus und berührte seine Wange.
    »Bei allen Heiligen!«, murmelte Neville. »Ich habe nicht gewusst, dass sie dich so übel zugerichtet haben.«
    »Das ist jetzt Vergangenheit, mein Geliebter«, sagte sie und zog seine Hand zu sich herab. »Es ist vorbei.«
    Er küsste sie, löste sich jedoch gleich wieder von ihr. »Ich will dir nicht wehtun«, flüsterte er. Er verzehrte sich nach ihr, doch er befürchtete, dass sie nur an die Schändung durch Richard und de Vere erinnert würde, wenn er sie berührte.
    »Dann tu eines für mich«, sagte sie, während sie sanft sein Gesicht streichelte.
    »Was?«
    »Sei mein Geliebter«, sagte sie.
    Trotz seiner Tränen musste er lächeln. »Ach, meine Liebe, nichts leichter als das, denn bist du nicht schöner als die frisch geschmiedete Pflugschar? Herrlicher als die Sonnenstrahlen, die die Schollen des gepflügten Feldes wärmen?«
    Sie brach in Gelächter aus, und beide waren miteinander versöhnt.
    Der Erzengel Michael stieg langsam zu den himmlischen Gefilden der Engel auf. Er war zufrieden. Zwar war Thomas in dieser Nacht der Liebe erlegen, doch waren Täuschung und Lügen daran schuld gewesen. Wenn Thomas erst einmal erfuhr, wie furchtbar er getäuscht worden war…
    Der Erzengel frohlockte. Heute Nacht hatten sich Bolingbroke und Margaret ihre eigene Grube gegraben! Der heilige Michael begann zu lachen, und als er sich seinen Brüdern in den Gefilden der Engel anschloss, stimmten die himmlischen Heerscharen in sein triumphierendes Lachen mit ein.

Kapitel Drei
     
    Vor Matutin, am Donnerstag vor der Geburt
    unseres Herrn, Jesus Christus
    Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (Donnerstag, 22. Dezember 1379, 2 Uhr morgens)
     
     
     
    Bolingbroke stand immer noch mit Tränen in den Augen vor der Tür des Gemachs, das Schwert in der Hand.
    Mithilfe seiner übersinnlichen Kräfte hatte er alles miterleben können, was zwischen Neville und Margaret vorgefallen war – zumindest ihre Empfindungen, wenn auch nicht die Worte, die sie miteinander gewechselt hatten.
    Bolingbroke schob sein Schwert in die Scheide zurück und wischte die Tränen fort.
    In dieser Nacht hatte sich die Hoffnung bezahlt gemacht, die er all die Jahre lang in Neville gesetzt hatte.
    Verflucht, dachte er. Ich habe schon immer gewusst, dass es einen Grund gibt, ihn zu mögen.
    Und damit ging er davon.
     
     
    Als er die Tür zu seinem eigenen Gemach öffnete, stellte Bolingbroke überrascht fest, dass die Lampen im Raum angezündet waren. Mary, die vor einem

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