Dienerin zweier Herren
gemacht. Es war wohl besser, die zweite Verabredung abzusagen. Antonino war bestimmt keinen Deut besser als sein Bruder. Schließlich waren sie eineiige Zwillinge und wenn sie im Alltag kaum auseinanderzuhalten waren, wieso sollten sie sich in ihrer Sexualität unterscheiden? Enttäuscht wickelte Juliane sich in ihre Bettdecke ein, konnte jedoch lange nicht einschlafen.
– * –
Das Telefon klingelte.
«Guten Morgen, Juliane. Hier ist Antonino – darf ich Sie heute Nachmittag zum Kaffee einladen?»
Juliane schwieg. Die Erinnerung an den kurzen intensiven Sex mit Domenico glühte in ihrem Kopf, doch die von seinem schnellen Verschwinden ausgelöste Eiszeit war kaum weniger intensiv. Wozu sich mit Antonino treffen?
«Juliane – sind Sie noch dran? Bitte, darf ich Sie um drei Uhr abholen?» Seine Stimme klang sanft und freundlich.
«Ich weiß nicht, ich – mir geht’s heute nicht gut.» Juliane biss sich auf die Lippe. Sie brachte es einfach nicht über die Lippen, ihm eine barsche Abfuhr zu erteilen.
«Oh, das tut mir leid. Dann sehen wir uns vielleicht am nächsten Wochenende?»
War er doch nicht so verroht wie sein Bruder? Zumindest klang er mitfühlend. Komm, Juliane, gib dir einen Ruck. Er hat wenigstens eine Chance verdient. Aber er ist Domenicos Zwilling! Zwiespältige Gefühle rasten durch Julianes Kopf hin und her.
«Na ja, es ist nicht so schlimm. Bis heute Nachmittag geht es mir ja vielleicht besser.»
Als Antonino um die Ecke bog, stand Juliane bereits vor der Tür. Es war sehr heiß an diesem Nachmittag. Dementsprechend trug sie eine dreiviertellange leichte Baumwollhose und ein bunt gemustertes Top.
«Hallo Juliane.»
Antonino wirkte ein wenig steif in seinem hellen Sommeranzug. Er schüttelte ihr förmlich die Hand und sie registrierte verwundert, dass seine Anspannung wohl genauso groß war wie ihre. Das beruhigte sie ein wenig. Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss links und rechts auf die Wange. Dann gingen sie nebeneinander los und verließen eine Straße später die Fußgängerzone.
Als sie seine Limousine erreichten, hielt er Juliane zuvorkommend die Wagentür auf, bevor er selbst einstieg. Bei Tag ein Gentleman und nachts voller Gier, wie ein Raubtier, dachte Juliane grimmig.
«Ich dachte, wir fahren in den Botanischen Garten, er soll im Augenblick sehr schön blühen. Und das Café dort ist auch ganz nett. Sind Sie damit einverstanden?»
Juliane war verwirrt. Die Art, wie er es sagte, wirkte fast schüchtern. «Ja, das klingt doch gut. Ich mag Blumen, und im Botanischen Garten war ich schon lange nicht mehr.»
«Fein.» Seine Stimme klang erleichtert. Er griff nach dem Sicherheitsgurt, um sich anzuschnallen und startete den Motor.
«Antonino?»
«Ja?»
«Aber lass doch bitte das förmliche Sie. Wir sollten uns duzen, oder spricht etwas dagegen?»
Nun lachte er gelöst. «Gerne, Juliane.»
Ab diesem Augenblick hätte Juliane nicht sagen können, ob sie sich seine zuvor gezeigte Zurückhaltung nur eingebildet hatte. Er plauderte auf einmal locker drauflos, bot ihr im Botanischen Garten seinen Arm zum Einhängen an, und wie ein altes Ehepaar schlenderten sie zwischen den Beeten hindurch, besuchten zwei der Gewächshäuser und wiesen sich gegenseitig auf besonders schöne Blüten hin.
Auf einmal hauchte er ihr einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihr ins Ohr. «Du hast mir mein Herz gestohlen, Juliane!»
Im nächsten Augenblick nahm er sie an die Hand und riss sie wie ein kleiner Junge mit sich, rannte mit ihr rund um einen Seerosenteich herum, bis sie atemlos anhielten, sich tief in die Augen sahen und sanft küssten, ehe sie Hand in Hand weiterschlenderten.
Nachdem sie auf der Terrasse des Cafés Platz genommen hatten, wurde Antonino auf einmal ernst.
«Juliane, ich weiß, es – es ist der absolute Wahnsinn. Ich habe das Gefühl, es keine Sekunde mehr ohne dich auszuhalten. Ich denke an nichts anderes als an dich», sprudelte es aus ihm heraus. Er nahm ihre Hand. Während Julianes Hand eine gesunde Wärme abstrahlte, waren seine schlanken, feingliedrigen Finger eiskalt. «Was machen wir nur? Ich liebe dich. Aber ich weiß, Domenico liebt dich nicht weniger.»
Juliane war, was das betraf, anderer Ansicht. Trotzdem brachte sie es nicht über sich, Antonino Hoffnungen zu machen und Domenicos Verhalten völlig zu verurteilen. Zwei attraktive Männer, die hinter ihr her waren und dies so deutlich machten – das überstieg ihr Urteilsvermögen.
«Entschuldige, aber ihr
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