Dienerin zweier Herren
seid beide äußerst verwirrend. Ich weiß ehrlich gesagt im Augenblick gar nicht, was und wen ich will. Am besten euch beide.»
Antonino lachte laut auf, aber sein Lachen klang nicht frei.
Zu Julianes Verwirrung trug auch bei, dass Antonino an diesem Tag wohl nichts von ihr erwartete außer ihrer Gesellschaft. Er schien im Gegensatz zu seinem Bruder kein Draufgänger zu sein. Zwar landete später, als sie im Kino saßen, seine Hand wie zufällig auf Julianes Oberschenkel und sie fühlte sich außerstande, sie zurückzuweisen. Augenblicklich setzte in ihrem Unterleib ein pulsierendes Verlangen ein, das alles andere als unangenehm war. Sie legte ihre Hand auf die seine, um ihn sanft zurückzuhalten, falls seine Hand auf Erkundungsreise gehen sollte. Sie war aber andererseits ein wenig enttäuscht, als dies nicht geschah, und überlegte, ob sie die Initiative übernehmen und seine Hand zwischen ihre Schenkel schieben sollte. In ihrem Höschen war es heiß und sie fragte sich, ob der Liebesfilm daran schuld war oder Antoninos Nähe. Vielleicht war sie aber auch nur neugierig, ob es mit ihm genauso sein würde wie mit Domenico.
Während er sie nach Hause brachte, plauderte er mit ihr über den Film und sie lachten noch einmal über die eine oder andere komische Szene. Vor der Haustür nahm er sie in den Arm, küsste sie zärtlich und wandte sich dann mit einer leichten Verbeugung zum Gehen. Juliane schluckte. Würde er sich noch einmal umdrehen?
«Warte», bat sie leise. «Willst du denn nicht noch mit zu mir kommen?»
Antonino drehte sich langsam auf dem Absatz um. «Ich hatte so sehr gehofft, dass du das sagen würdest.»
In dieser Nacht klingelte mehrfach Julianes Telefon. Aber sie nahm es nicht ab. Antonino war bei ihr geblieben und wann immer sie die Hand ausstreckte, fühlte sie seine weiche Haut und seine angenehme Wärme.
Erst nachdem er am Morgen gegangen war, hörte sie den Anrufbeantworter ab. Dreimal hatte Domenico draufgesprochen.
«Verzeih mir. Bitte verzeih, dass ich einfach gegangen bin. Es gibt dafür keine Erklärung. Ich weiß nur eines: Ich muss dich wiedersehen.»
Gleichgültig, wie unvernünftig dies war – Juliane wollte ihm noch eine Chance geben. In Antonino war sie verliebt, das wusste sie seit letzter Nacht. Aber wie viel Antonino steckte in Domenico?
7
Wie befürchtet, überschlugen sich ab da die Ereignisse und die kommenden Wochen verliefen kompliziert. Abwechselnd ging Juliane mal mit Domenico, dann wieder mit Antonino aus. Sie hatte es bislang vermieden, Bea zu treffen oder anzurufen. Glücklicherweise war diese sowieso geschäftlich stark eingespannt und meldete sich ihrerseits nicht. Sie hätte bestimmt bemerkt, dass sich in Julianes Leben etwas grundlegend geändert hatte.
Oh ja, sehr geändert! Es gab Tage, da befand Juliane sich in einem derart verheerenden Gefühlschaos, dass sie den Zwillingen mittags aus dem Weg ging, indem sie nicht im Café erschien und auch nicht ihr Handy abnahm. Sie hatte keine Ahnung, wen von beiden sie mehr liebte. Beide waren gleich attraktiv, gleich intelligent und der Sex mit ihnen machte Spaß. Ja, sogar mit Domenico. Sobald er sie ansah, wollte sie von ihm überwältigt werden. Aber auch Antoninos sinnliches Werben war nicht zu verachten.
Juliane schob alle Gedanken, die etwas mit Vernunft oder Moral zu tun hatten, erfolgreich von sich, als wäre sie von Beas liederlichem Verhalten wie mit einem Virus infiziert worden. Doch die beiden Männer drängten mit jedem Tag mehr auf eine Entscheidung. Statt diese selbst zu treffen und sich dadurch vielleicht zu entzweien, erwarteten sie, dass ihre Geliebte Prioritäten schuf. Aber Juliane sah sich ebenso wenig in der Lage, zwischen den beiden zu wählen. Sie waren gleich und doch nicht völlig gleich. Der etwas ruhigere und zuvorkommende Antonino konkurrierte durchaus erfolgreich mit seinem ungestümeren Bruder.
«Bitte, Juliane, jeder von uns will dich behalten! Mit wem von uns willst du künftig zusammen sein?» Antonino wirkte an diesem Tag besonders verzweifelt.
«Behalten?», lachte sie gequält. «Das hört sich so entsetzlich besitzergreifend an!»
Mehr als einmal verkroch sie sich abends heulend unter die Bettdecke. Wie um Himmels willen sollte sie sich entscheiden? Offensichtlich gab es nicht einen kompletten Mister Perfect, sondern zwei halbe Ausgaben. Julianes Innerstes wurde von dem Feuer verzehrt, das die beiden entfacht hatten. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Tag
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